Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Musikinstrumente
Musik|instrumente, Geräte zum Hervorbringen musikalisch verwertbaren Schalls (Töne, Klänge und Geräusche). Die Einteilung in Saiteninstrumente (Streich-, Zupf-, Saiteninstrumente mit Klaviatur), Blasinstrumente (Holz-, Blechblasinstrumente, mit Tastatur, mit Zungen) und Schlaginstrumente ist ungenau und durch eine von E. M. von Hornbostel und C. Sachs entwickelte Systematik ersetzt: Idiophone (Selbstklinger), Membranophone (Fellklinger), Chordophone (Saitenklinger), Aerophone (Luftklinger), Elektrophone (elektron. M.).Geschichte: Die lückenhafte Überlieferung durch Funde erlaubt es nicht, die Entstehung der M. im Einzelnen zu datieren. Nach der (nicht mehr vorbehaltlos anerkannten) Theorie von C. Sachs entstanden in prähistor. Zeit Schlagidiophone, in der Altsteinzeit Schwirrholz, Flöte, Schnecken- und Tubushorn, in der Jungsteinzeit Grifflochflöte, einfellige Trommel, Panflöte, Musikbogen, Xylophon, Maultrommel und Rohrblattpfeife, in der »Metallzeit« Zither und Glocke. Seit der Jungsteinzeit verfügten die M. über wechselnde Tonhöhen. - Rekonstruierbare Funde, Abbildungen und schriftl. Zeugnisse lassen für das 3. Jt. v. Chr. in Mesopotamien den Schluss auf den Gebrauch von Harfe, Leier und zweifelliger Trommel zu. Ein Jahrtausend später sind in Ägypten Laute, Becken, Trompete und Doppelrohrblattpfeife bezeugt. Das grch. Instrumentarium im 1. Jt. v. Chr. wurde aus dem Vorderen Orient übernommen und brachte an Neuerungen Sackpfeife, Kastagnetten und Hydraulis. Wahrscheinlich über die Etrusker und Kelten gelangten Harfen, Leiern und Hörner ins mittelalterl. Europa; aus dem Orient kamen weitere für die Folgezeit wichtige M. wie Orgel, Psalterium, Fiedel, Rebec, Laute, Schalmei und Trompete. Eine bed. Neuerung des MA. war die Einführung von Tasten bei Saiteninstrumenten, wodurch spätestens im 14. Jh. über das Monochord die Frühformen von Klavichord und Cembalo entstanden. In der Renaissance wurde das Instrumentarium stark ausgeweitet; der Tonraum erweiterte sich um zwei Oktaven nach unten, es entstanden viele Instrumentenfamilien (d. h. Bau des gleichen M. in Diskant-, Alt-, Tenor- und Basslage). Neue Typen wurden entwickelt, bes. bei den Blasinstrumenten (z. B. Rackett, Sordun, Rausch- und Schreierpfeife, Dulzian, Krummhorn, Pommer, Zink). Aus Fiedel und Rebec entstanden die drei Gruppen der Streichinstrumente, die Liren, Violen und die Violinfamilie. Das 16. Jh. unterschied die akkordfähigen »Fundamentinstrumente« wie Orgel, Cembalo und Laute von den i. d. R. einstimmigen »Ornamentinstrumenten«. Im 17./18. Jh. bildete sich das Orchester mit dem Streicherchor als Kern heraus. Bedeutsam waren im 18. Jh. die Entwicklung des Hammerklaviers und die Einführung der temperierten Stimmung. Die allgemeine Technisierung führte im 19. Jh. im Instrumentenbau zur Verbesserung vorhandener M. (z. B. Einführung der ausgereiften Klappenmechanik bei Flöten und Rohrblattinstrumenten, von Ventilen bei Blechblasinstrumenten, der Repetitionsmechanik beim Klavier). Daneben entstanden neue M. wie Saxophon, Harmonium, Mund- und Handharmonika. Neue Klangmöglichkeiten erschlossen im 20. Jh. die Elektrophone.
Literatur:
W. Ruf Lexikon M., hg. v. u. a. Mannheim u. a. 1991.
Dickreiter, M.: M. Kassel u. a. 41994.
Baines, A.: Lexikon der M. Aus dem Engl. Stuttgart u. a. 1996.
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