Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Multimedia
Multimedia[lat.] das (meist ohne Artikel verwendet),
1) elektron. Datenverarbeitung, Telekommunikation, Hörfunk und Fernsehen: computergestützte Medienanwendungen, in die digitalisierte Bilder, Daten und Töne integriert werden, sodass sie gleichzeitig verfügbar sind. M. ermöglicht die Kombination von Text, Bild und Ton bzw. Daten, Video und Audio und einen interaktiven Dialog bei der Benutzung. »Audio«, »Video« und »Daten« sind als drei Einzelmedien zu betrachten, bei Kombination von zweien oder dreien spricht man von M. Zugehörig sind weitere Bestandteile: Transportkanäle, Vermittlungssysteme und Endgeräte, die zumindest prinzipiell für Audio, Video und Daten geeignet sind. Diese Bedingung ist erfüllt, wenn alle Informationen in digitaler Form vorliegen und alle Geräte, in denen solche Informationen umgesetzt oder verarbeitet werden, im erforderl. Umfang EDV-Geräte (Computer) sind.
Bei M.-Anwendungen sind alle Informationen binär digitalisiert. Bei der funktionsorientierten Betrachtung der M.-Angebote wird zw. lokalen oder nicht verteilten M.-Systemen (Offline-Anwendung) und netzgestützten oder verteilten M.-Systemen (Online- oder Stand-by-Anwendungen) unterschieden. Das wichtigste Offlineprodukt ist die multimediale CD-ROM. Beim Onlinemarkt wird unterschieden zw. Distributions-M. und Kommunikations-M.; Letzteres ermöglicht Interaktion (z. B. Bildtelefon, Video- und Computerkonferenzen), Ersteres nur eine begrenzte Rückkoppelung. Hierher gehören z. B. Teleshopping, Video-on-Demand, Pay-per-View oder die Bereitstellung von Lernprogrammen, Sachinformationen und Spielen über das Telefonnetz. - Zum Recht Mediendienstestaatsvertrag, Teledienstegesetz.
Literatur:
Negroponte, N.: Total digital. Die Welt zw. 0 u. 1 oder die Zukunft der Kommunikation. A. d. Amerikan. Tb.-Ausg. München 1997.
Zukunft M. Grundlagen, Märkte u. Perspektiven in Dtl., hg. v. Booz, Allen & Hamilton u. a. Frankfurt am Main 41997.
2) Informatik: Integration verschiedener digitaler Medien wie Text, Grafik, Foto, Video und Audio in einem Computer, der für den Anschluss weiterer Peripheriegeräte offen sein muss. Bei M. hat der Anwender auf die einzelnen Medien einen wahlfreien Zugriff.
3) Kunst: (Mixedmedia) zeitgenöss. Äußerungsformen, die unter Einbeziehung verschiedenster techn. Medien durch Verbindung mehrerer Kunstbereiche (bildende Kunst, Rauminstallation, Theater, Performance, Tanz, Musik, Ton, Aktionskunst) das Aufbrechen festgefahrener Gattungsvorstellungen und damit einen unmittelbaren Zugang zum Publikum erreichen wollen. Als künstler. Ausdrucksform zielt M. auf eine neue Einheit im Sinne eines Gesamtkunstwerks, im Unterschied etwa zur M.-Show, die eine suggestive Unterhaltung oder Untermalung anstrebt. Hinter der Aufhebung der Kunstgattungen steht der künstler. Wille zur Aufhebung der Diskrepanz zw. Leben und Kunst. Eingesetzt werden Mittel der Fotografie und des Films, Video, Tonband, Text- und Musikcollage, Sound, Laser, Lichtorgel, Bildprojektionen u. a. Vorläufer sind u. a. der russ. Komponist A. Skrjabin mit seiner Vorstellung einer Einheit von Musik und Farbe (»Prométhée«, 1909/10; Verwendung eines Farbenklaviers), ferner experimentelle Darstellungen dadaist. Kreise. Seit dem Ende der 1950er-Jahre gewannen diese Ansätze eine neue Bedeutung. (Fluxus, Environment, Happening, Performance)
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