Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Moçambique
I Moçambique Fläche: 801 590 km2
Einwohner: (1995)16,4 Mio.
Hauptstadt: Maputo
Verwaltungsgliederung: 11 Provinzen
Amtssprache: Portugiesisch
Nationalfeiertag: 25. 6.
Währung: 1 Metical (MT) = 100 Centavos (CT)
Zeitzone: MEZ + 1 Std.
[mosam'bɪk, port. musam'bikə] (amtlich República de M., dt. auch Mosambik), Staat in SO-Afrika, grenzt im O an den Ind. Ozean, im S an Swasiland, im SW an die Rep. Südafrika, im W an Simbabwe, im NW an Sambia und Malawi, im N an Tansania.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 30. 11. 1990 ist M. eine Rep. (seit 1995 im Commonwealth) mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der mit weitgehenden exekutiven Vollmachten ausgestattete Präs. (direkt gewählt). Er ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte, ernennt die Reg. unter Vorsitz des MinPräs., bestimmt den Reg.kurs und kann den Notstand verhängen. Die Legislative liegt bei der Versammlung der Rep. (250 Abg.). Seit Aufhebung des Monopolanspruchs der Frente de Libertação de M. (FRELIMO) entstanden zahlr. Parteien, u. a. RENAMO (Resistência Nacional Moçambicana) und UD (União Democrática), ein Bündnis von drei kleinen Parteien.
Landesnatur: M. umfasst das 200-400 km breite Küstentiefland (mit einer Küstenlänge von 2 795 km), das im N und W zu 1 000 m hohen ausgedehnten Hochländern ansteigt, die von Inselbergen überragt werden. Höchste Erhebung ist der Monte Binga mit 2 436 m ü. M. Das Klima ist im N und im zentralen Teil tropisch, vom Monsun bestimmt, im SO, unter dem Einfluss des SO-Passats, subtropisch. Es überwiegen Trockensavannen mit z. T. ausgedehnten Wäldern, entlang der Flüsse Feuchtsavannen mit Galeriewäldern, an der Küste und an den Flussmündungen Mangrovenwälder. Hauptflüsse: Sambesi, Limpopo.
Bevölkerung: 98 % gehören zu 76 ethn. Gruppen von Bantuvölkern (Makua, Tsonga, Malawi, Shona u. a.); die meisten Europäer haben seit 1974 das Land verlassen. Die Rückwanderung von fast 5 Mio. Binnenflüchtlingen in ihre Heimatorte und die Rückkehr von 1,7 Mio. Flüchtlingen aus den Nachbarländern sowie von rd. 15 000 Mosambikanern aus der ehem. DDR schaffen große Probleme. Etwa 50 % der Bev. gehören Naturreligionen an, je 20 % sind Christen und Muslime. - Es besteht 7-jährige Schulpflicht; Unterrichtssprache ist Portugiesisch; 60 % der Bev. sind Analphabeten. Univ. in Maputo (gegr. 1962).
Wirtschaft, Verkehr: Durch den 17-jährigen Bürgerkrieg ist die Wirtschaft stark geschädigt, zeigt aber wieder ein merkl. Wachstum. Wichtigster Zweig ist die Landwirtschaft. Für den Eigenbedarf werden bes. Mais, Maniok, Hülsenfrüchte, Hirse, Reis und Bataten angebaut, auf Plantagen v. a. für den Export Zuckerrohr, Sisal, Cashewnüsse, Tee, Baumwolle, Kokospalmen (Kopra) und Zitrusfrüchte. Viehhaltung ist wegen der Tsetsefliege (bes. im N) gering; Fischerei für Eigenversorgung und Export (Garnelen). Die Bodenschätze (u. a. Kupfer-, Eisenerz, Tantalit, Betonit, Gold, Edelsteine) werden noch wenig genutzt; nennenswert ist nur der Abbau von Steinkohle und Bauxit; Erdgasförderung bei Beira; Meersalzproduktion. Stromerzeugung durch das Cabora-Bassa-Wasserkraftwerk; Stromexport in die Rep. Südafrika. Industrie: v. a. Nahrungsmittel-, Textilind., Stahlwerk, Erdölraffinerie; wichtigster Ind.standort ist Maputo. Haupthandelspartner: EU-Länder, USA, Rep. Südafrika, Japan. - M. ist ein wichtiges Transitland; Eisenbahnnetz 3 131 km, Verbindungen nach Swasiland, Südafrika, Simbabwe, Malawi; Straßennetz 28 000 km, davon 5 000 km befestigt. Haupthäfen: Maputo, Beira, Nacala; internat. Flughäfen: Maputo, Beira, Nampula. Nat. Fluggesellschaft »Linhas Aeras de M.«.
Geschichte: Ab 1505 besetzten die Portugiesen die arab. Handelsplätze an der Küste und drangen im Sambesital ins Landesinnere vor. M. erhielt 1609 einen eigenen Gouverneur. Vom 16. bis 19. Jh. versuchten Araber, Osmanen, Niederländer, Franzosen, Briten und Österreicher, sich der ostafrikan. Küstengebiete zu bemächtigen. Anfang des 20. Jh. unterwarfen die Portugiesen M. vollständig; es wurde 1951 Überseeprovinz. 1962 entstand die Befreiungsorganisation FRELIMO, die seit 1964 den Kampf um die Unabhängigkeit führte. M. erhielt 1973 innere Autonomie und 1975 völlige Unabhängigkeit. Proklamiert wurde die Volksrep. M. unter Staatspräs. S. Machel; die marxistisch orientierte FRELIMO wurde Staatspartei. Die Rep. Südafrika unterstützte den bewaffneten Kampf der antimarxist. Gruppierung RENAMO, was einen langen Bürgerkrieg (über 700 000 Tote und über 1 Mio. Flüchtlinge) auslöste. Nach dem Tod Machels 1986 leitete Staatspräs. J. M. Chissano eine Politik der allmähl. Annäherung an den Westen ein. 1989 löste sich die FRELIMO offiziell vom Marxismus-Leninismus. 1990 wurde der Staatsname in Rep. M. geändert, die Einparteienherrschaft aufgehoben und ein marktwirtsch. System sowie freie Wahlen angestrebt. Nach 16 Jahren Bürgerkrieg unterzeichneten im Okt. 1992 in Rom Staatspräs. Chissano und RENAMO-Führer Dhlakama einen Waffenstillstands- und Friedensvertrag. Von Dez. 1992 bis Dez. 1994 überwachte eine UN-Friedenstruppe den Waffenstillstand und die Demobilisierung der Bürgerkriegsparteien. Mit den allgemeinen Wahlen vom Okt. 1994, bei denen die FRELIMO eine knappe Mehrheit im Parlament errang, fand der Friedensprozess seinen Abschluss. Zugleich wurde Präs. J. A. Chissano in seinem Amt bestätigt. Im Nov. 1995 wurde M. als bislang einziges nicht englischsprachiges Mitgl. in das Commonwealth of Nations aufgenommen. Hauptprobleme des Landes sind der Aufbau der Wirtschaft und der Infrastruktur, die Rückführung der Flüchtlinge, die Reintegration der demobilisierten Soldaten und der Aufbau einer neuen Armee sowie die Räumung der schätzungsweise 2 Mio. Landminen.
Literatur:
S. Pater. Zum Beispiel Mosambik, bearb. v. Göttingen 1988.
Steiner, L.: Mosambik. Stuttgart 1992.
Newitt, M.: A history of Mozambique. London 1995.
II Moçambique
[mosam'bɪk, port. musam'bikɛ], Hafenstadt in NO-Moçambique, 15 000 Ew., auf der gleichnamigen Koralleninsel (UNESCO-Welterbe) im Ind. Ozean (Brücke zum Festland).- M., eine alte arab. Handelsniederlassung, bestand schon im 10. Jh.; 1508 errichteten Portugiesen das Fort São Sebastião. Bis 1897 war M. Hauptstadt von Portugiesisch-Ostafrika.
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