Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mozart
Mozart,1) Leopold, Komponist, getauft Augsburg 14. 11. 1719, ✝ Salzburg 28. 5. 1787, Vater von 2); wurde 1757 Hofkomponist des Erzbischofs von Salzburg, 1763 Vizekapellmeister; nahm sich bes. der musikal. Förderung seines Sohnes an; komponierte Kirchenmusik, Kantaten, Sinfonien, Divertimenti und Konzerte; seine Schrift »Versuch einer gründl. Violinschule« (1756, Neudruck 1956) gehört zu den bedeutendsten Lehrwerken seiner Zeit.
2) Wolfgang Amadeus, Komponist, * Salzburg 27. 1. 1756, ✝ Wien 5. 12. 1791, Sohn von 1); wurde von seinem Vater früh in Klavier- und Violinspiel sowie Komposition unterrichtet (1761/62 erste Kompositionsversuche) und erregte als Wunderkind Aufsehen. Zus. mit seiner Schwester Maria Anna (* 1751, ✝ 1829), gen. »Nannerl«, konzertierte der sechsjährige M. in München, später auch in Wien, Paris und London, wo er die Bekanntschaft J. C. Bachs machte. Für Konzerte in London schrieb M. 1764/65 seine ersten Sinfonien. 1769 wurde er (unbesoldeter) erzbischöfl. Konzertmeister in Salzburg. Reisen nach Augsburg, Mannheim und Paris (1777-79) brachten nicht die erhoffte Anstellung bei Hofe. Nach dem Bruch mit dem Erzbischof von Salzburg 1781 lebte M. als freischaffender Künstler in Wien, konnte sich jedoch trotz künstler. Erfolge keine gesicherte Existenz schaffen. 1782 heiratete er Constanze Weber (* 1762, ✝ 1842) aus Mannheim. 1787 wurde M. zum kaiserl. Kammerkomponisten ernannt. M. starb 1791 über der Arbeit zum »Requiem«. - In der Wiener Klassik zw. Haydn und Beethoven stehend, schuf M. Werke aller musikal. Stile und Gattungen. Sein Schaffen umspannt vokale und instrumentale, geistl. und weltl. Musik. Seine Aufnahmebereitschaft und sein Assimilationsvermögen befähigten ihn dazu, alle Anregungen der musikal. Tradition und der zeitgenöss. Musik aufzugreifen (u. a. von J. Schobert, C. P. Emanuel Bach, J. und M. Haydn sowie den Komponisten der italien. Opera buffa, Opera seria, der Mannheimer Schule und der frz. Opéra comique) und daraus einen unverkennbaren Stil zu entwickeln. Dieser ist gekennzeichnet durch Vielfalt der themat. Erfindung; er verbindet klangl. Farbigkeit mit höchster Geistigkeit und formaler Strenge und lebt von melod., rhythm. und dynam. Kontrasten. Die Instrumentalmusik, im galanten Stil des Rokoko begonnen, vertiefte M. durch den Reichtum der Melodik und formale Differenzierung. In den Instrumentalkonzerten, bes. den Klavierkonzerten, gelang ihm ein vollkommener Ausgleich von Soloinstrumenten und Orchester. Aus der Übernahme italien. Formelemente (Rezitativ, Arie, Ensemble und Finale) entwickelte er seine Oper, für die u. a. der dramat. Aufbau und die Individualität der Figurenzeichnung charakteristisch sind. Auch schuf er aus der Verbindung trag. und kom. Züge eine neue Spielart der Oper (in »Don Giovanni«). Das dt. Singspiel hat er in der »Entführung aus dem Serail« und der »Zauberflöte« zur Oper weiterentwickelt.In M.s Geburtshaus in Salzburg wurde 1841 von dem Verein Mozarteum ein M.-Museum eingerichtet; 1880 trat an die Stelle des alten Vereins die Internat. Stiftung Mozarteum, die eine Musikakademie unterhält, Konzerte veranstaltet (Musikverein) und seit 1880 Jahresberichte herausgibt. M.s Leben und Werk sind häufig dichterisch behandelt worden: »Don Juan«, Novelle von E. T. A. Hoffmann (1812); »M. auf der Reise nach Prag«, Novelle von E. Mörike (1855).
Werke: Vokalmusik: 24 Bühnenwerke, darunter die fünf Meisterwerke: »Die Entführung aus dem Serail« (1782); »Die Hochzeit des Figaro« (1786 ); »Don Giovanni« (1787); »Così fan tutte« (1790); »Die Zauberflöte« (1791 ); ferner (Auswahl): »Bastien und Bastienne« (1768); »Die Gärtnerin aus Liebe« (1775); »Idomeneo« (1781); »Titus« (1791). - Kirchenmusik: 17 Messen (darunter »Krönungsmesse«, c-Moll-Messe); Requiem (1791, von seinem Schüler F. X. Süßmayr vollendet); Lieder, Kanons. - Orchesterwerke: über 50 Sinfonien, am bekanntesten die in Es-Dur (KV 543), g-Moll (KV 550) und C-Dur (»Jupiter-Sinfonie«, KV 551); Kassationen, Divertimenti und Serenaden, darunter die »Haffner-Serenade« und »Eine kleine Nachtmusik«; Märsche, Tänze, Trauermusik. - Instrumentalkonzerte: 5 für Violine, 21 für Klavier u. a. - Kammermusik: 36 Sonaten für Violine und Klavier, Klaviertrios; 2 Klavierquartette, Klavierquintett Es-Dur ; Streichquartette und Quartette mit einem Blasinstrument; Duos für Streicher oder Bläser; Streichquintette. - Klavierwerke: u. a. 19 Sonaten, Rondos, Fantasien, Variationen, Klaviermusik zu vier Händen und für zwei Klaviere. - Im Köchelverzeichnis sind M.s sämtl. Werke verzeichnet.
Literatur:
Fellerer, K. G.: Die Kirchenmusik W. A. M.s. Neuausg. Laaber 1985.
Abert, H.: W. A. M., 2 Tle. Leipzig 111989-90.
Valentin, E.: Lübbes M.-Lexikon. Neuausg. Bergisch-Gladbach 1994.
Hennenberg, F.: W. A. M. Reinbek 13.-15 Tsd. 1996.
Kunze, S.: M.s Opern. Stuttgart 21996.
Einstein, A.: M. Sein Charakter - sein Werk. A. d. Engl. Neuausg. Frankfurt am Main 33.-36. Tsd. 1997.
Tichy, G.: M.s unfreiwilliges Vermächtnis. Bonn 1998.
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