Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Motette
Motẹtte[italien. mot(t)etto] die, eine der zentralen Gattungen mehrstimmiger Vokalmusik der abendländ. Musikgeschichte; ihr Ursprung liegt in der nachträgl. (zunächst lat., später frz.) Textierung von Discantus-Oberstimmen des Notre-Dame-Repertoires. Noch im 13. Jh. verselbstständigte sich die M. zur wichtigsten Gattung der Ars antiqua sowohl im weltl. wie auch im geistl. Bereich. Mit Zentrum in Frankreich war die M. im 14. Jh. bereits auf dem ganzen Kontinent verbreitet. Ihre Veränderung durch kunstvolle Kompositionstechniken belegen die M. von G. de Machault. Entscheidenden Anteil an der für das 15. und 16. Jh. gültigen techn. Ausformung gewann G. Dufay. Im ausgehenden 15. Jh. vollzog sich die Rückwendung der M. zur Kirchenmusik. Maßgebende M.-Komponisten des 16. Jh. waren Josquin Desprez, G. P. da Palestrina und O. di Lasso. Neben der Fortführung der traditionellen Formen brachte das 17. Jh. die instrumental begleitete Solo-M. sowie aus der venezian. Tradition die mehrchörige M. hervor. Von den M. J. S. Bachs abgesehen, folgte die Gattung dem allg. Niedergang der Kirchenmusik, blieb aber auch im 19. Jh. als geistl. oder weltl. besinnl. Chorwerk (R. Schumann, F. Mendelssohn Bartholdy, J. Brahms, A. Bruckner, M. Reger) lebendig und fand im 20. Jh. durch die Jugendmusikbewegung, die kirchenmusikal. Erneuerung und die damit verbundene Anknüpfung an die Vorbilder der Renaissance und des Barock neue Impulse (u. a. bei H. Distler, E. Pepping, E. Krenek).
Literatur:
Boetticher, W.: Geschichte der M. Darmstadt 1989.
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