Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Moskau
Mọskau(russ. Moskwa), Hptst. von Russland und des Gebiets M., im Zentrum des europ. Teils von Russland, auf beiden Seiten der Moskwa, 8,64 Mio. Ew. (einschl. der Vororte); auf einer Stadtfläche von 1 091 km2 (davon 162 km2 Grünfläche). M. ist die größte Stadt Russlands, Sitz des russisch-orth. Patriarchen und bedeutendstes russ. Zentrum von Wiss., Kunst und Kultur mit der Russ. Akademie der Wiss. u. a. wiss. Akademien, Lomonossow-Univ. (1755 gegr., Neubau 1948-52 auf den Leninbergen), Univ. der Völkerfreundschaft »Patrice Lumumba« (1960 gegr.), russisch-orth. Univ. (1993 gegr.) und 40 andern Univ. und vielen Hochschulen, über 3 000 Bibliotheken (bes. Russ. Staatsbibliothek), Goethe-Institut, etwa 70 Museen, Galerien (bes. Tretjakowgalerie), Bolschoi-Theater, Moskauer Künstlertheater u. a. Bühnen, Philharmonie, Zoo, botan. Garten, zwei Zirkussen, Planetarium und vielen Sportstätten (1980 Austragungsort der XXII. Olymp. Spiele). In M.-Ostankino Fernsehzentrum (540 m hoher Fernsehturm), vier Filmstudios (bes. »Mosfilm«; internat. Filmfestspiele) sowie auf über 200 ha das Allruss. Ausstellungsgelände. - M. ist bedeutendster Verkehrsknoten (neun Kopfbahnhöfe) und Ind.standort Russlands. Die drei Flusshäfen sind durch den Moskaukanal mit der Wolga verbunden. Von den vier Flughäfen dient Scheremetjewo vorrangig dem internat. Verkehr. Das U-Bahn-Netz ist (1997) 261,3 km lang. Um die Stadt führt ein 550 km langer Eisenbahn- und ein 109 km langer Autobahnring. M. ist das größte russ. Industriezentrum. Die führenden Industriezweige sind Maschinenbau, Automobilherstellung, Metall verarbeitende, Leicht- (bes. Textil-), Nahrungsmittel-, elektrotechnisch-elektron., feinwerktechn. Ind. sowie das Verlagswesen und Druckereigewerbe.
Stadtbild: Der Kern der Stadt, auf einem Hügel 40 m über der Moskwa gelegen, ist der Kreml. Um ihn entstanden seit dem MA. in konzentr. Kreisen mehrere Vorstädte (Kitaigorod u. a.), die jeweils von Mauern umgeben wurden, deren Verlauf die jetzigen Ringstraßen und Boulevards zeigen. Nach dem Brand von 1812 wurde die Stadt nach dem alten Ringschema neu errichtet. Anfang der 1930er-Jahre kam es zu einer neuen städtebaul. Entwicklung. Konstruktivist., funktional ausgerichtete Gebäude wurden geschaffen. 1935 begannen Ausbau und Modernisierung im neoklassizist. Monumentalstil (»Zuckerbäckerstil«), der in den 1950er-Jahren durch eine funktionsgerechtere sachl., industrielle Bauweise abgelöst wurde. Zahlr. Neubauten entstanden anlässlich der Olymp. Spiele 1980 sowie mit Beginn der 1990er-Jahre. Bed. Bauten der Vergangenheit sind v. a. Andronikow-Kloster (14. Jh.) mit Erlöserkathedrale (15. Jh.), Simonow-Kloster (14. Jh.), Nowospasski-Kloster (15. Jh.), Nowodewitschi-Kloster mit Smolensk-Kathedrale (16. Jh.), Don-Kloster mit Kleiner (16. Jh.) und Großer (17. Jh.) Kathedrale, Danilow-Kloster (13. Jh. gegr., Väterkathedrale von 1560, Torkirche des 17. Jh., Dreifaltigkeits-Kathedrale des 18. Jh.; Konventsgebäude u. a. wurden 1983-88 als Sitz des Patriarchen von M. restauriert), die Kirchen der Georg. Jungfrau und der Jungfrau von Wladimir (beide 17. Jh.) sowie die Erzengel-Gabriel-Kirche (18. Jh.). An der O-Seite des Kreml liegt der Rote Platz mit Basilius-Kathedrale (1555-60), Leninmausoleum (1930), Kaufhaus GUM (1889-93) und Histor. Museum (1878-83). Der Rote Platz und der Kreml wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Wichtige Bauten des 19. Jh.: Bolschoi-Theater (1821-24), Tretjakowgalerie, Puschkin-Museum.
Geschichte: M., wohl Ende des 11. Jh. als Herrschaftssitz entstanden, wurde 1147 erstmals schriftlich erwähnt und 1156 von Juri Dolgoruki befestigt; 1237 von den Tataren zerstört. Mit Verlegung des Metropolitensitzes von Wladimir nach M. (1317 oder 1325) wurde die Stadt auch kulturelles Zentrum. Seit etwa 1480 Hptst. Russlands, nahm M. im 16. und 17. Jh. einen starken wirtsch. Aufschwung. Auch nach der Verlegung des Hofs durch Peter d. Gr. nach Sankt Petersburg (1712) blieb M. Sitz vieler Zentralbehörden sowie Krönungsstadt; 1812 Einmarsch Napoleons I. (weitgehende Zerstörung durch Brand). Seit 1918 (Übersiedlung der Sowjetreg. aus Petrograd) ist M. wieder Hptst. (zunächst der RSFSR und 1922-91 der UdSSR, seither Russlands).
Literatur:
Riese, H.-P.: M. Fotos: M. Biller u. a. München 21993.
Marx, C. u. Karger, A.: M. - Rußlands Haupt u. Mitte. Stuttgart 1997.
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