Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mosaik
I Mosaik[frz.-italien., aus grch. moũsa »Muse«, »Kunst«] das, Flächendekoration aus kleinen, meist würfelförmigen Stein-, Keramik- oder Glasstückchen, auch aus Kieselsteinen (grch.-röm.), Tonstiften (Urule, 4. Jt.) oder Platten. -Das M. wird als Schmuck von Fußböden, Wänden und Gewölben, gelegentlich auch als selbstständiges M.-Bild verwendet. Die M.-Steine werden nach einer Vorzeichnung dicht in ein feuchtes Mörtelbett gesetzt und später poliert. - Die ältesten Würfel-M. sind in Ur (Mitte 3. Jt.) bezeugt. Eine Blüte erlebt das farbige M., das die verlorene gleichzeitige Malerei widerspiegelt, in der hellenist. und provinzialröm. Kunst (Wand-M., Delos, 2. Jh. v. Chr.; Alexander-M. und Komödienszenen des Dioskurides von Samos aus Pompeji, Ende des 2. Jh. v. Chr.; Tunesien, Sizilien [Piazza Armerina], Rheinland [Köln], Syrien [Antiochia], 2.-6. Jh.). Die frühchristlichen Wand-M. verwenden zunehmend Glassteine (Glasflüsse) und Goldplättchen, der antike illusionist. Stil wird aufgegeben (Santa Maria Maggiore, Rom, 2. Viertel des 5. Jh.). Byzanz übernimmt diesen flächig-ornamentalen Stil. Erhaltene Hauptwerke sind die M. von Ravenna (San Vitale, Sant'Apollinare Nuovo, 6. Jh.); byzantin. M. kommen auch in Aachen (um 800) und Kiew (Mitte 11. Jh.) vor. Im 11. bis 13. Jh. liegt die zweite Blütezeit der byzantin. M.-Kunst (Hosios Lukas [im 1. Drittel des 11. Jh.], Daphni [um 1100]). Im 12. Jh. entstehen die großen Zyklen von Sizilien (Cefalù, Palermo, Monreale), Venedig (San Marco) sowie Murano und Torcello in Venetien, im 13. Jh. die M. des Baptisteriums von Florenz. Mit der Deesis der Hagia Sophia (Ende 13. Jh.) und den M. des Choraklosters in Istanbul (Anfang 14. Jh.) lebt in der byzantin. M.-Kunst der antike Naturalismus noch einmal auf. Der Islam übernimmt zunächst das spätantike Wand-M. (Felsendom in Jerusalem [688-691], Große Moschee von Damaskus [um 715], Moschee von Córdoba [965]). Im 13./14. Jh. kommt das Fayence-M. auf, wohl pers. Ursprungs, wofür eigene neue Techniken (Aussägen der Fayencefliesen) entwickelt werden mussten. Der nichtfigürl. M.-Schmuck überzieht dann auch die Außenwände und erlebt in Persien und Indien eine große Blütezeit im 15./16. bzw. 17. Jh. - In Italien ist seit dem 11. Jh. und bes. in der Renaissance das Platten-M. verbreitet. - Erst der Jugendstil bringt wieder eine bed. M.-Kunst aus M.-Steinchen hervor; Spitzenleistungen des 20. Jh. sind die M. in Mexiko (Univ.bibliothek; 1951-53). (Inkrustation, Intarsien, Pietra dura).
Literatur:
Rossi, F.: M.en u. Steinintarsien. A. d. Italien. Stuttgart u. a. 21979.
Die M.en. Von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. C. Bertelli. A. d. Italien. Augsburg 1996.
II Mosaik,
Comicserie; seit 1955, urspr. in Berlin (Ost), seit 1957 monatlich herausgegebener (in der DDR meistgelesener) Comic. Die von Hannes Hegen (eigtl. Johannes Hegenbarth, * 1925) erfundene und gezeichnetete Bildergeschichte über die Abenteuer dreier Kobolde namens Dig, Dag und Digedag (Digedags), die durch die Weltgeschichte reisen, erschien bis 1975 und wurde 1976 von Geschichten der Akteure Abrax, Babrax und Califax (Abrafaxe) abgelöst; bis 1999 sind mehr als 500 Hefte erschienen.
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