Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Montenegro
Montenegro[italien. »schwarzer Berg«] (serbokroat. Crna Gora, amtl. Rep. M.), Rep. innerhalb von Jugoslawien, grenzt im NW an Bosnien und Herzegowina, im NO und O an Serbien, im S an Albanien und im SW an das Adriat. Meer. M. umfasst 13 812 km2 und hat (1996) 640 000 Ew.
Von der Bev. waren 1990 62 % Montenegriner, 9 % Serben und 7 % Albaner (1999 starke Zunahme durch Vertriebene aus dem Kosovo); daneben Kroaten, Makedonier und Slowenen sowie Angehörige anderer Volksgruppen; Hptst.: Podgorica.Landesnatur: M. ist ein schwer zugängl. Gebirgsland, das hinter der Adriaküste zum verkarsteten Dinar. Gebirge aufsteigt und im Durmitor 2 522 m ü. M. erreicht. Im S und nördlich des nach Albanien hineinragenden Skutarisees kleine Niederungen. Das Küstengebiet ist mediterran geprägt, die Gebirgsregionen haben raues Klima.Wirtschaft: Wichtigster Bereich ist die Landwirtschaft; auf rd. 6 % der Landesfläche Ackerbau; in den im Karsthochland ausgebildeten Becken (Poljen) und in den Niederungen Anbau von Mais, Weizen, Tabak und Wein, an der Küste v. a. Zitrusfrüchte, Oliven; Weideflächen auf rd. 30 % des Landes bes. für Schaf- und Rinderhaltung. Wenig Ind.; Abbau von Bauxit, Eisen-, Zink-, Chrom-, Bleierzen und Pyrit. Ind.standorte Nikšić und Podgorica (Metallurgie, Maschinenbau, Nahrungsmittel-, Textilind.). Fremdenverkehr v. a. an der Küste, infolge des Krieges jedoch rückläufig. Häfen Kotor und Bar. Der Hafen von Bar ist Endpunkt der 1976 in Betrieb genommenen Eisenbahnlinie von Belgrad. Internat. Flughafen Podgorica.
Geschichte: In der Antike war der Kern M.s (im MA. Zeta gen.) röm. Provinz; 7.-11. Jh. unter byzantin. Einfluss, 12.-14. Jh. als Fürstentum Teil des altserb. Reiches; seit Ende des 13. Jh. erscheint der serb. Name Crna Gora. Nach 1355 (Tod Stephan Dušans) und 1389 (Schlacht auf dem Amselfeld) unabhängig, wurde M. 1499 formal, 1528 direkt dem Osman. Reich angegliedert. Der Vladika (Metropolit) Danilo Petrović Njegoš (1697-1735) erreichte für M. eine relative Unabhängigkeit und machte die Würde des Vladika in seinem Hause erblich; Peter I. Petrović Njegoš (1782-1830) befriedete die rivalisierenden Stämme und schuf 1798 ein neues Staatsrecht. Danilo I. Petrović Njegoš (1852-60) verzichtete 1852 auf die Würde des Vladika und erreichte die Anerkennung des erbl. Fürstentitels und eine Festlegung der Grenzen. Unter Nikolaus I. Petrović Njegoš (1860-1918) wurde M. auf dem Berliner Kongress (1878) als unabhängiger Staat anerkannt, erhielt 1905 eine Verf. und wurde 1910 Königreich. In den Balkankriegen und im Ersten Weltkrieg kämpfte M. an der Seite Serbiens. Ab 1918 Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, 1941-44 italien. Protektorat (starke Widerstandsbewegung, bis Anfang Jan. 1942 der Četnici, dann kommunist. Partisanen), kam 1945 wieder zu Jugoslawien. 1989/90 wuchs wie in anderen Rep. Jugoslawiens der Unmut über das kommunist. Regime. Bei den ersten freien und demokrat. Wahlen seit 1945 errangen im Dez. 1990 die Kommunisten (seit Juni 1991 »Demokrat. Partei der Sozialisten«) eine Zweidrittelmehrheit. Präs. wurde Momir Bulatović (* 1928). Nachdem sich die Mehrheit der Bev. bei einem Referendum (1. 3. 1992) für den Verbleib in einem gemeinsamen Staat mit Serbien ausgesprochen hatte, proklamierten M. und Serbien am 27. 4. 1992 eine neue Bundesrep. Jugoslawien (BRJ); bei den Wahlen zum Parlament der BRJ (31. 5. und 20. 12. 1992), die von der Opposition boykottiert wurden, errangen die Sozialisten eine Dreiviertelmehrheit. Ab 1996/97 versuchte sich M. z. T. stärker von Serbien zu emanzipieren, u. a. Wahl des reformorientierten MinPräs. (seit 1989) Milo Djukanović (* 1963) zum Staatspräs. (1997; Amtseinführung unter blutigen Unruhen 15. 1. 1998). Sein Parteienbündnis ging bei der Parlamentswahl am 31. 5. 1998 klar als Sieger hervor. Im Kosovokonflikt 1999 versuchte er sich von der Politik von S. Milošević abzuheben (u. a. Aufnahme vertriebener Kosovaren), was die innerjugoslaw. Spannungen weiter zunehmen ließ.
Literatur:
Djilas, M.: M. New York 1963.
Istorija Crne Gore, bearb. v. M. Durović, 4 Bde. Titograd 1967-81.
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