Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mongolen
Mongolen(mongol. Mongol), zum tungiden Zweig der mongoliden Rasse gehörende Volksgruppe mit mongol. Sprache, v. a. in Zentral-, Nord- und Ostasien. Kernland der M. ist heute die Äußere Mongolei. In der Inneren Mongolei und in anderen chines. Provinzen bilden sie eine Minderheit (4,8 Mio.). Geringer ist die Zahl in Russland (Burjaten, Kalmücken) und Afghanistan (Moghol). Man unterscheidet Ost- (u. a. Chalcha, Dariganga, Ordos, Tschachar, Burjaten) und West-M. oder Oiraten (Bajaten, Dürbeten, Dsachtschinen, Mungaten, Oloten, Torguten, Kalmücken). Typ. Wirtschaftsform ist die Viehzucht, die aus geograph. Gründen unterschiedlich weite Wanderungen erfordert. Die damit verbundene nomadisierende Lebensweise war nach der Durchsetzung der sozialist. Staats- und Wirtschaftsordnung stark eingeschränkt. An die Stelle der traditionellen Jurte sind heute vielfach feste Häuser in Dauersiedlungen getreten. Altüberlieferte Bräuche wie Reiterspiele, Ringkämpfe und Bogenschießen werden weiterhin gepflegt. Der ursprüngl. Schamanismus wurde seit dem 13. Jh. zunehmend durch den Islam und dieser seit dem 16. Jh. durch den lamaist. Buddhismus verdrängt. - Urspr. wurde die Bez. M. nur auf einen nomadisierenden Stamm am oberen Amur angewandt, durch Dschingis Khan auf das ganze Volk ausgedehnt. Die M. schufen in der ersten Hälfte des 13. Jh. ein sich von Zentralasien bis zur heutigen Ukraine erstreckendes Großreich (1241 Vorstoß bis Schlesien und Besetzung Ungarns), das ab 1260 nach der Eroberung ganz Chinas unter Kubilai in drei Teilreiche zerfiel: das der Goldenen Horde, das der Ilkhane und die Mongolei mit China. Das Reich der M., in der zweiten Hälfte des 13. Jh. auf dem höchsten Gipfel der Macht, erstreckte sich damals vom Ostchines. Meer bis nach Polen und vom Himalaja bis nach Sibirien; seine Hptst. war bis 1259 Karakorum, dann Khanbalygh (das heutige Peking). Ende des 13. Jh. zerfiel das Reich in mehrere unabhängige Staaten. 1368 wurden die M. aus China vertrieben, im 15. Jh. verloren sie ihre Herrschaft in Russland. Der mongol. Herrscher Timur gründete in der zweiten Hälfte des 14. Jh. ein neues Reich mit der Hauptstadt Samarkand, dem Inner- und Vorderasien untertan waren, das aber nach seinem Tod 1405 rasch zerfiel. Von Dschagatai aus gründete Babur in Indien das Reich der Großmoguln. In Zentralasien haben die M. seither keine geschichtl. Bedeutung mehr.
Literatur:
M. C. Goldstein Die Nomaden der M., bearb. v. u. C. M. Beall. A. d. Amerikan. Nürnberg 1994;
Die M. in Asien u. Europa, hg. v. S. Conermann u. J. Kusber. Frankfurt am Main 1997.
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