Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mond
Mond[ahd. mano, zu lat. mensis »Monat«],
1) Begleiter eines Planeten (Monde).
2) der einzige natürl. Begleiter der Erde (Erdmond).Astronom. Daten und Bewegung: Der M. umläuft die Erde auf einer nahezu kreisförmigen keplerschen Ellipse in 27 Tagen, 7 Stunden, 43 Minuten, 11,5 Sekunden (sider. Umlaufszeit) und dreht sich dabei einmal um seine eigene Achse (gebundene Rotation). Die M.-Bahn hat eine Exzentrizität von 0,0549 und besitzt eine Neigung von 5º 9' gegen die Ekliptik. Die mittlere Entfernung des M. beträgt 60,31 Äquatorradien der Erde oder 384 403 km; sie schwankt zw. 356 410 km und 406 740 km. Dem scheinbaren Durchmesser des M. von 31' 5'' entspricht ein linearer von 3 476 km (= 0,272 Erddurchmesser). Die Masse des M. beträgt 1/81 der Erde, die mittlere Dichte ist 3,341 g/cm3 (entsprechend 0,61 der Erddichte). Die Schwerkraft an der M.-Oberfläche beträgt 1/6 der ird. und die Fluchtgeschwindigkeit 2,38 km/s. Rotation und Umlaufszeit haben die gleiche Periode, sodass der M. der Erde immer die gleiche Seite zuwendet; infolge der Libration sind 4/7 seiner Oberfläche zu übersehen. Die M.-Phasen, deren Ablauf man als M.-Wechsel (Lunation) bezeichnet, werden durch die Stellung (Aspekte) Sonne-M.-Erde bestimmt. Bei Neu-M. steht der M. zw. Erde und Sonne, d. h., die der Erde zugewandte Seite ist nicht beleuchtet. Bei Voll-M. steht der M. der Sonne genau gegenüber, d. h., die gesamte sichtbare M.-Oberfläche ist beleuchtet. Zw. Neu-M. und Voll-M. ist zunehmender M., danach abnehmender M. Bei Voll-M. sind Mondfinsternisse, bei Neu-M. Sonnenfinsternisse möglich. Die Zeit von Neu-M. bis Neu-M. ist die synod. Umlaufszeit (Monat).Topographie und Gesteine: Der M. besitzt praktisch keine Atmosphäre; infolgedessen entstehen erhebl. Temperaturunterschiede zw. Tag und Nacht (+130 bis —160 ºC). Der Reflexionsgrad (Albedo) der M.-Oberfläche ist nur 0,067, etwa wie der von Lava und Bimsstein; Einzelheiten der Oberfläche bis zu etwa 100 m Ausdehnung können von der Erde aus mit Fernrohren erkannt werden. Als Großlandschaften der M.-Oberfläche lassen sich relativ hell gefärbte Hochländer (Terrae) von dunklen, tief liegenden Gebieten (Maria) unterscheiden. Charakteristisch für die Terrae sind die etwa 33 000 Krater (Ringgebirge). Viele von ihnen haben Durchmesser von 40 bis 80 km, die größten etwa 200 km und mehr; die Ringgebirge erheben sich oft 3 000-4 000 m, manchmal bis über 8 000 m über die innere Ringebene, die häufig einen kleinen Zentralkegel besitzt. Sie werden als Einschlagstellen größerer oder kleinerer Meteoriten gedeutet, die beim Aufprall explosiv verdampften. Bemerkenswert sind die sehr langen und breiten Rillen (Furchen) und die - bes. bei steil auffallender Sonnenstrahlung - hellen Streifensysteme, die von einigen Ringgebirgen strahlenartig ausgehen. Die großen und kleinen Maria sind fast ebene Flächen bis etwa 1 000 km Durchmesser. Die Rückseite des M. ähnelt der Vorderseite, jedoch gibt es auf ihr keine ausgedehnten Maria. - Die M.-Oberfläche ist von Gesteinstrümmern bedeckt, die eine bis zu 25 m tiefe, mehr oder weniger lockere Schicht (M.-Regolith) bilden. Das M.-Gestein besteht aus lunaren Basalten und Anorthositen, die u. a. aus calciumreichem Plagioklas, Olivin, Pyroxen zusammengesetzt sind. Chemisch unterscheiden sich diese Gesteine von den ird. Basalten durch ihre starke Anreicherung von Titan, Zirkonium, Hafnium, Yttrium und Lanthanoiden (außer Europium); es wurden aber auch Minerale gefunden, die auf der Erde unbekannt sind. In keiner der zur Erde gebrachten Proben konnten Wasser oder organ. Verbindungen nachgewiesen werden.Entstehung: Physikal. Altersbestimmungen weisen darauf hin, dass sich die erste Erstarrungskruste des M. vor etwa 4,6 Mrd. Jahren gebildet hat. Die basaltähnl. Gesteine im Mare Tranquillitatis sind etwa 3,5, im Oceanus Procellarum etwa 2,5 Mrd. Jahre alt. Aufgrund ähnl. chem. Zusammensetzung von M. und Erdkruste ist ein enger genet. Zusammenhang sehr wahrscheinlich. Über den Ursprung des M. besteht Unklarheit; man diskutiert im Wesentlichen vier Modelle: die Akkretionstheorie, nach der sich Erde und M. gleichzeitig aus einem Urmaterial als Doppelplanet gebildet haben; die Abspaltungstheorie, nach der sich der M. aus der Erdkruste herausgelöst hat; die Einfangtheorie, wonach der M. in einem anderen Teil des Sonnensystems gebildet und durch die Erde eingefangen wurde; nach der Einschlagtheorie stieß ein Protoplanet mit der noch jungen Erde zusammen, beide Krusten wurden zerstört und in den Weltraum geschleudert; ein Teil des Materials kondensierte zum M. aus. - Die Einwirkung des M. auf die Erde besteht in erster Linie in den Gezeiten; Einflüsse auf das Wetter sind nicht nachweisbar. - Über die Erforschung des M. in neuerer Zeit Raumfahrt, Raumsonde.
▣ Literatur:
Guiley, R. E.: Der M.-Almanach. Der M. in Fakten, Mythen, Märchen u. Geschichte. A. d. Amerikan. München 1993.
1) Begleiter eines Planeten (Monde).
2) der einzige natürl. Begleiter der Erde (Erdmond).Astronom. Daten und Bewegung: Der M. umläuft die Erde auf einer nahezu kreisförmigen keplerschen Ellipse in 27 Tagen, 7 Stunden, 43 Minuten, 11,5 Sekunden (sider. Umlaufszeit) und dreht sich dabei einmal um seine eigene Achse (gebundene Rotation). Die M.-Bahn hat eine Exzentrizität von 0,0549 und besitzt eine Neigung von 5º 9' gegen die Ekliptik. Die mittlere Entfernung des M. beträgt 60,31 Äquatorradien der Erde oder 384 403 km; sie schwankt zw. 356 410 km und 406 740 km. Dem scheinbaren Durchmesser des M. von 31' 5'' entspricht ein linearer von 3 476 km (= 0,272 Erddurchmesser). Die Masse des M. beträgt 1/81 der Erde, die mittlere Dichte ist 3,341 g/cm3 (entsprechend 0,61 der Erddichte). Die Schwerkraft an der M.-Oberfläche beträgt 1/6 der ird. und die Fluchtgeschwindigkeit 2,38 km/s. Rotation und Umlaufszeit haben die gleiche Periode, sodass der M. der Erde immer die gleiche Seite zuwendet; infolge der Libration sind 4/7 seiner Oberfläche zu übersehen. Die M.-Phasen, deren Ablauf man als M.-Wechsel (Lunation) bezeichnet, werden durch die Stellung (Aspekte) Sonne-M.-Erde bestimmt. Bei Neu-M. steht der M. zw. Erde und Sonne, d. h., die der Erde zugewandte Seite ist nicht beleuchtet. Bei Voll-M. steht der M. der Sonne genau gegenüber, d. h., die gesamte sichtbare M.-Oberfläche ist beleuchtet. Zw. Neu-M. und Voll-M. ist zunehmender M., danach abnehmender M. Bei Voll-M. sind Mondfinsternisse, bei Neu-M. Sonnenfinsternisse möglich. Die Zeit von Neu-M. bis Neu-M. ist die synod. Umlaufszeit (Monat).Topographie und Gesteine: Der M. besitzt praktisch keine Atmosphäre; infolgedessen entstehen erhebl. Temperaturunterschiede zw. Tag und Nacht (+130 bis —160 ºC). Der Reflexionsgrad (Albedo) der M.-Oberfläche ist nur 0,067, etwa wie der von Lava und Bimsstein; Einzelheiten der Oberfläche bis zu etwa 100 m Ausdehnung können von der Erde aus mit Fernrohren erkannt werden. Als Großlandschaften der M.-Oberfläche lassen sich relativ hell gefärbte Hochländer (Terrae) von dunklen, tief liegenden Gebieten (Maria) unterscheiden. Charakteristisch für die Terrae sind die etwa 33 000 Krater (Ringgebirge). Viele von ihnen haben Durchmesser von 40 bis 80 km, die größten etwa 200 km und mehr; die Ringgebirge erheben sich oft 3 000-4 000 m, manchmal bis über 8 000 m über die innere Ringebene, die häufig einen kleinen Zentralkegel besitzt. Sie werden als Einschlagstellen größerer oder kleinerer Meteoriten gedeutet, die beim Aufprall explosiv verdampften. Bemerkenswert sind die sehr langen und breiten Rillen (Furchen) und die - bes. bei steil auffallender Sonnenstrahlung - hellen Streifensysteme, die von einigen Ringgebirgen strahlenartig ausgehen. Die großen und kleinen Maria sind fast ebene Flächen bis etwa 1 000 km Durchmesser. Die Rückseite des M. ähnelt der Vorderseite, jedoch gibt es auf ihr keine ausgedehnten Maria. - Die M.-Oberfläche ist von Gesteinstrümmern bedeckt, die eine bis zu 25 m tiefe, mehr oder weniger lockere Schicht (M.-Regolith) bilden. Das M.-Gestein besteht aus lunaren Basalten und Anorthositen, die u. a. aus calciumreichem Plagioklas, Olivin, Pyroxen zusammengesetzt sind. Chemisch unterscheiden sich diese Gesteine von den ird. Basalten durch ihre starke Anreicherung von Titan, Zirkonium, Hafnium, Yttrium und Lanthanoiden (außer Europium); es wurden aber auch Minerale gefunden, die auf der Erde unbekannt sind. In keiner der zur Erde gebrachten Proben konnten Wasser oder organ. Verbindungen nachgewiesen werden.Entstehung: Physikal. Altersbestimmungen weisen darauf hin, dass sich die erste Erstarrungskruste des M. vor etwa 4,6 Mrd. Jahren gebildet hat. Die basaltähnl. Gesteine im Mare Tranquillitatis sind etwa 3,5, im Oceanus Procellarum etwa 2,5 Mrd. Jahre alt. Aufgrund ähnl. chem. Zusammensetzung von M. und Erdkruste ist ein enger genet. Zusammenhang sehr wahrscheinlich. Über den Ursprung des M. besteht Unklarheit; man diskutiert im Wesentlichen vier Modelle: die Akkretionstheorie, nach der sich Erde und M. gleichzeitig aus einem Urmaterial als Doppelplanet gebildet haben; die Abspaltungstheorie, nach der sich der M. aus der Erdkruste herausgelöst hat; die Einfangtheorie, wonach der M. in einem anderen Teil des Sonnensystems gebildet und durch die Erde eingefangen wurde; nach der Einschlagtheorie stieß ein Protoplanet mit der noch jungen Erde zusammen, beide Krusten wurden zerstört und in den Weltraum geschleudert; ein Teil des Materials kondensierte zum M. aus. - Die Einwirkung des M. auf die Erde besteht in erster Linie in den Gezeiten; Einflüsse auf das Wetter sind nicht nachweisbar. - Über die Erforschung des M. in neuerer Zeit Raumfahrt, Raumsonde.
▣ Literatur:
Guiley, R. E.: Der M.-Almanach. Der M. in Fakten, Mythen, Märchen u. Geschichte. A. d. Amerikan. München 1993.