Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Molière
Molière[mɔl'jɛ:r], eigtl. Jean-Baptiste Poquelin, frz. Dramatiker, Schauspieler und Theaterdirektor, getauft Paris 15. 1. 1622, ✝ ebd. 17. 2. 1673; Sohn eines wohlhabenden Tapezierers, der auch königl. Hofbeamter war; studierte die Rechte in Orléans und erwarb dort die Lizenziatenwürde; gründete 1643 die Schauspielertruppe des »L'illustre Théâtre«, musste nach deren Bankrott 1645 Paris verlassen, reiste mit einer Theatertruppe unter dem Namen »M.« durch die Provinz, schrieb die ersten Stücke im Stil der Commedia dell'Arte. Nach ersten Erfolgen in Paris 1658 setzte er sich mit »Die lächerl. Preziösen« (1659) endgültig durch. Er genoss die Gunst Ludwigs XIV. und wurde 1661 Direktor des Theaters im Palais Royal; ab 1665 stand seine Truppe als »Troupe du roi« unter königl. Schutz. M.s Komödien sind ein Höhepunkt dieser Gattung in der europ. Literatur. Die an die spätmittelalterl. Farce und die Commedia dell'Arte anknüpfenden Stücke, u. a. »Sganarelle« (1660), »Der Arzt wider Willen« (1667), »Scapins Streiche« (1671), sind theaterwirksame Situationskomödien mit zahlr. satir. Zeitbezügen. Die Reihe der großen Sitten- und »klass.«, fünfaktigen Charakterkomödien begann mit »Die Schule der Frauen« (1663), es folgten »Tartüff« (Uraufführung 1664, gedruckt 1669), mit dem M. den Typ des Heuchlers schuf, »Don Juan« (Uraufführung 1665, gedruckt 1682), »Der Menschenfeind« (1667), »Der Geizige« (Uraufführung 1668, gedruckt 1682) und »George Dandin« (1669). Für den Hof schrieb er - ab 1664 zus. mit dem Komponisten J.-B. Lully - Komödien mit Gesangs- und Tanzeinlagen, mit denen er zum Schöpfer der Gatt. der »comédie-ballet« wurde, u. a. »Der Bürger als Edelmann« (1670) und sein letztes Werk, »Der eingebildete Kranke« (1673). M.s Witz und Kritik treffen sowohl Missstände der Zeit als auch allg. menschl. Schwächen; der Lächerlichkeit preisgegeben werden alle dem unverbildeten Empfinden, dem gesunden Menschenverstand und den Prinzipien von Vernunft und Natur zuwiderlaufenden Verhaltensweisen.
▣ Literatur:
R. Baader. M., hg. v. Darmstadt 1980.
⃟ Grimm, J.: M. Stuttgart 1984.
⃟ Stackelberg, J. von: M. Eine Einführung. München u. a. 1986.
⃟ Über M., hg. v. C. Strich u. a. Neuausg. Zürich 1988.
⃟ Hösle, J.: M. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit. Neuausg. München u. a. 1992.
Molière[mɔl'jɛ:r], eigtl. Jean-Baptiste Poquelin, frz. Dramatiker, Schauspieler und Theaterdirektor, getauft Paris 15. 1. 1622, ✝ ebd. 17. 2. 1673; Sohn eines wohlhabenden Tapezierers, der auch königl. Hofbeamter war; studierte die Rechte in Orléans und erwarb dort die Lizenziatenwürde; gründete 1643 die Schauspielertruppe des »L'illustre Théâtre«, musste nach deren Bankrott 1645 Paris verlassen, reiste mit einer Theatertruppe unter dem Namen »M.« durch die Provinz, schrieb die ersten Stücke im Stil der Commedia dell'Arte. Nach ersten Erfolgen in Paris 1658 setzte er sich mit »Die lächerl. Preziösen« (1659) endgültig durch. Er genoss die Gunst Ludwigs XIV. und wurde 1661 Direktor des Theaters im Palais Royal; ab 1665 stand seine Truppe als »Troupe du roi« unter königl. Schutz. M.s Komödien sind ein Höhepunkt dieser Gattung in der europ. Literatur. Die an die spätmittelalterl. Farce und die Commedia dell'Arte anknüpfenden Stücke, u. a. »Sganarelle« (1660), »Der Arzt wider Willen« (1667), »Scapins Streiche« (1671), sind theaterwirksame Situationskomödien mit zahlr. satir. Zeitbezügen. Die Reihe der großen Sitten- und »klass.«, fünfaktigen Charakterkomödien begann mit »Die Schule der Frauen« (1663), es folgten »Tartüff« (Uraufführung 1664, gedruckt 1669), mit dem M. den Typ des Heuchlers schuf, »Don Juan« (Uraufführung 1665, gedruckt 1682), »Der Menschenfeind« (1667), »Der Geizige« (Uraufführung 1668, gedruckt 1682) und »George Dandin« (1669). Für den Hof schrieb er - ab 1664 zus. mit dem Komponisten J.-B. Lully - Komödien mit Gesangs- und Tanzeinlagen, mit denen er zum Schöpfer der Gatt. der »comédie-ballet« wurde, u. a. »Der Bürger als Edelmann« (1670) und sein letztes Werk, »Der eingebildete Kranke« (1673). M.s Witz und Kritik treffen sowohl Missstände der Zeit als auch allg. menschl. Schwächen; der Lächerlichkeit preisgegeben werden alle dem unverbildeten Empfinden, dem gesunden Menschenverstand und den Prinzipien von Vernunft und Natur zuwiderlaufenden Verhaltensweisen.
▣ Literatur:
R. Baader. M., hg. v. Darmstadt 1980.
⃟ Grimm, J.: M. Stuttgart 1984.
⃟ Stackelberg, J. von: M. Eine Einführung. München u. a. 1986.
⃟ Über M., hg. v. C. Strich u. a. Neuausg. Zürich 1988.
⃟ Hösle, J.: M. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit. Neuausg. München u. a. 1992.