Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Modernismus
Modernịsmus[lat.] der,
1) allg.: Bejahung des Modernen, bes. in Kunst und Literatur.
2) kath. Kirche: von dem Freiburger Dogmatiker Carl Braig (* 1853, ✝ 1923) geprägte Bez. für das Ende des 19. Jh. innerhalb der kath. Kirche (zuerst in Frankreich) einsetzende, von Aufklärung und Liberalismus beeinflusste Streben kath. Theologen nach einem Ausgleich zw. kirchl. Lehre und modernem Denken. Im Ggs. zur (päpstlich geförderten) Neuscholastik vertraten die »Modernisten« einen historisch-krit. Denkansatz (Bibelkritik; Erweis der Dogmen als geschichtlich gewordener und somit wandelbarer Beschreibungen christl. Glaubensinhalte) und sahen sich kirchlicherseits den Vorwürfen des Historismus und Evolutionismus ausgesetzt. 1907 verurteilte Papst Pius X. den M.; 1910 schrieb er den sog. Antimodernisteneid vor, der bis 1967 zusätzlich zum Glaubensbekenntnis vor Antritt eines kirchl. Amtes und auch von Professoren der Theologie und Philosophie an katholisch-theolog. Fakultäten abgelegt werden musste.
3) Literatur: (span. Modernismo) poet. Richtung in der span. und lateinamerikan. Literatur, etwa 1890-1910 (begr. von R. Darío), die Anregungen der frz. Romantiker, der Parnassiens und des Symbolismus aufnahm und eine poet. Erneuerung durch eine rein ästhetisch bestimmte Kunst des »l'art pour l'art« propagierte.
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