Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mittelsteinzeit
Mittelsteinzeit (Mesolithikum), Übergangszeit von der Altsteinzeit zur Jungsteinzeit (etwa 8000-5000 v. Chr.). Maßgeblich für die Gliederung der M. war in allen altweltl. Gebieten zuerst die in Frankreich ermittelte Abfolge Azilien und Tardenoisien. In den Nord- und Ostseeländern lieferte die Moorarchäologie zusätzl. Datierungsmittel, die eine enge Verzahnung der Archäologie mit der Klima- und der Vegetationsgeschichte ermöglichten. Durch Geochronologie und Radiokarbondatierung konnte die mittelsteinzeitl. Kulturentwicklung eng mit der geschichtl. Zeitrechnung verknüpft werden. Als Beginn gilt jetzt i. Allg. das Präboreal (8. Jt. v. Chr.). Der M. geht das Spätpaläolithikum voraus, dessen Beginn mit der Allerödzeit zusammenfällt. Bereits hier erfolgte der Wandel in Kultur und Lebensweise, weshalb in manchen Untersuchungen Spätpaläolithikum und Mesolithikum zusammengefasst werden. In Verbindung mit naturwiss. Ergebnissen wird heute die M. in Dtl. in die Abfolge Frühestmesolithikum - Beuronien A bis C (nach Beuron in Bad.-Württ.) - Spätmesolithikum gegliedert, während in Westeuropa die Einteilung in Azilien und Tardenoisien im Wesentlichen beibehalten wurde.
Die raschen Veränderungen von Klima, Pflanzen- und Tierwelt nach der letzten Eiszeit verlangten von den Menschen der M. eine hohe Anpassungsfähigkeit. Neben Jagd (v. a. Hirsch, Reh, Wildschwein) und Sammelwirtschaft (Hasel-, Wassernuss, Beeren) gewann der Fischfang zunehmend an Bedeutung. Die frühesten Belege von Wasserfahrzeugen (Einbaum) und Fischreusen stammen aus der nordwesteurop. Mittelsteinzeit. Als Wohnbauten sind Hütten aus Schilf und Astwerk nachgewiesen. Das geringe Ausmaß der durch Grabungen erschlossenen Siedlungen spricht dafür, dass die Bev. in kleinen Gruppen lebte. Die Bestattungen (oft Mutter-Kind-, Familiengräber) verbinden den Bereich des Sozialen mit dem der Religion. Bei den Steingeräten herrschen geometrisch geformte Mikrolithe vor, die v. a. als Spitzen, Widerhaken oder Seitenschneiden von Pfeilen und Speeren sowie als Einsätze von Werkzeugen aus Holz und Knochen dienten, ferner Kern- und Scheibenbeile. - Auf dem Gebiet der Kunst sind geometr. Ornamentik und stilisierte figürl. Darstellungen auf Gebrauchsgegenständen aus Knochen und Geweih typisch. In O-Spanien und N-Europa finden sich Felsbilder mit Jagd- und Kultszenen. In Vorderasien vollzog sich im 9./8. Jt. v. Chr. bereits der Übergang zu Bodenbau und Viehzucht.
▣ Literatur:
Probst, E.: Deutschland in der Steinzeit. Neuausg. Gütersloh 1991.
⃟ Die Menschen der Steinzeit. Jäger, Sammler u. frühe Bauern, hg. v. G. Burenhult. A. d. Engl. Hamburg 1994.
⃟ Aktuelle Forschungen zum Mesolithikum, hg. v. N. J. Conard u. C.-J. Kind. Tübingen 1998.
Mittelsteinzeit (Mesolithikum), Übergangszeit von der Altsteinzeit zur Jungsteinzeit (etwa 8000-5000 v. Chr.). Maßgeblich für die Gliederung der M. war in allen altweltl. Gebieten zuerst die in Frankreich ermittelte Abfolge Azilien und Tardenoisien. In den Nord- und Ostseeländern lieferte die Moorarchäologie zusätzl. Datierungsmittel, die eine enge Verzahnung der Archäologie mit der Klima- und der Vegetationsgeschichte ermöglichten. Durch Geochronologie und Radiokarbondatierung konnte die mittelsteinzeitl. Kulturentwicklung eng mit der geschichtl. Zeitrechnung verknüpft werden. Als Beginn gilt jetzt i. Allg. das Präboreal (8. Jt. v. Chr.). Der M. geht das Spätpaläolithikum voraus, dessen Beginn mit der Allerödzeit zusammenfällt. Bereits hier erfolgte der Wandel in Kultur und Lebensweise, weshalb in manchen Untersuchungen Spätpaläolithikum und Mesolithikum zusammengefasst werden. In Verbindung mit naturwiss. Ergebnissen wird heute die M. in Dtl. in die Abfolge Frühestmesolithikum - Beuronien A bis C (nach Beuron in Bad.-Württ.) - Spätmesolithikum gegliedert, während in Westeuropa die Einteilung in Azilien und Tardenoisien im Wesentlichen beibehalten wurde.
Die raschen Veränderungen von Klima, Pflanzen- und Tierwelt nach der letzten Eiszeit verlangten von den Menschen der M. eine hohe Anpassungsfähigkeit. Neben Jagd (v. a. Hirsch, Reh, Wildschwein) und Sammelwirtschaft (Hasel-, Wassernuss, Beeren) gewann der Fischfang zunehmend an Bedeutung. Die frühesten Belege von Wasserfahrzeugen (Einbaum) und Fischreusen stammen aus der nordwesteurop. Mittelsteinzeit. Als Wohnbauten sind Hütten aus Schilf und Astwerk nachgewiesen. Das geringe Ausmaß der durch Grabungen erschlossenen Siedlungen spricht dafür, dass die Bev. in kleinen Gruppen lebte. Die Bestattungen (oft Mutter-Kind-, Familiengräber) verbinden den Bereich des Sozialen mit dem der Religion. Bei den Steingeräten herrschen geometrisch geformte Mikrolithe vor, die v. a. als Spitzen, Widerhaken oder Seitenschneiden von Pfeilen und Speeren sowie als Einsätze von Werkzeugen aus Holz und Knochen dienten, ferner Kern- und Scheibenbeile. - Auf dem Gebiet der Kunst sind geometr. Ornamentik und stilisierte figürl. Darstellungen auf Gebrauchsgegenständen aus Knochen und Geweih typisch. In O-Spanien und N-Europa finden sich Felsbilder mit Jagd- und Kultszenen. In Vorderasien vollzog sich im 9./8. Jt. v. Chr. bereits der Übergang zu Bodenbau und Viehzucht.
▣ Literatur:
Probst, E.: Deutschland in der Steinzeit. Neuausg. Gütersloh 1991.
⃟ Die Menschen der Steinzeit. Jäger, Sammler u. frühe Bauern, hg. v. G. Burenhult. A. d. Engl. Hamburg 1994.
⃟ Aktuelle Forschungen zum Mesolithikum, hg. v. N. J. Conard u. C.-J. Kind. Tübingen 1998.