Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Meyer
Meyer,1) Conrad Ferdinand, schweizer. Schriftsteller, * Zürich 11. 10. 1825, ✝ Kilchberg bei Zürich 28. 11. 1898; aus Züricher Patriziat; Autodidakt von umfassender histor. und ästhet. Bildung; neigte zeitlebens zu Depressionen und starb geistig umnachtet. Die Menschen seiner vom Geschichtsbild J. Burckhardts beeinflussten Werke verkörpern oft das Renaissanceideal des außergewöhnl. Menschen, des großen Helden oder großen Sünders (»Georg Jenatsch«, R., 1876, 1882 u. d. T. »Jürg Jenatsch«). M. gestaltete Hauptpersonen und ihre Handlungen häufig bewusst zwiespältig, bes. durch sublime psycholog. Zeichnung (»Der Heilige«, Nov., 1880; »Die Versuchung des Pescara«, Nov., 1887; »Angela Borgia«, Nov., 1891). Die Novellen kennzeichnet eine kunstvoll ausgeführte Rahmenhandlung (»Die Hochzeit des Mönchs«, 1884). Seinen literar. Ruf zu Lebzeiten erlangte er v. a. mit dem Versepos »Huttens letzte Tage« (1871). Während M. früher bes. als Prosa- und Versepiker bzw. als »Historist der Makartzeit« (H. von Hofmannsthal) Beachtung fand, wird er heute eher als einer der ersten lyr. Symbolisten dt. Sprache gesehen. Mit seinen ausgefeilten Symbolgedichten (»Der röm. Brunnen« oder »Zwei Segel«) hat er eine eigene Form der Lyrik gefunden, während seine dramat. Versuche ohne Erfolg blieben.
Literatur:
Fehr, K.: C. F. M. Bern u. a. 1983.
Jackson, D. A.: C. F. M. Reinbek 23.-25. Tsd. 1991.
C. F. M. 1925 - 1898, hg. v. H. Wysling u. a. Zürich 1998.
Jäger, A.: C. F. M. zur Einführung. Hamburg 1998.
2) Eduard, Historiker, * Hamburg 25. 1. 1855, ✝ Berlin 31. 8. 1930; wurde 1884 Prof. in Leipzig, 1885 in Breslau, 1889 in Halle (Saale), 1902 in Berlin (bis 1923); stellte die »Geschichte des Altertums« (5 Bde., 1884-1902) in universalem Rahmen dar.
3) Hannes, schweizer. Architekt, * Basel 18. 11. 1889, ✝ Crocifisso di Savosa (Kt. Tessin) 19. 7. 1954; 1928-30 Leiter des Bauhauses in Dessau, 1930-36 in der UdSSR (u. a. Entwicklungsplan für Groß-Moskau, 1931/32), 1939-49 in Mexiko. M. sah in Architektur und Stadtplanung in erster Linie eine soziale, kollektiv unter Anwendung wiss. Methoden zu lösende Aufgabe: Bundesschule des Allg. Dt. Gewerkschaftsbundes in Bernau bei Berlin (1928-30); Wettbewerbsentwürfe: Völkerbundpalast in Genf und Petersschule in Basel (beide 1926/27, mit H. Wittwer).
4) Hans, Geograph und Verleger, * Hildburghausen 22. 3. 1858, ✝ Leipzig 5. 7. 1929, Enkel von 8); 1884-1914 Mitinhaber des Bibliograph. Instituts in Leipzig; bestieg 1889 zus. mit Ludwig Purtscheller (* 1849, ✝ 1900) erstmals den Kilimandscharo.
5) Hans, schweizer. Bankfachmann, * Aarau 20. 4. 1936; seit 1965 bei der Schweizer. Nationalbank tätig, wurde 1996 deren Präsident.
6) Hans-Joachim, Politiker (CDU), * Rostock 13. 10.1936; seit 1985 Prof. für angewandte Sprachwiss. in Berlin (Humboldt-Univ.). Er war 1990 Min. für Wiss. und Bildung in der Reg. de Maizière; seit 1990 sächs. Min. für Wiss. und Kunst, seit 1997 Präs. des Zentralkomitees der dt. Katholiken.
7) Heinz-Werner, Gewerkschafter, * Hamburg 24. 8. 1932, ✝ Siegburg 9. 5. 1994; engagierte sich als Bergmann in der IG Bergbau und Energie (IGBE), deren Vors. er 1985 wurde; 1990-94 Vors. des DGB; seit 1987 MdB (SPD).
8) Joseph, Verleger, * Gotha 9. 5. 1796, ✝ Hildburghausen 27. 6. 1856, Großvater von 4); gründete 1826 in Gotha das Bibliograph. Institut. M. brachte preiswerte Klassikerausgaben heraus und führte die Herausgabe in Lieferungen ein. An den historisch-geograph. (»Meyer's Universum«) und enzyklopäd. Werken seines Verlages (Konversationslexikon, 52 Bde., 1840-55) arbeitete er selbst mit. Sein Sohn Herrmann Julius M. (* 1826, ✝ 1909) führte den Verlag ab 1856 weiter.
9) Julius Lothar, Chemiker, * Varel 19. 8. 1830, ✝ Tübingen 11. 4. 1895; stellte 1869 unabhängig von D. I. Mendelejew ein Periodensystem der chemischen Elemente auf.
10) Krzysztof, poln. Komponist, * Krakau 11. 8. 1943; seit 1987 Prof. für Komposition in Köln; komponiert mit avantgardist. Techniken (z. B. Klangfarben, Zwölftontechnik, Aleatorik) Opern (»Kyberiade«, 1970, Uraufführung 1986; »Die verzauberten Brüder«, 1993), Orchesterwerke (sechs Sinfonien, 1964-82; Klavierkonzert, 1992), Kammer- und Klaviermusik.
11) Sabine, Klarinettistin, * Crailsheim 30. 3. 1959; begann als Orchestermusikerin im Sinfonieorchester des Bayer. Rundfunks, war 1983 Soloklarinettistin bei den Berliner Philharmonikern, seit 1984 freischaffend. Als Solistin konzertierte sie in Europa, Nord- und Südamerika, in Israel und Japan. 1983 gründete sie mit ihrem Mann Reiner Wehle (* 1954) und ihrem Bruder Wolfgang M. (* 1954) das Trio di Clarone, 1988 das Bläserensemble Sabine M., in dem führende Bläser aus aller Welt zusammenwirken.
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