Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Metternich
Mẹtternich(seit 1679 Grafen Metternich-Winneburg), aus einem rhein. Uradelsgeschlecht hervorgegangene Adelsfamilie, erhielt 1803 die Reichsfürstenwürde; 1813 in den (erbl.) österr. Fürstenstand erhoben. Bedeutendster Vertreter: Klemens Wenzel Fürst von, österr. Staatsmann, * Koblenz 15. 5. 1773, ✝ Wien 11. 6. 1859; wurde 1801 Gesandter in Dresden, 1803 in Berlin, 1806 Botschafter in Paris und nach der Niederlage Österreichs 1809 Außenmin. Durch geschickte Politik gegenüber Napoleon I., dessen Heirat mit der Königstochter Marie Louise er unterstützte, verschaffte er zunächst Österreich eine Atempause; im Sommer 1813 übernahm er durch Anschluss an die preußisch-russ. Allianz die diplomat. Führung in der letzten Phase des Kampfes gegen Napoleon (Befreiungskriege), wirkte auf dem Wiener Kongress von 1815 führend an der Neuordnung Europas mit, betrieb erfolgreich die Restauration der vorrevolutionären Ordnung und sicherte Österreich die Vormachtstellung im Dt. Bund und in Italien. Sein polit. Ziel, die Erhaltung der staatl. Ordnung von 1815, Unterdrückung revolutionärer Bewegungen und Sicherung des Gleichgewichts der Mächte (metternichsches System), verfolgte er, gestützt auf die Heilige Allianz, auf den europ. Kongressen in Aachen 1818, Troppau 1820, Laibach 1821, Verona 1822. Durch strenge Polizeiherrschaft unterdrückte er alle nat. und liberalen Strömungen (Karlsbader Beschlüsse 1819). 1821 wurde er Haus-, Hof- und Staatskanzler. Seit 1826 war er Mitgl. der »Staatskonferenz«, die für Kaiser Ferdinand I. die Regentschaft führte. Sein starrer Konservativismus trug zur krisenhaften Entwicklung bei, die 1848 zur Revolution führte. Am 13. 3. 1848 wurde er als Exponent der Reaktion gestürzt und floh ins Ausland (Rückkehr 1851).
Literatur:
Seward, D.: M., der erste Europäer. Eine Biographie. A. d. Engl. Zürich 1993.
Bertier de Savigny, G. de: M. Staatsmann u. Diplomat. A. d. Frz. Neuausg. München 1996.
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