Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Metaphysik
Metaphysik[von grch. tà metà tà physiká »jenseits der Physik«], urspr. die Schriften des Aristoteles über die ersten Prinzipien und Ursachen des Seins (»Erste Philosophie«), die von Andronikos von Rhodos (1. Jh. v. Chr.) den Büchern über die Natur nachgeordnet wurden; seit dem Neuplatonismus allg. die Lehre vom Sein bzw. Seienden und dessen Wesen, gelegentlich untergliedert in die Ontologie, die Kosmologie, die philosoph. Anthropologie oder auch Psychologie und die philosoph. Gotteslehre (Theologie); »meta« wurde hier nicht mehr im Sinne von »nach«, sondern von »jenseits« verstanden, M. wurde zur Wiss. des jenseits des Erfahrungsbereichs liegenden. Die bedeutendsten Systembildner der M. waren Platon, Aristoteles, Plotin, Thomas von Aquin, Descartes, Spinoza, Leibniz, Kant (der die M. als Wiss. kritisierte), Fichte, Schelling, Hegel. Der spekulativen M. des dt. Idealismus schlossen sich v. a. die intuitivist. M., die den Seinsgrund als Trieb oder Willen auffasst (Schopenhauer, Nietzsche), die induktive M. als Zusammenfassung wiss. Einzelergebnisse zu einem universalen Weltbild (G. T. Fechner, R. H. Lotze), die irrationalist. M. der Lebensphilosophie (Bergson, Solowjow u. a.), die aporet. M. (E. von Hartmann, N. Hartmann) und die antiwiss. M. der »Existenzerhellung« (Jaspers) an. Heidegger fordert »Überwindung« der M. Der Empirismus verneint die Möglichkeit einer spekulativen M. Nach Auffassungen des Positivismus und Neopositivismus sind die metaphys. Fragen falsch gestellt oder nur Scheinprobleme.
Literatur:
Kaulbach, F.: Einführung in die M. Darmstadt 5 1991.
Vom Ersten u. Letzten. Positionen der M. in der Gegenwartsphilosophie, hg. v. U. J. Wenzel. Frankfurt am Main 1998.
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