Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Merkantilismus
Merkantilịsmus[frz., zu lat. mercari »Handel treiben«] der, zusammenfassende Bez. für die zw. dem 16. und 18. Jh. durch Interventionismus und Dirigismus geprägten Eingriffe des Staates in den Wirtschaftsprozess sowie für bestimmte, in sich nicht geschlossene wirtschaftstheoret. und -polit. Konzeptionen. Ziel des M. war die Stärkung der Wirtschafts-, Handels- und Finanzkraft der absolutist. Staaten. Als Mittel dienten u. a. Förderung der großgewerbl. Produktion und des Außenhandels, Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten, Beseitigung der Binnenzölle, aktive Bev.politik (Peuplierungspolitik). Der französische M., nach seinem Mitbegründer auch Colbertismus genannt (Colbert), war gekennzeichnet durch staatl. Förderung der gewerbl. Wirtschaft unter Vernachlässigung der Landwirtschaft, u. a. durch Schaffung eines einheitl. Zoll- und Marktgebietes, gewerbefördernde Infrastruktur, Steuerreform, Anwendung von Preistaxen, Produktionsvorschriften, bestimmte Ausfuhrverbote. Beim englischen M. (Bullionismus) lag der Schwerpunkt auf der Ausweitung des Außenhandels (Seehandels) und der Kolonisierung. Dabei bediente sich der Staat eines ausgeprägten Protektionismus (Importbeschränkung auf Rohstoffe, Förderung des Exports von Fertigwaren, Devisenbewirtschaftung, Importzölle). Ziel des deutschen M. (Kameralismus) waren v. a. Sicherung der Staatsfinanzen, Erhöhung der Bev.zahl (zur Überwindung der Folgen des Dreißigjährigen Krieges) sowie Förderung von Handel und Gewerbe. - Die gegen Ende des 19. Jh. von versch. Staaten praktizierte interventionist. Wirtschaftspolitik (Abkehr vom freien Warenverkehr, Schutzzollpolitik u. a.) wird als Neo-M. bezeichnet.
Literatur:
Blaich, F.: Die Epoche des M. Wiesbaden 1973.
Walter, R.: Wirtschaftsgeschichte. Vom M. bis zur Gegenwart. Köln u. a. 1995.
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