Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mentalitätsgeschichte
Mentalitätsgeschichte(Mentalitätengeschichte), moderner Zweig der Geschichtswiss., begründet in Frankreich Ende der 1960er-Jahre (»Histoire des Mentalités«; Annales), u. a. enge Verbindungen zur Alltagsgeschichte, Histor. Anthropologie und zur neuen Kulturgeschichte. Die M. bezieht in die Erforschung geschichtl. Vorgänge und Epochen die Formen des Alltagswissens und die dem Bewusstsein der betreffenden Zeit entzogenen, aber tatsächlich wirksamen Denkmuster ein. Der Versuch, »kollektive Mentalitäten« zu analysieren und sie als soziokulturelle Muster zu interpretieren, um so das geistige Klima einer Gesellschaft zu rekonstruieren, stößt v. a. auf das Problem der Erschließbarkeit; so mangelt es häufig an seriellen Quellen, entziehen sich bestimmte Bev.-Teile (bes. gesellschaftl. Unterschichten) zumeist einer quellenmäßigen Erfassung oder die Befunde sind nicht genügend repräsentativ. Dennoch ermöglicht die Mentalitätsforschung der Geschichtswiss. neue, komplexere Sichten v. a. auf die Kultur- und Sozialgeschichte, erschließt sie einen spezif. Zugang zu den Handlungsorientierungen des Volkes bzw. einzelner Gruppen und Schichten, erfasst sie bislang noch nicht berücksichtigte Quelleninhalte bzw. erweitert den Kreis der herangezogenen Zeugnisse und führt zur Kooperation mit anderen Wiss.-Disziplinen (bes. Sprachwiss., Kunst- und Literaturgeschichte).
▣ Literatur:
P. Dinzelbacher. Europ. M. Hauptthemen in Einzeldarstellungen, hg. v. Stuttgart 1993.
Mentalitätsgeschichte(Mentalitätengeschichte), moderner Zweig der Geschichtswiss., begründet in Frankreich Ende der 1960er-Jahre (»Histoire des Mentalités«; Annales), u. a. enge Verbindungen zur Alltagsgeschichte, Histor. Anthropologie und zur neuen Kulturgeschichte. Die M. bezieht in die Erforschung geschichtl. Vorgänge und Epochen die Formen des Alltagswissens und die dem Bewusstsein der betreffenden Zeit entzogenen, aber tatsächlich wirksamen Denkmuster ein. Der Versuch, »kollektive Mentalitäten« zu analysieren und sie als soziokulturelle Muster zu interpretieren, um so das geistige Klima einer Gesellschaft zu rekonstruieren, stößt v. a. auf das Problem der Erschließbarkeit; so mangelt es häufig an seriellen Quellen, entziehen sich bestimmte Bev.-Teile (bes. gesellschaftl. Unterschichten) zumeist einer quellenmäßigen Erfassung oder die Befunde sind nicht genügend repräsentativ. Dennoch ermöglicht die Mentalitätsforschung der Geschichtswiss. neue, komplexere Sichten v. a. auf die Kultur- und Sozialgeschichte, erschließt sie einen spezif. Zugang zu den Handlungsorientierungen des Volkes bzw. einzelner Gruppen und Schichten, erfasst sie bislang noch nicht berücksichtigte Quelleninhalte bzw. erweitert den Kreis der herangezogenen Zeugnisse und führt zur Kooperation mit anderen Wiss.-Disziplinen (bes. Sprachwiss., Kunst- und Literaturgeschichte).
▣ Literatur:
P. Dinzelbacher. Europ. M. Hauptthemen in Einzeldarstellungen, hg. v. Stuttgart 1993.