Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Meer
I Meer,die zusammenhängende Wassermasse der Erdoberfläche. Das Welt-M. bedeckt rd. 71 % der Erdoberfläche, wovon der größte Teil auf der S-Halbkugel liegt. 31,7 % des M. sind 4 000-5 000 m tief (hypsographische Kurve). Die Kontinente gliedern das M. in den Atlant., Ind. und Pazif. Ozean. Durch Inselketten sowie untermeerische Rücken und Schwellen werden einzelne M.-Gebiete von den Ozeanen abgetrennt und dadurch zu Neben-M. gemacht. Man unterscheidet Rand-M. am Rande eines Kontinents (z. B. Nordsee), interkontinentale Mittel-M., die von mehreren Kontinenten eingeschlossen sind (z. B. Europ. Mittel-M.), sowie intrakontinentale Mittel-M., die in einen Kontinent eingebettet sind (z. B. Ostsee).
Der Meeresboden ist in versch. Großformen gegliedert und mit charakterist. Meeresablagerungen bedeckt. Über die chem. Zusammensetzung des Wassers Meerwasser, Meereis, ferner Meeresströmungen und Meereswellen.Die marine Nahrungskette beginnt mit der pflanzl. Produktion organ. Substanz durch das Phytoplankton und führt dann weiter über das Zooplankton, die Planktonfresser (z. B. Weichtiere, Hering) und die Weichtiere fressenden Fische (z. B. Schellfisch, Scholle) zu den Raubfischen (z. B. Kabeljau) und Warmblütern (z. B. Wale). Die übrig bleibenden organ. Reste werden teilweise von Bakterien (Saprophyten) wieder zu im Wasser gelöster Kohlensäure sowie anorgan. Salzen abgebaut (Remineralisierung). Das M. als Lebensraum wird wie folgt unterteilt: die Küstenregion bis 200 m Tiefe (Litoral und Sublitoral), die lichtlose Tiefsee (Bathyal, bis 4 000 m; Abyssal, bis 5 000 m; Hadal, tiefer als 5 000 m), die Region des freien Wassers (Pelagial) und die Bodenregion (Benthal). Besondere Bedeutung bei der Nutzung des M. hat die Fischwirtschaft. Hinzu kommen die Verwertung von Meeresalgen, die Gewinnung von Salzen, Süßwasser, mineral. Rohstoffen aus dem Meerwasser und vom Meeresboden (Meeresbergbau) sowie die Energieerzeugung. Ferner wird das M. als Verkehrsträger genutzt (Schifffahrt).Das Problem der M.-Verschmutzung, d. h. die Einleitung von Stoffen und Abwärme in die marine Umwelt durch den Menschen, hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Als Quellen für die Verschmutzung kommen infrage: über Flüsse eingeleitete Schadstoffe (Ind.abfälle, -abwässer, Schwermetalle, eutrophierende Stoffe), Abfälle der Schifffahrt, Tankerunfälle (Ölpest), Versenken (»Verklappen«) von Abfallstoffen (z. B. Dünnsäure) durch Schiffe auf hoher See, Verunreinigungen bei der Erdölgewinnung.
Aus dem steigenden Anteil der Schwermetalle (v. a. Cadmium, Quecksilber und Blei) und der Schädlingsbekämpfungsmittel (Pestizide) ergeben sich besondere Gefahren für den Menschen, weil diese Stoffe sich in den Nahrungsketten anreichern. Einem Abkommen zum Schutz der M. gegen jede Verschmutzung durch Abwässer oder Abfälle (in Kraft seit 1976) traten zahlr. Ind.staaten bei; eine nennenswerte Verringerung der M.-Verschmutzung wurde aber noch nicht erreicht.M. und M.-Grund sind für das Völkerrecht keine Einheit. Die Territorialgewässer gehören einschl. des M.-Grundes zum Staatsgebiet des Uferstaates. Die übrigen Teile des M. stehen allen Staaten nach überkommenem Seerecht als »hohe See« offen. Allerdings sind Nutzung und Ausbeutung des M.-Bodens der Tiefsee außerhalb des Festlandsockels umstritten. Für den Festlandsockel (Schelf) gelten besondere Abmachungen.
Literatur:
G. Dietrich u. a. Allgemeine Meereskunde, Beiträge v. Berlin u. a. 31975.
Grundlagen der Ozeanologie, hg. v. U. Scharnow. Berlin (Ost) 1978.
Das Weltmeer, hg. v. H.-J. Brosin, Grafiken v. H.-J. Ehricht. Thun u. a. 1985.
Kelletat, D.: Phys. Geographie der Meere u. Küsten. Eine Einführung. Stuttgart 1989.
Brügmann, L.: Meeresverunreinigung. Ursachen, Zustand, Trends u. Effekte. Berlin 1993.
Biermann, F.: Internat. Meeresumweltpolitik. Frankfurt am Main u. a. 1994.
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Nicolas, A.: Die ozean. Rücken. Gebirge unter dem Meer. Berlin u. a. 1995.
Ott, J.: Einführung in die Geographie u. Biologie der Ozeane. Stuttgart 21996.
II Meer,
Simon van der, niederländ. Ingenieur, * Den Haag 24. 11. 1925; seit 1956 Mitarbeiter am CERN, bedeutende Arbeiten zur Weiterentwicklung von Teilchenbeschleunigern; 1984 mit C. Rubbia Nobelpreis für Physik für den Nachweis der intermediären Bosonen (1983).
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