Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburg-Vorpommern,Land im NO Dtl.s, 23 170 km2, (1998) 1,803 Mio. Ew.;
Hptst. ist Schwerin.Landesnatur: M.-V. liegt gänzlich im Norddt. Tiefland. Die Gesamtlänge der Küste beträgt 1 470 km, davon sind 340 km zur Ostsee hin exponiert (Außenküste), 1 130 km sind Bodden- oder Binnenküste. Die Inseln sind (von W nach O) Poel in der Wismarbucht, Hiddensee und Ummanz vor Rügen, Rügen und Usedom (östl. Inselteil zu Polen). An der Ostseeküste Mecklenburgs (von der Travemündung bis zum Fischland) wechseln Steilufer mit sandigen Anschwemmungen. Die mit dem Darß beginnende Küste Vorpommerns wird charakterisiert durch zahlr. Bodden, das Kleine Haff, Kliffs (N-Küste von Hiddensee), die Kreidesteilküsten im N und O von Rügen sowie durch mit Strandgräsern oder lichtem Kiefernwald bewachsene Dünen. Die Oberflächenformen - geprägt von der jüngsten pleistozänen Vereisung (Weichsel-Eiszeit) - umfassen leichtwellige Grundmoränenflächen, die Endmoränenzüge der Mecklenburg. Seenplatte, Sanderflächen sowie Küsten- und feuchte Talniederungen. Die zahlr. kurzen Flüsse und Bäche entwässern v. a. zur Ostsee. Etwa 1/5 der Fläche ist bewaldet, 13 % von Mooren bedeckt. Vier Nationalparks.Bevölkerung: 26 % der Bewohner bekennen sich zum christl. Glauben, davon ist der überwiegende Teil evang.-lutherisch (rd. 385 000), rd. 74 200 Katholiken. M.-V. ist mit 78 Ew./km2 das am geringsten besiedelte Bundesland. Die ab 1950 bis zur Einheit Dtl.s 1990 anhaltende Abwanderung der Bev. in die westl. Bundesländer setzte sich auch danach v. a. aus wirtsch. Gründen fort. Zuzüglich des natürl. Bev.rückgangs (v. a. Geburtenrückgang) verringerte sich die Einwohnerzahl M.-V.s 1950-90 um etwa 0,3 Mio., 1989-98 um 175 000 Personen; Univ. in Rostock und Greifswald, Fachhochschulen in Stralsund, Neubrandenburg und Wismar, eine Hochschule für Musik und Theater in Rostock.Wirtschaft: Wichtigste Wirtschaftszweige sind die Landwirtschaft und die darauf fußende Nahrungsmittelindustrie. Die Hauptgebiete des Ackerbaus liegen im Bereich der fruchtbaren Grundmoränen, die M.-V. in breitem Band von NW nach SO durchziehen (v. a. Anbau von Weizen, Ölfrüchten, Feldfutter, Zuckerrüben); auch Schweinezucht ist verbreitet. Auf den südlich anschließenden Endmoränengebieten und Sanderflächen mit weniger fruchtbaren Böden werden v. a. Roggen und Kartoffeln angebaut; die Kiefernwälder werden forstwirtschaftlich genutzt. In den Flussniederungen im N und NO sowie der Elbe im SW und auch im Küstenbereich herrscht Rinderzucht vor. Die zahlr. mecklenburg. Seen begünstigen die Binnenfischerei; sie hat aber ebenso wie die Küstenfischerei an Bedeutung verloren. Mit dem Aufbau der Schiffbauind. (Werften in Rostock, Rostock-Warnemünde, Wismar, Stralsund, Wolgast) und der Hafenwirtschaft (Hochseehäfen in Rostock, Wismar, Stralsund) begann nach 1950 die Industrialisierung im Küstenbereich. Weiterhin wichtig sind die Metall verarbeitende und die Elektroind., der Maschinen- und Fahrzeugbau sowie die Fischverarbeitung. Die Zahl der Erwerbstätigen verringerte sich gegenüber 1989 auf etwa 40 %. Die Ostseeküste mit ihren Halbinseln Darß und Zingst und den Inseln Rügen und Usedom ist ein wichtiges Urlaubsgebiet. Erholungsgebiete liegen auch im Bereich der Mecklenburg. Seenplatte. - Das Verkehrsnetz ist noch ungenügend ausgebaut (eingleisige Eisenbahnstrecken), die Hochseehäfen sind noch unzureichend mit dem Hinterland verbunden. Eine Verbesserung brachte der Bau der Autobahnen Berlin-Rostock in den 70er- und Berlin-Hamburg in den 80er-Jahren; dazu kommt der Bau der Ostseeautobahn von Lübeck zur poln. Grenze. Fährhäfen befinden sich in Rostock-Warnemünde und Sassnitz-Mukran.Verfassung: Nach der am 23. 5. 1993 in Kraft getretenen Verf. liegt die Legislative beim Landtag (71 Abg., für vier Jahre gewählt), die Exekutive bei der Landesreg. unter Vorsitz des vom Landtag gewählten MinPräsidenten.
Geschichte: Zur Geschichte vor 1945 Mecklenburg. - 1945 kam Mecklenburg, um Vorpommern westlich der Oder vergrößert, zur Sowjet. Besatzungszone Dtl.s (SBZ). 1949 wurde es ein Land der DDR, 1952 im Rahmen der Verwaltungsreform in die Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg aufgeteilt, aber im Zuge des polit. Umbruchs in der DDR am 3. 10. 1990 als Land wieder hergestellt. Seit dem 3. 10. 1990 Land der Bundesrep. Dtl.; CDU und FDP bildeten nach den Landtagswahlen vom 14. 10. 1990 eine Koalitionsreg., zunächst unter A. Gomolka, ab März 1992 unter B. Seite (beide CDU). Nach den Landtagswahlen von 1994 wählte eine Koalition aus CDU und SPD Seite erneut zum MinPräs. Nach der Wahl von 1998 bildeten SPD und PDS eine Regierungskoalition unter dem SPD-Politiker H. Ringstorff.
Literatur:
Heitz, G.u. Rischer, H.: Geschichte in Daten - M.-V. München u. a. 1995.
M.-V. Brücke zum Norden u. Tor zum Osten, hg. v. W. Weiß. Gotha 1996.
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