Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Maya
I Maya[Sanskrit »Illusion«, »Täuschung«], im Veda die den Göttern zugeschriebene Zauberkraft und die durch sie bewirkten Illusionen; in den Upanishaden und im Vedanta die materielle Welt, die nur so lange als real angesehen wird, wie das Brahman (die Allseele, das absolute Prinzip) noch nicht als die eigentl. Wirklichkeit erkannt ist.
II Maya,
indian. Völker mit gleicher Sprache (M.-Sprachen), aufgegliedert in 18 Stämme mit etwa 2 Mio. Sprechern; gliedern sich in Tiefland- (Yucateken, Lakandonen u. a.) und Hochland-M. (z. B. Quiché, Cakchiquel, Tzutuhil). Verbreitet vorwiegend in Guatemala, S- und NO-Mexiko sowie vereinzelt in Belize und Honduras. Meist von Feldbau lebende Landbev. in Dörfern und Kleinstädten; Reste der traditionellen Religion. - Die M. waren in vorkolumb. Zeit Träger einer bed. indian. Hochkultur, die sich zw. 2000 v. Chr. und 1550 n. Chr. im S Mexikos (Halbinsel Yucatán, Tabasco, Chiapas), im Tiefland von N-Guatemala und angrenzenden Gebieten von Honduras entwickelt hatte; die größte Blüte erreichte diese Kultur zw. 200 und 900. Im Laufe der Jh. verschoben sich ihre Zentren von S nach N. Um 1000 wanderten Tolteken in das Gebiet ein und überformten die M.-Kultur. Wirtsch. Grundlage war der Feldbau (v. a. Mais), der z. T. mit Entwässerungssystemen betrieben werden musste. Die Städte hatten bis zu 10 000 Ew., ihr Zentrum war ein Zeremonialplatz mit Sakralbauten (Stufenpyramiden) und Palästen, wahrscheinlich Verwaltungsmittelpunkt der Territorialstaaten. Über die Religion ist wenig bekannt, besondere Bedeutung hatte wohl der Himmelsgott Itzamná, in der Religionsausübung spielten Wahrsagepraktiken eine große Rolle. Die reich mit Reliefs verzierten Stufenpyramiden bezeugen den hohen Stand der Baukunst. Von den Malereien blieb wenig erhalten (Bonampak); das Handwerk war gut entwickelt (Textilien, Keramik, Federarbeiten). Metall war unbekannt. Die M. schufen als einziges Volk Altamerikas eine höher entwickelte Schrift, ihre bildlich-abstrakten Zeichen sind bis heute nur z. T. entziffert. Der Kalender beruhte auf fortgeschrittenen mathemat. und astronom. Kenntnissen. - Bed. Reste der Zeremonialzentren aus der Frühzeit sind in Tikal, aus klass. Zeit in Copán und Palenque, aus toltek. Zeit in Chichén Itzá erhalten. (mesoamerikanische Hochkulturen)
Literatur:
Wilhelmy, H.: Welt u. Umwelt der M. Neuausg. München u. a. 1989.
Riese, B.: Die M. Geschichte - Kultur - Religion. München 21997.
Bricker, V. R. u. a.: A dictionary of the M. language. Salt Lake City, Utah, 1998.
Gilbert, A. u. Cotterell, M. M.: Die Prophezeiungen der M. Aus dem Engl. München 1998.
Schele, L. u. Freidel, D.: Die unbekannte Welt der M. Aus dem Amerikan. Neuausg. München 1999.
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