Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Masse
Masse,1) allg.: große Menge, Häufung; ungeformter, meist dickflüssiger (erhärtender) Stoff.
2) Elektrotechnik: Gesamtheit aller leitfähigen Bauteile von Anlagen und Betriebsmitteln, die normalerweise von den unter Spannung stehenden Teilen isoliert sind.
3) Physik: eine der Grundeigenschaften der Materie und daher eine der Basisgrößen des Internat. Einheitensystems (SI), Formelzeichen m, SI-Einheit Kilogramm (kg). Sie ist als träge M. (mt) ein Maß für den Widerstand (Trägheit), den jeder Körper einer Änderung seines Bewegungszustandes entgegensetzt; gemäß dem 2. newtonschen Axiom ist sie mit der durch eine äußere Kraft F hervorgerufenen Beschleunigung a verknüpft durch: F = mt · a. Die schwere M. ( ms) ergibt sich aus dem newtonschen Gravitationsgesetz und ist die Ursache der Anziehung, die die Körper aufeinander ausüben (Gravitation), also auch der Gewichtskraft der Körper im Schwerefeld der Erde. Die Gleichheit von träger und schwerer Masse ist bis auf 10—10 nachgewiesen und wird in der allg. Relativitätstheorie vorausgesetzt.
Für die M. gilt in der klass. Physik ein Erhaltungssatz; wegen der aus der speziellen Relativitätstheorie folgenden M.-Energie-Äquivalenz, E = m · c 2 (c Lichtgeschwindigkeit), tritt an seine Stelle der universell gültige Erhaltungssatz für die Energie E, der insbesondere auch für Elementarprozesse wie Paarbildung und -vernichtung sowie für den Massendefekt der Atomkerne gilt. Aus der speziellen Relativitätstheorie folgt auch, dass die M. vom Bewegungszustand des Körpers abhängt. Sie nimmt mit wachsender Geschwindigkeit v zu, sodass für die relativist. M. [pic.]{{;.I073_F46.BMP;T}} gilt, wobei m0 die M. des ruhenden Körpers ist. Teilchen mit Ruhe-M. ≠ 0 können nicht auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden, da ihre M. unendlich groß werden würde.
4) Recht: Vermögen eines Erblassers (Erb-M.) oder des Schuldners im Insolvenzverfahren.
5) Sozialwissenschaften: eine Vielzahl von Menschen, die durch ein bestimmtes gleiches Merkmal verbunden sind, aber keine wirksame innere Organisation aufweisen. Die ältere M.-Psychologie (z. B. G. Le Bon) untersuchte M. als fast strukturlose Menschenmengen, die durch starke Erregbarkeit und Suggestibilität (M.-Suggestion, M.-Psychose) sowie durch ein typ. Verhalten der Beteiligten (Konformismus, nachlassende Urteilsfähigkeit und Verantwortung, zunehmende Impulsivität und Triebhaftigkeit) gekennzeichnet sind. Die neuere Sozialpsychologie und Soziologie beschreiben bestimmte strukturelle Merkmale von M. und unterscheiden zw. aktuellen M. (konkrete M.) als Ansammlung von Menschen, die durch bestimmte Einstellungen oder Affekte verbunden sind (z. B. Demonstrationszüge), und latenten M. (abstrakte M.) als nicht unmittelbar verbundene Menschenmenge, die sich durch bestimmte Merkmale und Bedürfnisse abgrenzen und auch beeinflussen lassen (z. B. Leserschaft). - Als M. wird auch die an Normen angepasste Mehrheit der Bev. oder die breiten Schichten der Bev. bezeichnet. (kollektives Verhalten, Massengesellschaft)
6) Statistik: die Grundgesamtheit.
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