Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Marsch
I Marsch[frz. marche],
1) Militärwesen: Bewegung geschlossener Truppenabteilungen.
2) Musik: Musikstück, das durch starke, regelmäßige Akzentuierungen im geraden Takt den Gleichschritt beim Marschieren unterstützt. Der M. besteht i. d. R. aus zwei Teilen zu je 8 bis 16 Takten, nach 1750 ergänzt durch ein Trio in verwandter Tonart und von melodiösem Charakter. Unterschieden werden Militär-, Triumpf-, Fest-, Prade-, Trauer-, Geschwind-, Reiter-, Einzugs- und Auszugs-M. Der Militär-M. geht auf die Trommler- und Pfeifermusik der Landsknechte zurück, entwickelte sich im 16. /17. Jh. (Fanfarenmärsche) und erlebte in der Zeit Friedrichs d. Gr. seine Hochblüte: Dessauer, Hohenfriedberger, Torgauer M. Andere bekannte M. sind der Pariser Einzugs-M., der Finn. Reiter-M., der österr. Radetzky-, der ungar. Rákóczi-M. In der Kunstmusik wird der M. vielfach verwendet, seit J.-B. Lully in Oper und Ballett, aber auch in der Instrumentalmusik des Barock und der Klassik als Satz der Orchester- und Klaviersuite und der österr. Serenadenmusik. Ebenso kennen Oratorium (G. F. Händel) und Oper seit dem 18. Jh. den M. für Einzüge, Feste, Huldigungen, Trauer und zur Darstellung des Heroischen. Auch die freiere Form des Trauer-M. hat Bedeutung erlangt: L. van Beethoven (in der »Eroica« sowie der Klaviersonate op. 26), F. Chopin (in der Klaviersonate op. 35), R. Wagner (in der »Götterdämmerung«).
II Marsch
[mnd.], an Flachmeerküsten mit starker Gezeitenwirkung verbreitete, aus Schlick aufgebaute, fruchtbare Niederung (Küsten- oder See-M.), die an den Trichtermündungen der Flüsse weit ins Hinterland reicht (Fluss-M.); etwa in Höhe des Meeresspiegels zw. Watt und Geest gelegen, wobei sich am Geestrand i. Allg. das niedrigere, oft versumpfte oder vermoorte Sietland befindet, das nur als Grünland genutzt werden kann. Seit dem 16. Jh. erfolgte eine großräumige, geschlossene Eindeichung und die Anlegung von Poldern oder Kögen.
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