Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Marokko
Marọkko⃟ Fläche: 458 730 km2
Einwohner: (1995) 27,028 Mio.
Hauptstadt: Rabat
Verwaltungsgliederung: 43 Provinzen und Präfekturen
Amtssprache: Arabisch
Nationalfeiertage: 3. 3. und 14. 8.
Währung: 1 Dirham (DH) = 100 Centimes (C)
Zeitzone: MEZ — 1 Std.
(amtlich arab. Al-Mamlaka al-Maghribijja, dt. Königreich M.), Staat in NW-Afrika, grenzt im W an den Atlantik, im N an das Mittelmeer, im O und SO an Algerien, im S an Westsahara.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1992 (durch Referendum gebilligt, 1996 revidiert) ist M. eine konstitutionelle Erbmonarchie. Staatsoberhaupt, oberster Inhaber der Exekutive und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der König. Er ernennt auf Vorschlag des Premiermin. die Mitgl. der Reg., die ihm und dem Parlament verantwortlich ist, kann den Ausnahmezustand verhängen, das Parlament auflösen und durch Dekrete regieren. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus der Repräsentantenkammer (325 Abg., für fünf Jahre direkt gewählt) und Rätekammer (270 indirekt gewählte Mitgl.). Im Zuge der Verf.änderungen wurden ein Verf.rat (neun Mitgl., davon fünf vom König ernannt) sowie ein Wirtschafts- und Sozialrat gebildet. Einflussreichste Parteien: Sozialist. Union der Volkskräfte (USFP), Verfassungsunion (UC), Nat. Sammlung der Unabhängigen (RNI), Volksbewegung (MP), Istiklal-Partei (PI).
Landesnatur: M. erstreckt sich von der Straße von Gibraltar im N bis südlich des Wadi Draa, mit 475 km langer Steilküste am Mittelmeer und 1 550 km langem Küstensaum am Atlantik entlang. Der größte Teil des Landes wird vom Gebirgssystem des Atlas eingenommen (Rif, bis 2 456 m ü. M., Mittlerer Atlas, bis 3 340 m, Hoher Atlas, im Djebel Toubkal 4 165 m, Antiatlas), an den sich nach SO die Sahara anschließt; im O leiten Hochflächen nach Algerien über; im NW fällt ein Tafelland (Meseta) stufenweise zur Küstenebene (u. a. Rharb) ab. - Das mediterrane Klima bringt Winterregen (in Höhenlagen auch Schnee); nach S Übergang zum saharisch-kontinentalen Klima. Wälder sind bes. im N verbreitet (Kork-, Steineiche, Zeder, Atlas-Thuja).
Bevölkerung: Die zu 99 % muslim. Bev. besteht zu 20 % aus Arabern (Ebenen und Küstengebiet), 36 % aus Berbern und 40 % aus arabisierten Berbern. Die Berber, die Sprache und Brauchtum weitgehend bewahrt haben, leben bes. in den Gebirgen; im S leben negride Nachkommen früherer Sklaven oder Soldaten aus der Sudanzone; 16 000 Juden, 50 000 Europäer; etwa 1,5 Mio. Marokkaner leben als Gastarbeiter im Ausland (80 000 in Dtl.). Fast die Hälfte der Ew. lebt in Städten. - Allg. Schulpflicht vom 7. bis 13. Lebensjahr; Analphabeten über 15 J. rd. 56 %. M. hat 12 Univ., die größte in Rabat (1957 gegr.), ferner 25 weitere Hochschulen.
Wirtschaft, Verkehr: Die wichtigsten Bereiche sind Landwirtschaft, Phosphatbergbau und Tourismus. Die Landwirtschaft, die rd. 40 % der Erwerbstätigen beschäftigt, erbringt knapp 30 % der Exporterlöse. Für die Eigenversorgung bes. Anbau (auf 830 000 ha mit Bewässerung) von Getreide, Oliven, Obst, Kartoffeln, Zuckerrüben und -rohr; für den Export Zitrusfrüchte, Gemüse, Wein. Anbau von Alfagras als Rohstoff zur Papiererzeugung und für Flechtwerk. In der Viehwirtschaft bes. Rinder- (Milcherzeugung), Schaf-, Ziegen- und Geflügelhaltung; Fischerei sehr ertragreich an der Atlantikküste (200-Seemeilen-Zone). Die Forstwirtschaft nutzt 12 % der Landesfläche, bes. Anbau von Korkeichen (Korkerzeugung an 3. Stelle der Erde). Reiche Bodenschätze; gefördert werden v. a. Phosphate (3. Stelle der Welterzeugung; 2/3 der bekannten Weltreserven), Blei-, Mangan-, Zink-, Kobalt-, Kupfer- und Eisenerze sowie Steinkohle, Erdöl, Erdgas. Die wichtigsten Ind.zweige sind neben Bergbau Metall- und Kunststoffverarbeitung, chem., Nahrungsmittel-, Textil-, Lederind. Das traditionelle Handwerk (z. B. Teppichherstellung) ist rückläufig. Ausgeführt werden v. a. Rohstoffe (bes. Phosphate), landwirtsch. Produkte, Fischkonserven (zweitgrößter Exporteur von Sardinenkonserven); eingeführt Nahrungsmittel, Maschinen, Fahrzeuge, Ind.güter, Brennstoffe. Haupthandelspartner sind die EU-Länder, die USA, Kanada, Irak und die GUS-Staaten. Der Fremdenverkehr erbringt ein Drittel der Devisenerlöse. Reiseziele sind u. a. antike Ruinenstätten, die vier Königsstädte Rabat, Fès, Marrakesch und Meknès, die Oasen der Sahara und die Sandstrände am Atlantik. - Das Verkehrsnetz umfasst 1 893 km Eisenbahnlinien und über 60 000 km Straßen (davon rd. 30 000 km befestigt). Haupthäfen liegen an der Atlantikküste: Casablanca, Safi, Mohammedia, Agadir, Tanger u. a. Internat. Flughäfen: Casablanca, Rabat, Tanger, Marrakesch und fünf weitere; nat. Fluggesellschaft »Royal Air Maroc«.
Geschichte: Das von selbstständigen Berberstämmen bewohnte heutige M. kam 42 n. Chr. zur röm. Prov. Mauretania Tingitana. Im 5. Jh. eroberten die Wandalen das Gebiet, im 6. Jh. Byzanz, 705-708 die Araber. 789 begründete Idris I. die Herrschaft der Idrisiden mit Fès als Residenz. Später vereinigten die Dynastien der Almoraviden (1061-1147), die als neue Hptst. Marrakesch gründeten, und der Almohaden (1147-1269) M. und die südl. Pyrenäenhalbinsel unter ihrer Herrschaft. 1269 eroberten die berber. Meriniden Marrakesch. 1554 kamen die Saaditen an die Macht, denen 1669 die noch heute herrschenden Hasaniden folgten. Im 18. Jh. wurden verstärkt wirtsch. und polit. Beziehungen zu Europa aufgenommen. Mitte des 19. Jh. kam es zu krieger. Auseinandersetzungen mit Spanien; Ende des 19. Jh. konnte Frankreich seine Vorherrschaft festigen. 1912 wurde M. frz. Protektorat, Spanien erhielt das Rifgebiet (zum Konflikt mit Dtl. Marokkokrisen). 1956 erlangte M. seine Unabhängigkeit als Königreich unter Mohammed V., seit 1961 regiert sein Sohn Hasan II. Zu Konflikten mit Algerien und Mauretanien kam es 1975/76, als die Span. Sahara entkolonialisiert wurde. Diese wurde im April 1976 zw. Mauretanien und M. aufgeteilt, wobei M. sich 1979, nachdem Mauretanien der POLISARIO gegenüber auf seinen Teil der Westsahara verzichtet hatte, auch diesen eingliederte. Dadurch ausgelöste Auseinandersetzungen zw. marokkan. Truppen und POLISARIO dauerten bis 1991 an. Die UN vermittelten einen Waffenstillstand und schlugen nach langwierigen Vermittlungen im Sept. 1997 die Durchführung einer Volksabstimmung über die Unabhängigkeit von Westsahara vor; der geplante Termin (Dez. 1998) konnte wegen der umstrittenen Wählerregistrierung nicht eingehalten werden.Innenpolit. Gegensätze (u. a. blutige Niederwerfung des Generalstreiks 1981) verschärften sich bes. seit 1990 und führten zu einer Verweigerungshaltung der oppositionellen Parteien. Die durch die Verf.revision 1996 signalisierte Demokratiebereitschaft der Reg. bewog die Opposition zur Bildung eines Wahlbündnisses und Teilnahme an den Kommunal- und Parlamentswahlen 1997, zu denen erstmals auch gemäßigt islamist. Parteien zugelassen waren. Das Wählerbündnis »Koutla« setzte sich sowohl in den Kommunal- als auch in den Parlamentswahlen vor dem Reg.bündnis »Wifak« durch. MinPräs. wurde Anfang 1998 A. Youssoufi (USFP). Mit der Konstituierung des Oberhauses wurde im Dez. 1997 die Bildung des Zweikammersystems abgeschlossen.
Angesichts des 1993 einsetzenden Verständigungsprozesses im Nahostkonflikt richtete M. 1994 ein Verbindungsbüro zu Israel ein. Mit den anderen Staaten des Maghreb beschloss es im selben Jahr die Einrichtung einer Freihandelszone in diesem Raum. Im Febr. 1996 schloss M. ein Assoziierungsabkommen mit der Europ. Union.
▣ Literatur:
Findlay, A. M.u. a.:Morocco. Oxford u. a. 1984.
⃟ Miège, J.-L.: Le Maroc et l'Europe 1830-1894, 4 Bde. Neuausg. Rabat 1989.
⃟ Le Maroc. Espace et société, hg. v. A. Bencherifa u. a. Passau 1990.
⃟ Müller-Hohenstein, K. u. Popp, H.: M. Ein islam. Entwicklungsland mit kolonialer Vergangenheit. Stuttgart 1990.
⃟ Perrault, G.: Unser Freund der König von M. Abgründe einer modernen Despotie. A. d. Frz. Leipzig 1992.
⃟ Laroui, A.: Les origines sociales et culturelles du nationalisme marocain. Casablanca 1993.
⃟ M. Landschaft, Kultur, Geschichte, Beiträge v. F. Casule u. a. A. d. Italien. Zürich 1993.
⃟ Miège, J.-L.: Le Maroc. Paris 81994.
⃟ Civilisation marocaine. Arts et cultures, hg. v. M. Sijelmassi u. a. Casablanca 1996.
⃟ Park, T. K.: Historical dictionary of Morocco. Neuausg. Metuchen, Md., 1996.
⃟ Benhaddou, A.: Maroc: les élites de royaume. Essai sur l`organisation du pouvoir au Maroc. Paris 1997.
⃟ Cubertafond, B.: Le système politique marocain. Paris 1997.
Einwohner: (1995) 27,028 Mio.
Hauptstadt: Rabat
Verwaltungsgliederung: 43 Provinzen und Präfekturen
Amtssprache: Arabisch
Nationalfeiertage: 3. 3. und 14. 8.
Währung: 1 Dirham (DH) = 100 Centimes (C)
Zeitzone: MEZ — 1 Std.
(amtlich arab. Al-Mamlaka al-Maghribijja, dt. Königreich M.), Staat in NW-Afrika, grenzt im W an den Atlantik, im N an das Mittelmeer, im O und SO an Algerien, im S an Westsahara.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1992 (durch Referendum gebilligt, 1996 revidiert) ist M. eine konstitutionelle Erbmonarchie. Staatsoberhaupt, oberster Inhaber der Exekutive und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der König. Er ernennt auf Vorschlag des Premiermin. die Mitgl. der Reg., die ihm und dem Parlament verantwortlich ist, kann den Ausnahmezustand verhängen, das Parlament auflösen und durch Dekrete regieren. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus der Repräsentantenkammer (325 Abg., für fünf Jahre direkt gewählt) und Rätekammer (270 indirekt gewählte Mitgl.). Im Zuge der Verf.änderungen wurden ein Verf.rat (neun Mitgl., davon fünf vom König ernannt) sowie ein Wirtschafts- und Sozialrat gebildet. Einflussreichste Parteien: Sozialist. Union der Volkskräfte (USFP), Verfassungsunion (UC), Nat. Sammlung der Unabhängigen (RNI), Volksbewegung (MP), Istiklal-Partei (PI).
Landesnatur: M. erstreckt sich von der Straße von Gibraltar im N bis südlich des Wadi Draa, mit 475 km langer Steilküste am Mittelmeer und 1 550 km langem Küstensaum am Atlantik entlang. Der größte Teil des Landes wird vom Gebirgssystem des Atlas eingenommen (Rif, bis 2 456 m ü. M., Mittlerer Atlas, bis 3 340 m, Hoher Atlas, im Djebel Toubkal 4 165 m, Antiatlas), an den sich nach SO die Sahara anschließt; im O leiten Hochflächen nach Algerien über; im NW fällt ein Tafelland (Meseta) stufenweise zur Küstenebene (u. a. Rharb) ab. - Das mediterrane Klima bringt Winterregen (in Höhenlagen auch Schnee); nach S Übergang zum saharisch-kontinentalen Klima. Wälder sind bes. im N verbreitet (Kork-, Steineiche, Zeder, Atlas-Thuja).
Bevölkerung: Die zu 99 % muslim. Bev. besteht zu 20 % aus Arabern (Ebenen und Küstengebiet), 36 % aus Berbern und 40 % aus arabisierten Berbern. Die Berber, die Sprache und Brauchtum weitgehend bewahrt haben, leben bes. in den Gebirgen; im S leben negride Nachkommen früherer Sklaven oder Soldaten aus der Sudanzone; 16 000 Juden, 50 000 Europäer; etwa 1,5 Mio. Marokkaner leben als Gastarbeiter im Ausland (80 000 in Dtl.). Fast die Hälfte der Ew. lebt in Städten. - Allg. Schulpflicht vom 7. bis 13. Lebensjahr; Analphabeten über 15 J. rd. 56 %. M. hat 12 Univ., die größte in Rabat (1957 gegr.), ferner 25 weitere Hochschulen.
Wirtschaft, Verkehr: Die wichtigsten Bereiche sind Landwirtschaft, Phosphatbergbau und Tourismus. Die Landwirtschaft, die rd. 40 % der Erwerbstätigen beschäftigt, erbringt knapp 30 % der Exporterlöse. Für die Eigenversorgung bes. Anbau (auf 830 000 ha mit Bewässerung) von Getreide, Oliven, Obst, Kartoffeln, Zuckerrüben und -rohr; für den Export Zitrusfrüchte, Gemüse, Wein. Anbau von Alfagras als Rohstoff zur Papiererzeugung und für Flechtwerk. In der Viehwirtschaft bes. Rinder- (Milcherzeugung), Schaf-, Ziegen- und Geflügelhaltung; Fischerei sehr ertragreich an der Atlantikküste (200-Seemeilen-Zone). Die Forstwirtschaft nutzt 12 % der Landesfläche, bes. Anbau von Korkeichen (Korkerzeugung an 3. Stelle der Erde). Reiche Bodenschätze; gefördert werden v. a. Phosphate (3. Stelle der Welterzeugung; 2/3 der bekannten Weltreserven), Blei-, Mangan-, Zink-, Kobalt-, Kupfer- und Eisenerze sowie Steinkohle, Erdöl, Erdgas. Die wichtigsten Ind.zweige sind neben Bergbau Metall- und Kunststoffverarbeitung, chem., Nahrungsmittel-, Textil-, Lederind. Das traditionelle Handwerk (z. B. Teppichherstellung) ist rückläufig. Ausgeführt werden v. a. Rohstoffe (bes. Phosphate), landwirtsch. Produkte, Fischkonserven (zweitgrößter Exporteur von Sardinenkonserven); eingeführt Nahrungsmittel, Maschinen, Fahrzeuge, Ind.güter, Brennstoffe. Haupthandelspartner sind die EU-Länder, die USA, Kanada, Irak und die GUS-Staaten. Der Fremdenverkehr erbringt ein Drittel der Devisenerlöse. Reiseziele sind u. a. antike Ruinenstätten, die vier Königsstädte Rabat, Fès, Marrakesch und Meknès, die Oasen der Sahara und die Sandstrände am Atlantik. - Das Verkehrsnetz umfasst 1 893 km Eisenbahnlinien und über 60 000 km Straßen (davon rd. 30 000 km befestigt). Haupthäfen liegen an der Atlantikküste: Casablanca, Safi, Mohammedia, Agadir, Tanger u. a. Internat. Flughäfen: Casablanca, Rabat, Tanger, Marrakesch und fünf weitere; nat. Fluggesellschaft »Royal Air Maroc«.
Geschichte: Das von selbstständigen Berberstämmen bewohnte heutige M. kam 42 n. Chr. zur röm. Prov. Mauretania Tingitana. Im 5. Jh. eroberten die Wandalen das Gebiet, im 6. Jh. Byzanz, 705-708 die Araber. 789 begründete Idris I. die Herrschaft der Idrisiden mit Fès als Residenz. Später vereinigten die Dynastien der Almoraviden (1061-1147), die als neue Hptst. Marrakesch gründeten, und der Almohaden (1147-1269) M. und die südl. Pyrenäenhalbinsel unter ihrer Herrschaft. 1269 eroberten die berber. Meriniden Marrakesch. 1554 kamen die Saaditen an die Macht, denen 1669 die noch heute herrschenden Hasaniden folgten. Im 18. Jh. wurden verstärkt wirtsch. und polit. Beziehungen zu Europa aufgenommen. Mitte des 19. Jh. kam es zu krieger. Auseinandersetzungen mit Spanien; Ende des 19. Jh. konnte Frankreich seine Vorherrschaft festigen. 1912 wurde M. frz. Protektorat, Spanien erhielt das Rifgebiet (zum Konflikt mit Dtl. Marokkokrisen). 1956 erlangte M. seine Unabhängigkeit als Königreich unter Mohammed V., seit 1961 regiert sein Sohn Hasan II. Zu Konflikten mit Algerien und Mauretanien kam es 1975/76, als die Span. Sahara entkolonialisiert wurde. Diese wurde im April 1976 zw. Mauretanien und M. aufgeteilt, wobei M. sich 1979, nachdem Mauretanien der POLISARIO gegenüber auf seinen Teil der Westsahara verzichtet hatte, auch diesen eingliederte. Dadurch ausgelöste Auseinandersetzungen zw. marokkan. Truppen und POLISARIO dauerten bis 1991 an. Die UN vermittelten einen Waffenstillstand und schlugen nach langwierigen Vermittlungen im Sept. 1997 die Durchführung einer Volksabstimmung über die Unabhängigkeit von Westsahara vor; der geplante Termin (Dez. 1998) konnte wegen der umstrittenen Wählerregistrierung nicht eingehalten werden.Innenpolit. Gegensätze (u. a. blutige Niederwerfung des Generalstreiks 1981) verschärften sich bes. seit 1990 und führten zu einer Verweigerungshaltung der oppositionellen Parteien. Die durch die Verf.revision 1996 signalisierte Demokratiebereitschaft der Reg. bewog die Opposition zur Bildung eines Wahlbündnisses und Teilnahme an den Kommunal- und Parlamentswahlen 1997, zu denen erstmals auch gemäßigt islamist. Parteien zugelassen waren. Das Wählerbündnis »Koutla« setzte sich sowohl in den Kommunal- als auch in den Parlamentswahlen vor dem Reg.bündnis »Wifak« durch. MinPräs. wurde Anfang 1998 A. Youssoufi (USFP). Mit der Konstituierung des Oberhauses wurde im Dez. 1997 die Bildung des Zweikammersystems abgeschlossen.
Angesichts des 1993 einsetzenden Verständigungsprozesses im Nahostkonflikt richtete M. 1994 ein Verbindungsbüro zu Israel ein. Mit den anderen Staaten des Maghreb beschloss es im selben Jahr die Einrichtung einer Freihandelszone in diesem Raum. Im Febr. 1996 schloss M. ein Assoziierungsabkommen mit der Europ. Union.
▣ Literatur:
Findlay, A. M.u. a.:Morocco. Oxford u. a. 1984.
⃟ Miège, J.-L.: Le Maroc et l'Europe 1830-1894, 4 Bde. Neuausg. Rabat 1989.
⃟ Le Maroc. Espace et société, hg. v. A. Bencherifa u. a. Passau 1990.
⃟ Müller-Hohenstein, K. u. Popp, H.: M. Ein islam. Entwicklungsland mit kolonialer Vergangenheit. Stuttgart 1990.
⃟ Perrault, G.: Unser Freund der König von M. Abgründe einer modernen Despotie. A. d. Frz. Leipzig 1992.
⃟ Laroui, A.: Les origines sociales et culturelles du nationalisme marocain. Casablanca 1993.
⃟ M. Landschaft, Kultur, Geschichte, Beiträge v. F. Casule u. a. A. d. Italien. Zürich 1993.
⃟ Miège, J.-L.: Le Maroc. Paris 81994.
⃟ Civilisation marocaine. Arts et cultures, hg. v. M. Sijelmassi u. a. Casablanca 1996.
⃟ Park, T. K.: Historical dictionary of Morocco. Neuausg. Metuchen, Md., 1996.
⃟ Benhaddou, A.: Maroc: les élites de royaume. Essai sur l`organisation du pouvoir au Maroc. Paris 1997.
⃟ Cubertafond, B.: Le système politique marocain. Paris 1997.