Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mariendichtung
Mariendichtung,poet. Darstellung um Maria, die Mutter Jesu, in allen ep., lyr. und dramat. Gattungen. Die Marienverehrung und damit die M. setzte sich zuerst im byzantin. Raum durch. Die lat. M. (»Ave maris stella«, 9. Jh.) entfaltete sich erst, als im 11. Jh. die kirchl. Verehrung Marias allg. wurde (»Salve regina«, 11./12. Jh.). In Dtl. entwickelte sich die M. in der Form des Hymnus (»Melker Marienlied«, um 1140), der Sequenz aus Muri (Ende 12. Jh.) und des »Arnsteiner Marienleichs« (1150), daneben stand vom späthöf. Minnesang beeinflusste spekulative Spruchlyrik (Reinmar von Zweter, Konrad von Würzburg, Frauenlob, Muskatblüt); sie wird im Meistersang allegorisch bis ins 16. Jh. weitergepflegt. Der Stoff der Marienlegenden stammt aus den apokryphen Evangelien. Die Romantik erneuerte die M. (C. Brentano, Novalis, J. von Eichendorff). Bei Annette von Droste-Hülshoff, R. M. Rilke, R. A. Schröder, R. J. Sorge, Ruth Schaumann, Gertrud von Le Fort, F. Werfel, R. Schneider und im Rahmen des Renouveau catholique bei P. Claudel erscheint M. als Ausdruck individueller Glaubenserfahrung.
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