Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Maria
I Maria[grch.-lat. Form von hebr. Mirjam], in den synopt. Evangelien (Mt. 1, 18; Mk. 6, 3; Lk. 1, 27) Name der Mutter Jesu von Nazareth. Histor. Angaben über M. finden sich in Mark. 3, 31 und 6, 3; Jesus scheint der erste Sohn M.s und ihres Mannes, des Zimmermanns Joseph aus Nazareth, gewesen zu sein; außer Jesus hatte M. wahrscheinl. noch weitere Kinder. Die Apostelgeschichte (1, 14) zählt sie (ohne bes. Hervorhebung) zu den Mitgl. der Urgemeinde. Die legendar. Ausgestaltung ihres Lebens erfolgte in den Apokryphen des N. T., v. a. im Jakobusevangelium (Mitte des 2. Jh.). - In Theologie und Frömmigkeit der christl. Kirchen wird M. als Mutter Gottes (Mariologie), Fürbitterin der Glaubenden vor Gott (Marienverehrung), als Urbild bedingungslosen Vertrauens auf Gott und Vorbild des Glaubens verehrt. - Neue Impulse erhielt die Betrachtung der Gestalt M.s u. a. durch die Theologie, die in der theolog. Betrachtung M.s eine Möglichkeit sieht, im Ggs. zur vorwiegend »männl.« Verfasstheit des Christentums dessen weibl. Züge stärker zur Geltung zu bringen. (Marienbild)
II Maria
[mɛə'rɪə], Walter De, amerikan. Künstler, * Albany (Calif.) 1. 10. 1935; erstellte nach Happenings (1960) Objekte der Minimalart und der Land-Art, so den »Vertikalen Erdkilometer«, ein Messingstab von 5 cm Durchmesser und 1 km Länge in Richtung auf den Erdmittelpunkt, verwirklicht auf der documenta 6 in Kassel (1977).
III Maria
(engl. Mary), Herrscherinnen:
Hl. Röm. Reich sowie Böhmen und Ungarn:
1) M. Theresia, Maria 7).
England:
2) M. I. Tudor, gen. die Katholische oder die Blutige (engl. Bloody Mary), Königin (1553-58), * Greenwich (heute zu London) 18. 2. 1516, ✝ London 17. 11. 1558; Tochter Heinrichs VIII. und Katharinas von Aragonien, folgte ihrem Halbbruder Eduard VI. auf den Thron,
seit 1554 mit Philipp II. von Spanien; sie betrieb die Rekatholisierung Englands (Hinrichtung zahlr. Protestanten, darunter T. Cranmer) und verlor 1558 Calais an Frankreich.
3) M. II. Stuart, Königin (1689-94), * London 30. 4. 1662, ✝ Kensington (heute zu London) 28. 12. 1694; älteste Tochter Jakobs II., Protestantin, seit 1677
mit Wilhelm III. von Oranien; erhielt nach dem Sturz ihres Vaters zus. mit ihrem Gatten 1689 die Krone (»Glorreiche Revolution«).
Frankreich:
4) M. von Medici, Königin, * Florenz 26. 4. 1573, ✝ Köln 3. 7. 1642; aus dem Hause der Großherzöge von Toskana, seit 1600
mit Heinrich IV., 1610-17 Regentin für ihren unmündigen Sohn Ludwig XIII.; von Richelieu ausgeschaltet, musste sie 1631 ins Ausland fliehen.
5) Marie Antoinette, Königin, * Wien 2. 11. 1755, ✝ (enthauptet) Paris 16. 10. 1793; Tochter von 7), 1770
mit dem späteren Ludwig XVI. Lebensfroh und oft leichtsinnig, war sie ihrer polit. Aufgabe nicht gewachsen und stellte sich jeder Reformpolitik entgegen. Die Halsbandaffäre schadete ihr, wenn auch zu Unrecht; 1789 war die »Österreicherin« die verhasste Repräsentantin des Ancien Régime. Die Mitwirkung beim Plan des preußisch-österr. Feldzuges führte schließlich zur Anklage vor dem Revolutionstribunal.
Literatur:
Castelot, A.: M. A. Von Versailles zur Guillotine. A. d. Frz. Neuausg. München 21990.
6) Marie Louise, Kaiserin, * Wien 12. 12. 1791, ✝ Parma 17. 12. 1847; Tochter Kaiser Franz' II., gegen ihren Willen 1810
mit Napoleon I. Nach seiner Abdankung erhielt sie die Herzogtümer Parma, Piacenza und Guastalla. 1821 heiratete sie ihren Obersthofmeister Graf Neipperg, nach dessen Tod 1834 Graf Bombelles.
Österreich:
7) M. Theresia, Erzherzogin (1740-80), Königin von Ungarn und Böhmen, * Wien 13. 5. 1717, ✝ ebd. 29. 11. 1780; Erbtochter Kaiser Karls VI.,
seit 1736 mit Herzog Franz Stephan von Lothringen (seit 1745 Kaiser Franz I.; seitdem wurde M. T. als Kaiserin bezeichnet), Stammmutter des Hauses Habsburg-Lothringen. Nach dem Tod Karls VI. übernahm sie aufgrund der Pragmatischen Sanktion 1740 die Reg. der habsburg. Erblande und behauptete sie gegen die Ansprüche anderer europ. Herrscher, u. a. gegen Friedrich II., d. Gr., von Preußen, der die Schlesischen Kriege und damit den Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-48) auslöste, die für Österreich den Verlust von Schlesien und Parma-Piacenza brachten. Die Rückgewinnung Schlesiens nach dem Plan ihres Kanzlers W. A. von Kaunitz scheiterte im Siebenjährigen Krieg. M. Theresia führte eine maßvolle Reformpolitik im Innern (Heeresreform durch Graf von Daun und F. M. Graf von Lacy; Staats- und Verwaltungsreform 1749-61, v. a. durch F. W. Graf Haugwitz) durch, schaffte die Folter ab (1776), milderte die bäuerl. Leibeigenschaft und die Frondienste, hob die Steuerfreiheit von Adel und Klerus auf und wurde Gründerin des Volksschulwesens in Österreich. Nach dem Tod Franz' I. (1765) wurde ihr ältester Sohn, Joseph II., Mitregent. Der Aufklärung stand sie als Katholikin ablehnend gegenüber, doch ebneten ihre Berater dem Josephinismus den Weg.
Literatur:
Tapie, V. L.: M. T. Die Kaiserin u. ihr Reich. A. d. Frz. Graz 21989.
Herre, F.: M. T. Die große Habsburgerin. Neuausg. München 1995.
Schottland:
8) M. Stuart, Königin (1542-67), * Linlithgow 8. 12. 1542, ✝ (hingerichtet) Fotheringhay Castle (Cty. Northamptonshire) 8. 2. 1587; Tochter Jakobs V. und der Maria von Guise, heiratete 1558 den späteren frz. König Franz II. Nach dem Tod ihrer Mutter (1560), die für sie in Schottland regiert hatte, und dem ihres Gatten (1560) kehrte sie 1561 nach Schottland zurück. Zu Elisabeth von England stand sie politisch in Ggs.; als Urenkelin Heinrichs VII. galt sie den Katholiken als die rechtmäßige Erbin des engl. Throns. Seit 1565
mit Lord Darnley, der 1567 durch J. H. Bothwell ermordet wurde; ihre eigene Mitwisserschaft ist umstritten. Als sie Bothwell heiratete (1567), wurde sie von den Lords gestürzt und floh 1568 nach England, wo Elisabeth sie 19 Jahre gefangen hielt. Mit dem Vorwurf der Teilnahme an einer kath. Verschwörung setzte schließlich Lord Burghley ihre Hinrichtung durch. - Trauerspiele von J. van den Vondel (1646), Schiller (1801) u. a.
Literatur:
Fraser, A.: M. S. Aus dem Engl. Neuausg. Hildesheim 1996.
Spanien:
9) M. Christina, Königin, * Neapel 27. 4. 1806, ✝ Sainte-Adresse (Dép. Seine-Maritime) 23. 8. 1878; 4. Gemahlin Ferdinands VII. 1832/33 Regentin, setzte das Thronfolgerecht für ihre Tochter Isabella II. durch, Ursache für die Kriege der Karlisten. Seit 1854 im Exil.
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