Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mao Zedong
Mao Zedong(Mao Tse-tung), chines. Politiker, * Shaoshan (Prov. Hunan) 26. 12. 1893, ✝ Peking 9. 9. 1976; Bauernsohn, nach Studium an einem Lehrerseminar ab 1918 Hilfsbibliothekar in Peking, 1921 Mitbegründer der KPCh in Schanghai, wurde 1923 Mitgl. ihres ZK. Nach dem 1923 geschlossenen Bündnis der KPCh mit der Kuomintang (KMT) wirkte er ab 1924 auch im Zentralen Exekutivkomitee der KMT. In den folgenden Jahren organisierte er revolutionäre Bewegungen unter den Bauern, die er (in Abweichung von der offiziellen Parteilinie) als Träger der Revolution ansah. Nach dem endgültigen Bruch zw. der KMT und der KPCh (1927) und der blutigen Unterdrückung der Kommunisten durch die von Chiang Kai-shek geführten Truppen zog sich M. Z. mit Guerillaeinheiten in das Bergland im Grenzgebiet zw. Hunan und Jiangxi zurück. Mit Zhu De, der eine chines. Rote Armee aufbaute, errichtete er nach Durchführung einer Agrarrevolution in der Prov. Jiangxi (SO-China) ein kommunist. Herrschaftsgebiet. 1931 wurde er Vors. der chines. Sowjetrepublik. Um der militär. Umklammerung der KMT-Truppen zu entrinnen, brach er mit seinen militär. Einheiten und Parteikadern zum Langen Marsch (1934-35) nach NW-China auf, während dessen er unbestrittener Führer der KPCh wurde (Aufbau eines neuen Stützpunktes in Yan'an in der Prov. Shaanxi). 1936 zwang er Chiang Kai-shek zu einem Waffenstillstand mit den Kommunisten und zur Einheitsfront gegen Japan. 1937-40 entstanden grundlegende Schriften M. Z. (u. a. »Über den Widerspruch«, 1937; »Die neue Demokratie«, 1940). 1945 wurde M. Z. zum Vors. der KPCh und der Militärkommission des ZK gewählt. Nach der Niederlage der KMT-Truppen im Bürgerkrieg (1945-49) rief M. Z. am 1. 10. 1949 die Volksrep. China aus und wurde Vors. der Zentralen Volksregierung. Nach der Verabschiedung einer neuen Verfassung wurde M. Z. 1954 Präs. der VR China. Um der wachsenden Unzufriedenheit inner- und außerhalb der Partei einen kontrollierten Ausdruck zu geben, löste er 1956 die Hundert-Blumen-Bewegung aus. Die Außenpolitik von M. Z. stand nach Errichtung der VR China zunächst im Einvernehmen mit der sowjet. Partei- und Staatsführung. Der Konflikt entzündete sich um 1960 bes. an den unterschiedl. Auffassungen über die Zukunft der Weltrevolution, die »friedl. Koexistenz« und den Zeitpunkt einer Überleitung der sozialist. in die kommunist. Gesellschaft. Der Fehlschlag der Politik des »Großen Sprungs nach vorn« (1958-60/61; Errichtung der Volkskommunen) schwächte die Stellung von M. Z. in Partei und Staat. 1959 trat er das Amt des Staatspräs. an Liu Shaoqi ab, blieb jedoch Vors. der Partei. Im Rahmen der 1965/66 eingeleiteten Kulturrevolution versuchte M. Z., seine Stellung wieder zu stärken; er baute einen Führerkult um seine Person als »großer Vors. und Steuermann« auf. Eine Auswahl seiner Schriften wurde als »Das Rote Buch« (»Mao-Bibel«) in vielen Mio. Exemplaren verbreitet. M. Z. trat auch als Dichter hervor. Nach dem Tod von M. Z. wurden seine engsten Mitarbeiter politisch ausgeschaltet, seine innerparteil. Gegner (u. a. Deng Xiaoping) rehabilitiert und seine Politik einer grundsätzl. Revision unterzogen. Erst in den 1980er-Jahren wurden die »M.-Z.-Ideen« wieder offizieller Bestandteil der kommunist. Ideologie in der VR China.
Literatur:
T. Heberer. M. Z. - der unsterbl. Revolutionär? Versuch einer krit. Neubewertung anläßlich des 100. Geburtstages, hg. v. Hamburg 1995.
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