Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Manichäismus
Manichäịsmusder, von Mani begründete dualistisch-gnost. Religion, die im gesamten Mittelmeerraum verbreitet war. Der Blütezeit im 4. Jh. folgte ein rascher Verfall. Im Osten erlosch der M. im 14. Jh. in China, wo er seit dem 7. Jh. zu neuer Blüte gelangt war. Mittelpunkt der Lehre ist ein dualist. Konzept von Licht und Finsternis, Geist und Materie als den von Anbeginn an unversöhnl. guten und bösen Prinzipien. In der Welt und im Menschen sind diese schuldhaft vermischt. Erlösung (Heimkehr der im Leib gefangenen Seele ins Reich des Lichts im Moment des Todes) setzt diese Erkenntnis und ein völlig asket. Leben (v. a. die völlige geschlechtl. Enthaltsamkeit) voraus. Der M. bildete eine strenge Hierarchie aus, an deren Spitze der Archegos als Nachfolger Manis stand; grundsätzlich unterteilten sich die Manichäer in mönchisch lebende Electi (»Auserwählte«) und Laien, Auditores (»Hörer«). Das geistlich-kult. Leben des M. wurde geprägt durch regelmäßige kult. Feste (jeden Montag) und die Pflicht aller Mitgl. zur Beichte. Hauptfest war das jährl. Bema-Fest (»Fest des Lehrstuhls«) zur Erinnerung an Manis Tod, in dessen Mittelpunkt eine sakramentale Mahlzeit stand. Dem M. verwandte Vorstellungen finden sich bei Bogomilen, Katharern, Paulikianern und in versch. religiösen und philosoph. Systemen der Neuzeit.
Literatur:
L. Koenen Mani. Auf der Spur einer verschollenen Religion, hg. v. u. C. E. Römer. Freiburg im Breisgau 1993.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Manichäismus