Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Malta
Mạlta Fläche: 316 km2
Einwohner: (1997) 374 700
Hauptstadt: Valletta
Verwaltungsgliederung: 6 Verwaltungsbezirke
Amtssprachen: Maltesisch und Englisch
Nationalfeiertag: 31. 3.
Währung: 1 Maltes. Lira (Lm) = 100 Cents (c) = 1 000 Mils (m)
Zeitzone: MEZ
(amtlich Repubblika ta' Malta, Republic of Malta), Inselstaat im zentralen Mittelmeer, umfasst die Maltes. Inseln, das sind M. (246 km2), Gozo (maltes. Ghaudex oder Ghawdex; 67 km2), Comino (Kemmuna; 2,6 km2) sowie die beiden unbewohnten Inseln Cominotto (Kemmunett) und Filfla (Filfola).
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1974 ist M. eine parlamentar. Rep. im Commonwealth. Staatsoberhaupt ist der auf fünf Jahre vom Parlament gewählte Präs.; er übt im Wesentlichen repräsentative Funktionen aus. Die Legislative liegt beim Repräsentantenhaus (69 Abg., davon 65 für fünf Jahre gewählt und vier Bonusmandate für die stärkste Partei), die Exekutive bei der Reg. unter Vorsitz des Premiermin. Einflussreichste Parteien: Nationalist Party, M. Labour Party.
Landesnatur: Die Maltes. Inseln sind Reste einer Landbrücke zw. Sizilien und Nordafrika. Die Insel M. steigt pultschollenförmig von NO nach SW bis 253 m ü. M. an und fällt steil mit einer Kliffküste zum Meer ab. Der größte Teil ist verkarstet. Nur im N und NW finden sich Becken, die landwirtsch. genutzt werden. Die Flachlandküste im NO und SO ist durch mehrere Buchten stark gegliedert (Rias). Von der Insel M. ist die Insel Gozo durch einen 5 km breiten Meeresarm, in dem die Insel Comino liegt, getrennt. Die Sommer sind trocken-heiß, die Winter mild mit zyklonalen Regenfällen (Mittelmeerklima).
Bevölkerung: Die Malteser bilden ethnisch ein mediterranes Mischvolk mit arab. Sprache (Maltesisch); etwa 5 % sind Briten und Italiener. 94 % der Bev. leben in Städten. - Allg. Schulpflicht vom 5. bis 16. Lebensjahr; Univ. (gegr. 1769) in Valletta. - 98 % der Bev. sind katholisch.
Wirtschaft, Verkehr: Wichtigster Wirtschaftszweig ist das Dienstleistungsgewerbe, zuerst für den Malteserorden, 1800-1979 für den brit. Marinestützpunkt, heute bed. Fremdenverkehr; bedeutendstes Unternehmen ist die Werft in Valletta, daneben Maschinenbau, chem., Nahrungsmittel- und Textilindustrie. Die Landwirtschaft spielt eine untergeordnete Rolle. Von Bedeutung ist die Blumenzucht, ferner Frühkartoffeln, Zwiebeln und Wein sowie Getreide; Waldflächen fehlen. Die Fischerei beschränkt sich auf küstennahe Gewässer. Der Energiebedarf wird überwiegend aus Erdölimporten gedeckt. Ausgeführt werden Maschinen und Fahrzeuge, Textil-, Plastikwaren, Frühkartoffeln, Blumen, elektr. und elektron. Waren, Spielzeug. Wichtigste Handelspartner sind die EU-Länder und die USA. - Das Straßennetz ist 1 600 km lang. Eisenbahnen sind nicht vorhanden. Der Hafen von Valletta kann von Schiffen jeder Größenordnung angelaufen werden. Internat. Flughafen Luqa südlich von Valletta.
Geschichte: M. war in der Jungsteinzeit eines der Zentren der mediterranen Megalithkulturen (v. a. große Tempelbauten z. B. in Muaidra, ab 4. Jt. v. Chr.). Nach phönik. Kolonisation (8./7. Jh. v. Chr.) kam M. im 7./6. Jh. v. Chr. unter die Oberhoheit Karthagos; ab 218 v. Chr. war es röm. Kolonie. Das nach 395 n. Chr. oström. M. wurde in der Völkerwanderungszeit zunächst von Wandalen, dann von Ostgoten besetzt; 533 wurde es byzantinisch; 870 eroberten es die muslim. Aghlabiden, deren sprachl. und kultureller Einfluss lange nachwirkte. 1091 beendete der normann. Graf Roger I. von Sizilien ihre Herrschaft. 1530 belehnte Kaiser Karl V. den von Rhodos vertriebenen Johanniterorden mit M. Die Folgezeit war durch ständige Kämpfe mit den Osmanen gekennzeichnet. Die Ordensherrschaft beendete Napoléon Bonaparte 1798 zu Beginn seiner ägypt. Expedition. 1800 gelang es den Maltesern mithilfe der brit. Flotte, die Franzosen zu vertreiben. Im Frieden von Amiens (1802) unterstellte sich die maltes. Nationalversammlung Großbritannien und verhinderte so die Rückgabe der Insel an den Ritterorden. 1814 wurde M. brit. Kronkolonie und Flottenstützpunkt. Die Verf. von 1921 räumte der Insel eine beschränkte Selbstverwaltung ein; im Zweiten Weltkrieg war sie wichtige brit. Luft- und Flottenbasis. Die Verf. von 1947 brachte M. Autonomie. 1964 wurde es unabhängiges Mitgl. des (brit.) Commonwealth und 1974 unabhängige parlamentar. Republik. Die über lange Jahre regierende M. Labour Party unter D. Mintoff (MinPräs. 1955-58 und 1971-84) war auf eigenständige Politik bedacht und erreichte schließlich die Verlegung des NATO-Stützpunktes (1971) und den vollständigen Abzug der brit. Truppen (1971). Nach einer Verf.änderung gewann die Nationalist Party die Wahlen im Mai 1987 und im Febr. 1992. Die von ihr gestellte Regierung (MinPräs. E. Fenech Adami) strebte eine enge politisch-wirtsch. Bindung an Westeuropa an (1990 Antrag auf Mitgliedschaft in der EG). Nach dem Wahlsieg der Labour Party im Okt. 1996 stoppte die Regierung unter MinPräs. A. Sant die Beitrittsverhandlungen zur EG (EU) und bemühte sich um eine Annäherung an die nordafrikan. Staaten, v. a. an Libyen. Nach dem Sieg der Nationalist Party bei den Parlamentswahlen 1998 wurde Fenech Adami erneut Premierminister.
Literatur:
Tetzlaff, I.: M. u. Gozo. Die goldenen Felseninseln - Urzeittempel u. Malteserburgen. Köln 81990.
Betz, W.: M. - Spuren in die Vergangenheit. Frankfurt am Main 1994.
Berg, W. G.: Historical dictionary of M. Lanham, Md., 1995.
Bestler, A.: Ohne Schutzpatrone kommt man nicht in den Himmel. Der parteipolitisch vermittelte Klientelismus in M. Weiden 1996.
Pirotta, G. A.: The Maltese public service. 1800 - 1940. The administrative politics of a micro-state. Msida 1996.
Boswell, D. M. u. Beeley, B. W.: M. Neuausg. Oxford 1998.
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