Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mali
Mali Fläche: 1 240 192 km2
Einwohner: (1995) 10,795 Mio.
Hauptstadt: Bamako
Verwaltungsgliederung: 8 Regionen, Hauptstadtdistrikt
Amtssprache: Französisch
Nationalfeiertag: 22. 9.
Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centimes (c)
Zeitzone: MEZ — 1 Std.
(amtlich frz. République du M.), Binnenstaat in Westafrika, grenzt im NW an Mauretanien, im NO an Algerien, im O und SO an Niger, im S an Burkina Faso, Rep. Elfenbeinküste und Guinea, im W an Senegal.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 12. 1. 1992 (durch Referendum gebilligt; 1997 revidiert) ist M. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präs. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (147 Abg.), die Exekutive bei der Reg. unter Vors. des vom Präs. ernannten MinPräs. Einflussreichste Parteien sind die Allianz für die Demokratie in M. (ADEMA) und die Afrikan. Partei für Solidarität und Gerechtigkeit (PASJ).
Landesnatur: M. reicht von der Oberguineaschwelle im S über das Nigerbecken (Sahelzone) bis in die zentrale Sahara im N. Weite Ebenen und flache Becken kennzeichnen das Landschaftsbild. Im NO erhebt sich das wüstenhafte Bergland Adrar des Iforas bis zu 1 000 m ü. M. Zw. Ségou und Timbuktu bildet der Niger ein riesiges Binnendelta von rd. 40 000 km2, wichtigstes Anbaugebiet. M. hat Anteil an mehreren Klima- und Vegetationszonen: von der Feuchtsavanne im S über Trocken- und Dornsavannen bis zur extrem ariden Wüste im N; Jahresniederschläge im S 1 100 mm (Regenzeit Juni bis Okt.), am Sahararand 120 mm; oft mehrjährige Dürreperioden.
Bevölkerung: Die Mehrheit bilden sudanide Völker und Stämme, stärkste Gruppen sind die Bambara, Malinke, Soninke, Senufo, Songhai, Dogon; Fulbe und Mauren leben v. a. in der Mitte des Landes, nomad. Tuareg im N. Infolge Dürren wanderten viele Nomaden nach S in die Städte ab; städt. Bev. 26 %. - Schulpflicht vom 6. bis 15. Lebensjahr; Analphabetenquote fast 70 % bei Erwachsenen; es gibt sieben Hochschulen. - Rd. 80 % der Bev. bekennen sich zum Islam (Sunniten), 18 % zu Naturreligionen, 2 % sind Christen.
Wirtschaft, Verkehr: Haupterwerbszweig ist die Landwirtschaft. Im S und SW des Landes sowie längs des Niger bis Timbuktu Anbau von Hirse, Maniok, Mais, im Überflutungsgebiet oder mit Bewässerung Reis, für den Export Baumwolle, Erdnüsse und Zuckerrohr. Im mittleren und nördl. M. betreiben Nomaden und Halbnomaden extensive Viehhaltung (Lebendviehexport); bed. Flussfischerei (Ausfuhr von Trocken- und Räucherfisch); Salzgewinnung in der Sahara bei Taoudenni. Die Ind. verarbeitet v. a. landwirtsch. Erzeugnisse. 90 % des Exports sind Agrarprodukte (Baumwolle, Lebendvieh, Häute, Felle), ferner Gold; Haupthandelspartner: Frankreich u. a. EU-Länder, Senegal und die Rep. Elfenbeinküste. - Die Bahnlinie Bamako-Dakar (in M.: 642 km) ist die wichtigste Verbindung zu den Seehäfen am Atlantik; Bedeutung hat die Schifffahrt auf Senegal und Niger (nicht ganzjährig schiffbar); das Straßennetz beträgt 18 000 km, davon 1 500 km asphaltiert. Internat. Flughafen: Bamako.
Geschichte: Vom 12. Jh. an bestand im westl. Sudan das Reich M., eine Gründung der Malinke (Zerfall 15.-17. Jh.). Im späten 19. Jh. gliederte Frankreich das Gebiet des heutigen M. als Soudan (seit 1904 Kolonie Frz.-Sudan) Frz.-Westafrika ein. Dabei leisteten die Tuareg heftigen Widerstand. 1958 autonome Rep. in der Frz. Gemeinschaft, bildete Frz.-Sudan 1959 mit Senegal die Föderation M., die jedoch schon 1960 auseinander brach. Die ehem. Kolonie Sudan behielt den Namen M. bei. Unter Staats- und Reg.chef M. Keita betrieb M. eine am sozialist. Lager orientierte Politik. Nach dem Sturz von Keita 1968 übernahm ein Militärregime unter M. Traoré die Macht (nach blutigen Unruhen 1991 gestürzt). Einen Demokratisierungsprozess leitete der neue Staatschef A. T. Touré ein. Die ersten freien Präsidentschaftswahlen gewann 1992 A. O. Konaré (1997 wieder gewählt; ADEMA). Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen schlossen Reg. und Tuareg am 11. 4. 1992 einen Nationalpakt, der die Anfang der 1990er-Jahre ausgebrochene Tuareg-Rebellion im N des Landes und damit ausgelöste Flüchtlingsströme beenden sollte. 1994 kam es jedoch erneut zu blutigen Konflikten zw. der schwarzafrikan. Bev.-Mehrheit und den Tuareg, die schließlich im Frühjahr 1996 beigelegt werden konnten.
Literatur:
Barth, H. K.: M. Eine geograph. Landeskunde. Darmstadt 1986.
Krings, T.: Sahel. Senegal, Mauretanien, M., Niger. Islam. u. traditionelle schwarzafrikan. Kultur zwischen Atlantik u. Tschadsee. Köln 41988.
Blöhm, W.: Angepasste Agrarentwicklung in der Republik M. München 1996.
Diarrah, C. O.: Le défi au M. Paris 1996.
Imperato, P. J.: Historical dictionary of M. Lanham, Md., 31996.
Verger, C.: Le M. au quotidien. Paris 1997.
La décentralisation au M., hg. v. B. Kassibo. Hamburg 1998.
Koenig, D. u. a.: Innovation and individuality in African development. Changing production strategies in rural M. Ann Arbor, Mich., 1998.
Stamm, A. L. u. a.: M. Oxford 1998.
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