Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Malerei
Malerei,im Unterschied zu den dreidimensionalen Künsten Plastik und Architektur und zur Zeichnung und Grafik die vorrangig von der Farbe bestimmte Flächengestaltung, die aber auch räumlich-illusionistisch angelegt sein kann (insbesondere eine abendländ. Erscheinung). Nach Art des Bildträgers unterscheidet man v. a. Wand-, Tafel- und Buch-M. Die Wand-M. tritt am frühesten auf; sie hat ihren Ursprung in Kult und Mythos, so die altsteinzeitl. Felsbilder und die M. in oriental. Hochkulturen; bei ihnen handelt es sich hauptsächlich um Leimfarben-M. Auch die Technik der Freskomalerei wird schon früh verwendet, um dann nach langem Gebrauch einer Mischtechnik aus Fresko- und Secco-M. von den Malern der Renaissance bevorzugt zu werden. Die Wand- bzw. Deckenmalerei wird seit dem 17. Jh. mit Kalkkaseinfarben ausgeführt. Von der antiken Tafel-M. haben sich v. a. Mumienporträts erhalten, die in Enkaustik gemalt sind. Die antike Tradition der Tafel-M. setzt sich in den byzantin. Ikonen fort, während im westl. Abendland die Wandmalerei und Buchmalerei führend waren, die wie die Ikonen ausschl. der Vergegenwärtigung religiöser Inhalte dienten. Seit dem 12. Jh. kommt das Tafelbild als Altarbild auf, es wurde als Temperamalerei auf Holztafeln ausgeführt. Wie auch in der Buch-M. wurden die Hintergründe vergoldet (mit Blattgold belegt); darin verdeutlicht sich das Bestreben mittelalterl. M., die Figuren in ihren geistigen Beziehungen zu einer übersinnl. Sphäre darzustellen. Erst im 15. Jh., in dem das Tafelbild die Vormachtstellung erhält, die es bis in die Gegenwart behält, wird durch die veränderte Einstellung zur Diesseitigkeit der Goldgrund verdrängt. Giotto gilt als eigentl. Erfinder des Tafelbilds (als kompositionell in sich geschlossene Einheit). Im 15. Jh. kommt als Bildträger die in Holzrahmen gespannte Leinwand auf; als Farbträger eine Mischtechnik von Tempera- und Ölfarben. Die schon seit Giotto einsetzende Entwicklung der Erfassung körperl. und räuml. Realität wird durch neue Mittel (Zentralperspektive in der Renaissance, reine Ölmalerei im 17. Jh. in den Niederlanden) ausgebaut. Neben religiösen werden seit dem 16. Jh. zunehmend weltl. Themen dargestellt. Porträt, Genre, Stillleben und Landschaft werden zu neuen Gattungen der M. Im 20. Jh. wird mit der abstrakten M. eine reine Kunstwelt aufgebaut, Farbe, Linie und Fläche sind autonome Gestaltungsmittel. Nach 1945 erhält die M. durch Einbeziehung fremder Materialien, Verwendung neuer Malfarben (Acryl- und Dispersionsfarben) sowie Experimentieren mit Mischformen und Übergängen (Objekte, Environments, Installationen) zu anderen Kunstgattungen neue Akzente. Neben erneuter Aufnahme abbildender Tendenzen (Pop-Art, Neuer Realismus) entwickelt sich seit Ende der 60er-Jahre ein Pluralismus der Stile und Techniken. (Aquarellmalerei, Gouachemalerei)
Literatur:
Gericke, L.u. Schöne, K.: Das Phänomen Farbe. Berlin 21973.
Kindlers Malerei-Lexikon, hg. v. K. Fassmann, 15 Bde. Neudr. München u. a. 1985.
Wehlte, K.: Werkstoffe u. Techniken der M. Ravensburg 61992.
Doerner, M.: Malmaterial u. seine Verwendung im Bilde. Stuttgart 181994.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Malerei