Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Malaysia
Malaysia⃟ Fläche: 329 758 km2
Einwohner: (1995) 20,14 Mio.
Hauptstadt: Kuala Lumpur
Verwaltungsgliederung: 13 Gliedstaaten und 2 Bundesterritorien
Amtssprache: Bahasa Malaysia
Nationalfeiertag: 31. 8.
Währung: 1 Malays. Ringgit (RM) = 100 Sen (c)
Zeitzone: MEZ + 6 Std. 30 Minuten
(amtlich Bahasa Malaysia: Persekutuan Tanah M., engl. Federation of M.), Bundesstaat in SO-Asien; West-M. (Malaya) umfasst den S-Teil der Malaiischen Halbinsel einschl. vorgelagerter Inseln und grenzt im N an Thailand, im S an Singapur; Ost-M., bestehend aus Sarawak und Sabah, nimmt den N-Teil der Insel Borneo ein und grenzt an Indonesien und Brunei.
Staat und Recht: Der Bundesstaat M. ist nach der Verf. von 1963 (mehrfach, zuletzt 1993, novelliert) eine parlamentar. Wahlmonarchie. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive ist der von den erbl. Fürsten auf fünf Jahre aus ihrer Mitte gewählte König. Er ernennt das Kabinett unter Vorsitz des MinPräs., das dem Parlament verantwortlich ist. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Senat (69, überwiegend vom König ernannte Mitgl.) und Repräsentantenhaus (192 Abg., auf fünf Jahre gewählt). Verf.änderungen und andere Grundsatzfragen bedürfen der Zustimmung durch die Konferenz der Herrscher (Fürsten und Gouv. der Gliedstaaten). Einflussreichste polit. Kraft ist die (1996) aus 14 Parteien bestehende Nationale Front (Barisan Nasional), die von der Vereinigten Nationalorganisation der Malaien (UMNO) dominiert wird. Die 13 Gliedstaaten verfügen über eine eigene Verf. sowie Legislativ- und Exekutivorgane.
Landesnatur: Etwa 60 % von M. sind gebirgig, daneben ausgedehnte Sumpf- und Flussebenen. Sabah besitzt mit dem Kinabalu (4 101 m ü. M.) den höchsten Berg SO-Asiens. M. liegt in den inneren, ganzjährig von feuchtwarmen Luftmassen bestimmten Tropen, mit Einfluss des winterl. NO-Monsuns bes. im NO der Malaiischen Halbinsel; in den Gebirgen bis über 6 000 mm Jahresniederschlag; trop. Regenwald (fast 60 % der Landesfläche).
Bevölkerung: Rd. 59 % sind Malaien, 31 % Chinesen, 10 % Inder und Pakistaner. Die zu den Indonesiern (Jungindonesier) zählenden Malaien, größtenteils erst in den letzten Jahrhunderten aus Indonesien eingewandert, erheben seit der Unabhängigkeit den polit. Führungsanspruch, sie werden durch die Reg. systematisch gefördert und im öffentl. Dienst bevorzugt eingestellt. In den Städten dominieren noch die Chinesen. 81 % der Gesamtbev. leben in West-M. auf rd. 40 % der Staatsfläche. Bes. dicht besiedelt ist die W-Küste der Malaiischen Halbinsel (Zinnabbau und Kautschukplantagen). Die Geburtenrate ist in allen Gliedstaaten hoch (1990: 3 %). - 9-jährige allg. Schulpflicht; es gibt unterschiedl. Schulsysteme für die versch. ethn. Gruppen; sieben Universitäten. - Dem Islam gehören 55 % der Bev. an (Sunniten); rd. 6 % Christen (v. a. in Sabah und Sarawak). Die Inder sind überwiegend Hindus, die Chinesen Konfuzianer, Taoisten und Buddhisten.
Wirtschaft, Verkehr: Das Schwellenland M. ist eines der sich am schnellsten entwickelnden Länder Asiens. Dabei gilt die verarbeitende Ind. (Elektronik, Chemie, Holz- und Bauwirtschaft, Fahrzeugbau) als der dynamischste Wirtschaftszweig. Hauptindustriestandorte sind der Raum um Kuala Lumpur und George Town auf Pinang (Penang); eines der größten Ind.unternehmen ist das Stahlwerk in Prai. Entwicklungsschwerpunkte liegen in der Exportorientierung von Ind.betrieben mit ausländ. Beteiligung (z. B. Kfz-Herstellung mit japan. Hilfe). Nur etwa 13 % der Gesamtfläche werden landwirtsch. genutzt, wobei auf Plantagen 35 % der kultivierten Fläche entfallen. M. ist in der Kautschuk-, Palmöl- und Pfefferproduktion weltführend; exportorientiert sind auch Kokospalmen-, Kakao- und Ananaskulturen. Der Inlandsbedarf an Lebensmitteln kann nicht völlig im Land gedeckt werden, u. a. Reis wird eingeführt. Die Holzgewinnung hat sich in den letzten Jahren vervielfacht; es besteht ein Exportverbot für 16 trop. Holzarten. Bedeutung hat auch die Fischerei. Die wichtigsten Bodenschätze sind Zinnerz (in West-M.) und Erdöl sowie Erdgas (auf Borneo, auch Offshorebohrungen); abgebaut werden auch Bauxit, Kupfer- und Eisenerz. Ethnisch-kulturelle und landschaftl. Attraktionen begünstigen den Fremdenverkehr. Die Handelsbilanz ist seit 1970 fast ununterbrochen positiv. Haupthandelsgüter sind Erdöl, Erzeugnisse der Elektroind., Holz, Kautschuk, Palmöl, Zinn und Erdgas. Japan, Singapur und die USA sind die wichtigsten Handelspartner. - Das Schienennetz ist in West-M. 2 080 km, in Ost-M. 140 km lang. Das Straßennetz hat eine Gesamtlänge von 57 500 km, davon 40 000 km in West-M. In Sarawak sind die Flüsse von großer Bedeutung für den Personen- und Güterverkehr. Wichtigste Häfen: Kelang, George Town, Johor Baharu, Kuantan, Bintulu, Kota Kinabalu. Kuala Lumpur, George Town, Kota Kinabalu, Johor Baharu und Kuching haben internat. Flughäfen.
Geschichte: Die in den ersten Jahrhunderten n. Chr. entstandenen kleinen malaiischen Reiche wurden von der ind. Kultur geprägt (Buddhismus). Das Gebiet der Malaiischen Halbinsel gehörte bis ins 6. Jh. zum Einflussbereich des Staates Funan; zw. dem 7. und 14. Jh. befand es sich zunächst unter loser Oberherrschaft des indonesischen Großreiches, Srivijaya, dann unter der Majapahits. Um 1400 begründete Paramesvara, ein aus Sumatra geflüchteter Fürst von Palembang, das spätere Sultanat Malakka mit der gleichnamigen Hptst. (Melaka), die er zu einem wichtigen Umschlagplatz im W-O-Handel ausbaute. Er förderte die Ausbreitung des Islam. Unter Paramesvaras Nachfolgern breitete sich die Herrschaft des Sultanats bis an die N-Grenze des heutigen M. aus. 1511 eroberten die Portugiesen Malakka (Ausbau der Stadt zur Festung, Verlegung der Hptst. des Sultanats nach Johore), 1641 fiel M. an die Niederländer. 1786 schloss die brit. Ostind. Kompanie mit dem Sultan von Kedah einen Pachtvertrag über die Insel Pinang; 1795 besetzten die Briten Malakka (seit 1824 vertraglich in brit. Besitz); 1819 entstand eine brit. Handelsniederlassung auf Singapur. Die zu den Straits Settlements (»Siedlungen an der Wasserstraße«) zusammengefassten brit. Besitzungen Singapur, Malakka und Pinang wurden 1867 Kronkolonien. Zw. 1873 und 1888 gliederte Großbritannien die Sultanate Perak, Selangor, Pahang und Negri (Negeri) Sembilan in ein System von Protektoraten (1895 in die Federated Malay States unter einem Generalresidenten umgewandelt). Johore (Johor) wurde größere Autonomie zugestanden (1885 Schutzvertrag). 1909 erzwang Großbritannien von Siam die Abtretung der Sultanate Kedah, Perlis, Kelantan und Trengganu (Terengganu), die mit Johore die Unfederated Malay States bildeten. 1941-45 war M. von Japan besetzt. Nach Wiederinbesitznahme durch Großbritannien (1945) wurden die Straits Settlements aufgelöst und mit den unter brit. Protektorat stehenden Federated sowie den Unfederated Malay States 1946 zur Malaiischen Union (Malayan Union) vereinigt, die 1948 in den Malaiischen Bund (Federation of Malaya) umgewandelt wurde; dabei erhielt Singapur einen Sonderstatus. Am 31. 8. 1957 erlangte der Malaiische Bund im Rahmen des Commonwealth die Unabhängigkeit. Gegen den Widerstand v. a. Indonesiens schloss er sich 1963 mit Singapur, Sarawak und Sabah zur Föderation M. zusammen. Innenpolit. Probleme (1964 schwere Zusammenstöße zw. Malaien und Chinesen in Singapur) und außenpolit. Spannungen (Konfrontation mit Indonesien) führten 1965 zum Austritt Singapurs aus der Föderation. 1967 war M. Mitbegründer der ASEAN. 1969 ausgebrochene blutige Unruhen zw. Malaien und Chinesen in Kuala Lumpur u. a. Städten führten zur Verhängung des Ausnahmezustandes (bis 1971).
Stärkste polit. Kraft wurde das von der UMNO beherrschte Parteienbündnis »Nat. Front« (bei den Wahlen zum Bundesparlament als polit. Basis der Reg.politik immer wieder bestätigt, erneut 1995 hoher Wahlsieg). Unter MinPräs. D. S. Mahatir bin Mohammed (UMNO), seit 1981 im Amt, entwickelte sich M. zu einem der führenden Schwellenländer der Welt (Verabschiedung des ehrgeizigen Entwicklungsprogramms »National Development Policy 1991-2020«). 1993 setzte die Regierung Verf.änderungen durch, die die traditionellen Privilegien der Sultane beschnitten. Am 4. 2. 1994 wählte die Konferenz der Herrscher der Föderation den Sultan von Negeri Sembilan, Ja'afar Abdul Rahman, zum neuen König der Föderation. 1997/98 wurde auch M. von der schweren asiat. Währungs- und Wirtschaftskrise erfasst. V. a. in der Auseinandersetzung um den weiteren Wirtschaftskurs kam es zu einem innenpolit. Machtkampf zw. dem antiwestlich eingestellten und in wachsendem Maße undemokratisch regierenden Mahatir bin Mohammed und dem Finanzmin. sowie Vizepremier Dato' Seri Anwar Ibrahim, der im Sept. 1998 aus seinen Ämtern entlassen, dann verhaftet und nach einem Prozess im April 1999 unter dem Vorwurf des Amtsmissbrauchs zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, was auf starke in- und ausländ. Proteste stieß. Außenpolitisch bekannte sich M. zur Bewegung der blockfreien Staaten und schloss sich u. a. der APEC an.
▣ Literatur:
Vennewald, W.: Chinesen in M. Polit. Kultur u. strateg. Handeln. Hamburg 1990.
⃟ Marr, B. u. Marr, R.: M., Singapore, Brunei. Kunst- u. Reiseführer mit Landeskunde. Stuttgart u. a. 1991.
⃟ Bötig, K. u. Scherm, I.: M., Borneo. Pforzheim 21992.
⃟ Rolf, A.: M. u. Singapur. Köln 3 1992.
⃟ Kaur, A.: Historical dictionary of M. Metuchen, N. J., 1993.
⃟ M., hg. v. P. Franke. Bochum 1993.
⃟ Rudner, M.: Malaysian development. Ottawa 1994.
⃟ Nair, S.: Islam in Malaysian foreign policy. London 1997.
⃟ Milne, R. S. u. Mauzy, D. K.: Malaysian politics under Mahatir. London 1999.
⃟ Searle, P.: The riddle of Malaysian capitalism. St. Leonards 1999.
Einwohner: (1995) 20,14 Mio.
Hauptstadt: Kuala Lumpur
Verwaltungsgliederung: 13 Gliedstaaten und 2 Bundesterritorien
Amtssprache: Bahasa Malaysia
Nationalfeiertag: 31. 8.
Währung: 1 Malays. Ringgit (RM) = 100 Sen (c)
Zeitzone: MEZ + 6 Std. 30 Minuten
(amtlich Bahasa Malaysia: Persekutuan Tanah M., engl. Federation of M.), Bundesstaat in SO-Asien; West-M. (Malaya) umfasst den S-Teil der Malaiischen Halbinsel einschl. vorgelagerter Inseln und grenzt im N an Thailand, im S an Singapur; Ost-M., bestehend aus Sarawak und Sabah, nimmt den N-Teil der Insel Borneo ein und grenzt an Indonesien und Brunei.
Staat und Recht: Der Bundesstaat M. ist nach der Verf. von 1963 (mehrfach, zuletzt 1993, novelliert) eine parlamentar. Wahlmonarchie. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive ist der von den erbl. Fürsten auf fünf Jahre aus ihrer Mitte gewählte König. Er ernennt das Kabinett unter Vorsitz des MinPräs., das dem Parlament verantwortlich ist. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Senat (69, überwiegend vom König ernannte Mitgl.) und Repräsentantenhaus (192 Abg., auf fünf Jahre gewählt). Verf.änderungen und andere Grundsatzfragen bedürfen der Zustimmung durch die Konferenz der Herrscher (Fürsten und Gouv. der Gliedstaaten). Einflussreichste polit. Kraft ist die (1996) aus 14 Parteien bestehende Nationale Front (Barisan Nasional), die von der Vereinigten Nationalorganisation der Malaien (UMNO) dominiert wird. Die 13 Gliedstaaten verfügen über eine eigene Verf. sowie Legislativ- und Exekutivorgane.
Landesnatur: Etwa 60 % von M. sind gebirgig, daneben ausgedehnte Sumpf- und Flussebenen. Sabah besitzt mit dem Kinabalu (4 101 m ü. M.) den höchsten Berg SO-Asiens. M. liegt in den inneren, ganzjährig von feuchtwarmen Luftmassen bestimmten Tropen, mit Einfluss des winterl. NO-Monsuns bes. im NO der Malaiischen Halbinsel; in den Gebirgen bis über 6 000 mm Jahresniederschlag; trop. Regenwald (fast 60 % der Landesfläche).
Bevölkerung: Rd. 59 % sind Malaien, 31 % Chinesen, 10 % Inder und Pakistaner. Die zu den Indonesiern (Jungindonesier) zählenden Malaien, größtenteils erst in den letzten Jahrhunderten aus Indonesien eingewandert, erheben seit der Unabhängigkeit den polit. Führungsanspruch, sie werden durch die Reg. systematisch gefördert und im öffentl. Dienst bevorzugt eingestellt. In den Städten dominieren noch die Chinesen. 81 % der Gesamtbev. leben in West-M. auf rd. 40 % der Staatsfläche. Bes. dicht besiedelt ist die W-Küste der Malaiischen Halbinsel (Zinnabbau und Kautschukplantagen). Die Geburtenrate ist in allen Gliedstaaten hoch (1990: 3 %). - 9-jährige allg. Schulpflicht; es gibt unterschiedl. Schulsysteme für die versch. ethn. Gruppen; sieben Universitäten. - Dem Islam gehören 55 % der Bev. an (Sunniten); rd. 6 % Christen (v. a. in Sabah und Sarawak). Die Inder sind überwiegend Hindus, die Chinesen Konfuzianer, Taoisten und Buddhisten.
Wirtschaft, Verkehr: Das Schwellenland M. ist eines der sich am schnellsten entwickelnden Länder Asiens. Dabei gilt die verarbeitende Ind. (Elektronik, Chemie, Holz- und Bauwirtschaft, Fahrzeugbau) als der dynamischste Wirtschaftszweig. Hauptindustriestandorte sind der Raum um Kuala Lumpur und George Town auf Pinang (Penang); eines der größten Ind.unternehmen ist das Stahlwerk in Prai. Entwicklungsschwerpunkte liegen in der Exportorientierung von Ind.betrieben mit ausländ. Beteiligung (z. B. Kfz-Herstellung mit japan. Hilfe). Nur etwa 13 % der Gesamtfläche werden landwirtsch. genutzt, wobei auf Plantagen 35 % der kultivierten Fläche entfallen. M. ist in der Kautschuk-, Palmöl- und Pfefferproduktion weltführend; exportorientiert sind auch Kokospalmen-, Kakao- und Ananaskulturen. Der Inlandsbedarf an Lebensmitteln kann nicht völlig im Land gedeckt werden, u. a. Reis wird eingeführt. Die Holzgewinnung hat sich in den letzten Jahren vervielfacht; es besteht ein Exportverbot für 16 trop. Holzarten. Bedeutung hat auch die Fischerei. Die wichtigsten Bodenschätze sind Zinnerz (in West-M.) und Erdöl sowie Erdgas (auf Borneo, auch Offshorebohrungen); abgebaut werden auch Bauxit, Kupfer- und Eisenerz. Ethnisch-kulturelle und landschaftl. Attraktionen begünstigen den Fremdenverkehr. Die Handelsbilanz ist seit 1970 fast ununterbrochen positiv. Haupthandelsgüter sind Erdöl, Erzeugnisse der Elektroind., Holz, Kautschuk, Palmöl, Zinn und Erdgas. Japan, Singapur und die USA sind die wichtigsten Handelspartner. - Das Schienennetz ist in West-M. 2 080 km, in Ost-M. 140 km lang. Das Straßennetz hat eine Gesamtlänge von 57 500 km, davon 40 000 km in West-M. In Sarawak sind die Flüsse von großer Bedeutung für den Personen- und Güterverkehr. Wichtigste Häfen: Kelang, George Town, Johor Baharu, Kuantan, Bintulu, Kota Kinabalu. Kuala Lumpur, George Town, Kota Kinabalu, Johor Baharu und Kuching haben internat. Flughäfen.
Geschichte: Die in den ersten Jahrhunderten n. Chr. entstandenen kleinen malaiischen Reiche wurden von der ind. Kultur geprägt (Buddhismus). Das Gebiet der Malaiischen Halbinsel gehörte bis ins 6. Jh. zum Einflussbereich des Staates Funan; zw. dem 7. und 14. Jh. befand es sich zunächst unter loser Oberherrschaft des indonesischen Großreiches, Srivijaya, dann unter der Majapahits. Um 1400 begründete Paramesvara, ein aus Sumatra geflüchteter Fürst von Palembang, das spätere Sultanat Malakka mit der gleichnamigen Hptst. (Melaka), die er zu einem wichtigen Umschlagplatz im W-O-Handel ausbaute. Er förderte die Ausbreitung des Islam. Unter Paramesvaras Nachfolgern breitete sich die Herrschaft des Sultanats bis an die N-Grenze des heutigen M. aus. 1511 eroberten die Portugiesen Malakka (Ausbau der Stadt zur Festung, Verlegung der Hptst. des Sultanats nach Johore), 1641 fiel M. an die Niederländer. 1786 schloss die brit. Ostind. Kompanie mit dem Sultan von Kedah einen Pachtvertrag über die Insel Pinang; 1795 besetzten die Briten Malakka (seit 1824 vertraglich in brit. Besitz); 1819 entstand eine brit. Handelsniederlassung auf Singapur. Die zu den Straits Settlements (»Siedlungen an der Wasserstraße«) zusammengefassten brit. Besitzungen Singapur, Malakka und Pinang wurden 1867 Kronkolonien. Zw. 1873 und 1888 gliederte Großbritannien die Sultanate Perak, Selangor, Pahang und Negri (Negeri) Sembilan in ein System von Protektoraten (1895 in die Federated Malay States unter einem Generalresidenten umgewandelt). Johore (Johor) wurde größere Autonomie zugestanden (1885 Schutzvertrag). 1909 erzwang Großbritannien von Siam die Abtretung der Sultanate Kedah, Perlis, Kelantan und Trengganu (Terengganu), die mit Johore die Unfederated Malay States bildeten. 1941-45 war M. von Japan besetzt. Nach Wiederinbesitznahme durch Großbritannien (1945) wurden die Straits Settlements aufgelöst und mit den unter brit. Protektorat stehenden Federated sowie den Unfederated Malay States 1946 zur Malaiischen Union (Malayan Union) vereinigt, die 1948 in den Malaiischen Bund (Federation of Malaya) umgewandelt wurde; dabei erhielt Singapur einen Sonderstatus. Am 31. 8. 1957 erlangte der Malaiische Bund im Rahmen des Commonwealth die Unabhängigkeit. Gegen den Widerstand v. a. Indonesiens schloss er sich 1963 mit Singapur, Sarawak und Sabah zur Föderation M. zusammen. Innenpolit. Probleme (1964 schwere Zusammenstöße zw. Malaien und Chinesen in Singapur) und außenpolit. Spannungen (Konfrontation mit Indonesien) führten 1965 zum Austritt Singapurs aus der Föderation. 1967 war M. Mitbegründer der ASEAN. 1969 ausgebrochene blutige Unruhen zw. Malaien und Chinesen in Kuala Lumpur u. a. Städten führten zur Verhängung des Ausnahmezustandes (bis 1971).
Stärkste polit. Kraft wurde das von der UMNO beherrschte Parteienbündnis »Nat. Front« (bei den Wahlen zum Bundesparlament als polit. Basis der Reg.politik immer wieder bestätigt, erneut 1995 hoher Wahlsieg). Unter MinPräs. D. S. Mahatir bin Mohammed (UMNO), seit 1981 im Amt, entwickelte sich M. zu einem der führenden Schwellenländer der Welt (Verabschiedung des ehrgeizigen Entwicklungsprogramms »National Development Policy 1991-2020«). 1993 setzte die Regierung Verf.änderungen durch, die die traditionellen Privilegien der Sultane beschnitten. Am 4. 2. 1994 wählte die Konferenz der Herrscher der Föderation den Sultan von Negeri Sembilan, Ja'afar Abdul Rahman, zum neuen König der Föderation. 1997/98 wurde auch M. von der schweren asiat. Währungs- und Wirtschaftskrise erfasst. V. a. in der Auseinandersetzung um den weiteren Wirtschaftskurs kam es zu einem innenpolit. Machtkampf zw. dem antiwestlich eingestellten und in wachsendem Maße undemokratisch regierenden Mahatir bin Mohammed und dem Finanzmin. sowie Vizepremier Dato' Seri Anwar Ibrahim, der im Sept. 1998 aus seinen Ämtern entlassen, dann verhaftet und nach einem Prozess im April 1999 unter dem Vorwurf des Amtsmissbrauchs zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, was auf starke in- und ausländ. Proteste stieß. Außenpolitisch bekannte sich M. zur Bewegung der blockfreien Staaten und schloss sich u. a. der APEC an.
▣ Literatur:
Vennewald, W.: Chinesen in M. Polit. Kultur u. strateg. Handeln. Hamburg 1990.
⃟ Marr, B. u. Marr, R.: M., Singapore, Brunei. Kunst- u. Reiseführer mit Landeskunde. Stuttgart u. a. 1991.
⃟ Bötig, K. u. Scherm, I.: M., Borneo. Pforzheim 21992.
⃟ Rolf, A.: M. u. Singapur. Köln 3 1992.
⃟ Kaur, A.: Historical dictionary of M. Metuchen, N. J., 1993.
⃟ M., hg. v. P. Franke. Bochum 1993.
⃟ Rudner, M.: Malaysian development. Ottawa 1994.
⃟ Nair, S.: Islam in Malaysian foreign policy. London 1997.
⃟ Milne, R. S. u. Mauzy, D. K.: Malaysian politics under Mahatir. London 1999.
⃟ Searle, P.: The riddle of Malaysian capitalism. St. Leonards 1999.