Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Malawi
Malawi ⃟ Fläche: 118 484 km2
Einwohner: (1995) 11,129 Mio.
Hauptstadt: Lilongwe
Verwaltungsgliederung: 3 Regionen
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 6. 7.
Währung: 1 Malawi-Kwacha (MK) = 100 Tambala (t)
Zeitzone: MEZ + 1 Std.
(amtlich engl. Republic of M.), Staat im südl. O-Afrika, grenzt im N und NO an Tansania, im O, S und SW an Moçambique, im W an Sambia.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 18. 5. 1995 ist M. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt und Reg.chef ist der für fünf Jahre direkt gewählte Präs. Die Gesetzgebungsbefugnis liegt bei der Nationalversammlung (177 für fünf Jahre gewählte Abg.); 1999 soll als zweite Kammer ein Senat errichtet werden. Die Reg. als Exekutivorgan wird vom Präs. ernannt. Wichtigste Parteien: United Democratic Front (UDF), Malawi Congress Party (MCP), Alliance for Democracy (AFORD).
Landesnatur: M. erstreckt sich von N nach S auf rd. 840 km Länge westlich und südlich des im Ostafrikan. Graben gelegenen Malawisees. Es überwiegen 1 200-1 400 m ü. M. gelegene Hochebenen, die von Gebirgsmassiven überragt werden (Mlanjemassiv im S bis 3 000 m ü. M.). Das trop. Klima wird durch die Höhenlage und die große Wasserfläche beeinflusst; Regenzeit Nov.-April, jährl. Niederschläge im Hochland 800-1 300 mm, in den Gebirgen bis 3 000 mm. In der Vegetation herrschen Trockenwälder vor.
Bevölkerung: Fast ausschließlich Bantuvölker: Tonga, Nyanja, Chewa (stärkste Volksgruppe) und Tumbuka, seit Mitte des 19. Jh. auch Ngoni, Yao u. a.; etwa 7 000 Europäer, rd. 10 000 Asiaten (Inder); über 1 Mio. Flüchtlinge aus Moçambique. Jährl. Bev.-Wachstum 4,5 %. Etwa 700 000 Malawier arbeiten im Ausland. Es besteht keine allg. Schulpflicht (Grundschulbesuch zw. 6. und 13. Lebensjahr, Analphabetenquote etwa 44 %). Die Univ. in Zomba (gegr. 1964) hat Außenstellen in Blantyre und Lilongwe. - Viele Einwohner sind Anhänger der Stammesreligionen, über 75 % sind Christen, 12 % Muslime.
Wirtschaft, Verkehr: Haupterwerbszweig ist die Landwirtschaft (rd. 90 % Landbev.); für den Eigenbedarf werden v. a. Mais, Maniok, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Gemüse angebaut, für den Export Tabak, Tee, Zuckerrohr, Erdnüsse. Viehwirtschaft v. a. im Norden (Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Geflügel). Bedeutung haben Holznutzung (36 % Waldfläche) und Fischerei. M. ist arm an Bodenschätzen; Kohleabbau seit 1985. Die Ind. ist wenig entwickelt, vorwiegend Verarbeitung landwirtsch. Erzeugnisse (Zucker- und Äthanolfabrik). Rd. 90 % der Exportgüter sind landwirtsch. Produkte. Haupthandelspartner sind Großbritannien u. a. EU-Länder sowie die Rep. Südafrika. - Das Verkehrsnetz besteht aus 789 km Eisenbahnlinien und 13 600 km Straßen (davon 25 % befestigt); die Binnenschifffahrt hat Bedeutung für Personen- und Gütertransport. Internat. Flughafen: Kamuzu bei Lilongwe, für den Inlandsverkehr Chileka bei Blantyre.
Geschichte: D. Livingstone entdeckte 1859-63 den Njassasee (Malawisee) und erforschte die umliegenden Gebiete. 1891 wurde im heutigen M. das Protektorat British Central Africa errichtet, das 1907 den Namen Njassaland erhielt. 1953 wurde die von Weißen beherrschte Zentralafrikan. Föderation mit Nord- und Südrhodesien (heute Sambia und Simbabwe) gebildet. Ende der 50er-Jahre formierte sich aktiver Widerstand der Schwarzen, an dessen Spitze H. K. Banda trat. Bei den ersten allg. Wahlen 1961 errang die 1959 gegr. Malawi Congress Party unter Führung Bandas (seit 1963 Premiermin.) den Sieg. Nach Auflösung der Föderation 1963 wurde Njassaland als M. 1964 unabhängig, zunächst als Monarchie unter brit. Krone, seit 1966 als Rep. innerhalb des Commonwealth. Unter Führung des diktatorisch regierenden Staatspräs. Banda (1971 auf Lebenszeit gewählt) verfolgte M. eine westlich orientierte Politik, die das Land wiederholt in scharfen Gegensatz zu den anderen schwarzafrikan. Staaten brachte. Nach Einführung eines Mehrparteiensystems 1993 fanden im Mai 1994 Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt, in denen Präs. Banda und die frühere Einheitspartei MCP unterlagen. Neuer Staatspräs. wurde B. Muluzi, bis 1997 Führer der siegreichen United Democratic Front (UDF). Ziele der neuen Reg. sind v. a. die Bekämpfung der Korruption, der wirtsch. Aufbau des Landes, der Ausgleich polit. (auch ethnisch-regionaler) Gegensätze sowie die Überwindung der Isolierung M.s angesichts der früheren Unterstützung des südafrikan. Apartheidsystems.
▣ Literatur:
Lienau, C.: M. Geographie eines unterentwickelten Landes. Darmstadt 1981.
⃟ Erhard, A.: M. Agrarstruktur u. Unterentwicklung. Innsbruck 1994.
⃟ Christianity in M., hg. v. K. R. Ross. Gweru 1996.
⃟ God, people and power in M., hg. v. K. R. Ross. Neudr. Blantyre 1997.
⃟ Meinhardt, H.: Politische Transition u. Demokratisierung in M. Hamburg 1997.
⃟ Non-governmental organizations in M., Beiträge v. M. Glagow u. a. Hamburg 1997.
⃟ Chanock, M.: Law, custom, and social order. The colonial experience in M. and Sambia. Neuausg. Portsmouth, N. H., 1998.
⃟ Democratization in M., hg. v. K. M. Phiri u. K. R. Ross. Blantyre 1998.
Einwohner: (1995) 11,129 Mio.
Hauptstadt: Lilongwe
Verwaltungsgliederung: 3 Regionen
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 6. 7.
Währung: 1 Malawi-Kwacha (MK) = 100 Tambala (t)
Zeitzone: MEZ + 1 Std.
(amtlich engl. Republic of M.), Staat im südl. O-Afrika, grenzt im N und NO an Tansania, im O, S und SW an Moçambique, im W an Sambia.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 18. 5. 1995 ist M. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt und Reg.chef ist der für fünf Jahre direkt gewählte Präs. Die Gesetzgebungsbefugnis liegt bei der Nationalversammlung (177 für fünf Jahre gewählte Abg.); 1999 soll als zweite Kammer ein Senat errichtet werden. Die Reg. als Exekutivorgan wird vom Präs. ernannt. Wichtigste Parteien: United Democratic Front (UDF), Malawi Congress Party (MCP), Alliance for Democracy (AFORD).
Landesnatur: M. erstreckt sich von N nach S auf rd. 840 km Länge westlich und südlich des im Ostafrikan. Graben gelegenen Malawisees. Es überwiegen 1 200-1 400 m ü. M. gelegene Hochebenen, die von Gebirgsmassiven überragt werden (Mlanjemassiv im S bis 3 000 m ü. M.). Das trop. Klima wird durch die Höhenlage und die große Wasserfläche beeinflusst; Regenzeit Nov.-April, jährl. Niederschläge im Hochland 800-1 300 mm, in den Gebirgen bis 3 000 mm. In der Vegetation herrschen Trockenwälder vor.
Bevölkerung: Fast ausschließlich Bantuvölker: Tonga, Nyanja, Chewa (stärkste Volksgruppe) und Tumbuka, seit Mitte des 19. Jh. auch Ngoni, Yao u. a.; etwa 7 000 Europäer, rd. 10 000 Asiaten (Inder); über 1 Mio. Flüchtlinge aus Moçambique. Jährl. Bev.-Wachstum 4,5 %. Etwa 700 000 Malawier arbeiten im Ausland. Es besteht keine allg. Schulpflicht (Grundschulbesuch zw. 6. und 13. Lebensjahr, Analphabetenquote etwa 44 %). Die Univ. in Zomba (gegr. 1964) hat Außenstellen in Blantyre und Lilongwe. - Viele Einwohner sind Anhänger der Stammesreligionen, über 75 % sind Christen, 12 % Muslime.
Wirtschaft, Verkehr: Haupterwerbszweig ist die Landwirtschaft (rd. 90 % Landbev.); für den Eigenbedarf werden v. a. Mais, Maniok, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Gemüse angebaut, für den Export Tabak, Tee, Zuckerrohr, Erdnüsse. Viehwirtschaft v. a. im Norden (Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Geflügel). Bedeutung haben Holznutzung (36 % Waldfläche) und Fischerei. M. ist arm an Bodenschätzen; Kohleabbau seit 1985. Die Ind. ist wenig entwickelt, vorwiegend Verarbeitung landwirtsch. Erzeugnisse (Zucker- und Äthanolfabrik). Rd. 90 % der Exportgüter sind landwirtsch. Produkte. Haupthandelspartner sind Großbritannien u. a. EU-Länder sowie die Rep. Südafrika. - Das Verkehrsnetz besteht aus 789 km Eisenbahnlinien und 13 600 km Straßen (davon 25 % befestigt); die Binnenschifffahrt hat Bedeutung für Personen- und Gütertransport. Internat. Flughafen: Kamuzu bei Lilongwe, für den Inlandsverkehr Chileka bei Blantyre.
Geschichte: D. Livingstone entdeckte 1859-63 den Njassasee (Malawisee) und erforschte die umliegenden Gebiete. 1891 wurde im heutigen M. das Protektorat British Central Africa errichtet, das 1907 den Namen Njassaland erhielt. 1953 wurde die von Weißen beherrschte Zentralafrikan. Föderation mit Nord- und Südrhodesien (heute Sambia und Simbabwe) gebildet. Ende der 50er-Jahre formierte sich aktiver Widerstand der Schwarzen, an dessen Spitze H. K. Banda trat. Bei den ersten allg. Wahlen 1961 errang die 1959 gegr. Malawi Congress Party unter Führung Bandas (seit 1963 Premiermin.) den Sieg. Nach Auflösung der Föderation 1963 wurde Njassaland als M. 1964 unabhängig, zunächst als Monarchie unter brit. Krone, seit 1966 als Rep. innerhalb des Commonwealth. Unter Führung des diktatorisch regierenden Staatspräs. Banda (1971 auf Lebenszeit gewählt) verfolgte M. eine westlich orientierte Politik, die das Land wiederholt in scharfen Gegensatz zu den anderen schwarzafrikan. Staaten brachte. Nach Einführung eines Mehrparteiensystems 1993 fanden im Mai 1994 Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt, in denen Präs. Banda und die frühere Einheitspartei MCP unterlagen. Neuer Staatspräs. wurde B. Muluzi, bis 1997 Führer der siegreichen United Democratic Front (UDF). Ziele der neuen Reg. sind v. a. die Bekämpfung der Korruption, der wirtsch. Aufbau des Landes, der Ausgleich polit. (auch ethnisch-regionaler) Gegensätze sowie die Überwindung der Isolierung M.s angesichts der früheren Unterstützung des südafrikan. Apartheidsystems.
▣ Literatur:
Lienau, C.: M. Geographie eines unterentwickelten Landes. Darmstadt 1981.
⃟ Erhard, A.: M. Agrarstruktur u. Unterentwicklung. Innsbruck 1994.
⃟ Christianity in M., hg. v. K. R. Ross. Gweru 1996.
⃟ God, people and power in M., hg. v. K. R. Ross. Neudr. Blantyre 1997.
⃟ Meinhardt, H.: Politische Transition u. Demokratisierung in M. Hamburg 1997.
⃟ Non-governmental organizations in M., Beiträge v. M. Glagow u. a. Hamburg 1997.
⃟ Chanock, M.: Law, custom, and social order. The colonial experience in M. and Sambia. Neuausg. Portsmouth, N. H., 1998.
⃟ Democratization in M., hg. v. K. M. Phiri u. K. R. Ross. Blantyre 1998.