Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Makedonien
I Makedoni|en⃟ Fläche: 25 713 km2
Einwohner: (1997) 2,186 Mio.
Hauptstadt: Skopje
Amtssprache: Makedonisch
Nationalfeiertag: 8. 9.
Währung: 1 Denar (Den) = 100 Deni
Zeitzone: MEZ
(Mazedonien, amtlich makedon. Republika Makedonija; dt. Rep. M.), Binnenstaat in SO-Europa, auf der Balkanhalbinsel, grenzt im N an Jugoslawien, im O an Bulgarien, im S an Griechenland, im W an Albanien.
Staat und Recht: Nach der am 22. 11. 1991 in Kraft getretenen Verf. ist M. eine souveräne Republik. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der für fünf Jahre direkt gewählte Präs.; die Exekutive liegt bei der Reg. unter Vorsitz des MinPräs., die Legislative beim Einkammerparlament (Sobranje; 120 Abg., auf vier Jahre gewählt). Einflussreichste Parteien sind Innere Makedon. Revolutionäre Organisation - Demokrat. Partei der makedon. Nationalen Einheit (IMRO-DPMNE), Sozialdemokrat. Bund M.s (SDSM), Demokrat. Alternative (DA), Partei für Demokrat. Prosperität (PDP) und Demokrat. Partei der Albaner (DPA).
Landesnatur: M. ist ein im Einzugsbereich des Vardar liegendes Gebirgsland zw. den Gebirgssystemen der Dinariden im W und der Rhodopen im O; höchste Erhebungen sind im NW Korab (2 764 m ü. M.) und Šar planina (2 747 m ü. M.); dazwischen liegen das Becken von Skopje, die Pelagonija und das Strumicabecken. Im SW sind die Einbruchsbecken von Ohrid- und Prespasee erfüllt, die nur z. T. zum Staat M. gehören. Das Land ist stark erdbebengefährdet. Das Klima ist kontinental mit heißen, trockenen Sommern, im S mediterran beeinflusst. In den Beckenlandschaften fallen meist weniger als 500 mm Niederschlag im Jahr. Über ein Drittel der Fläche M.s ist bewaldet; die natürl. Steppe der Beckenlandschaften wurde weitgehend in Ackerland umgewandelt.
Bevölkerung: Trotz seiner geringen Größe ist M. ein Vielvölkerstaat. 66,5 % (1994) der Bev. sind Makedonier, 22,9 % Albaner, 4 % Türken, 2,3 % Zigeuner und 2 % Serben; die restl. 2,3 % sind Kroaten, Montenegriner, Bulgaren, Aromunen u. a.). Die alban. Minderheit im W des Landes fordert mehr Rechte. - Es besteht Schulpflicht vom 8. bis 16. Lebensjahr. Univ. bestehen in Skopje und Bitola; 1994 wurde in Tetovo eine (nicht anerkannte) alban. Univ. gegründet. - Zwei Drittel der Gläubigen sind Christen (Mitgl. der makedon. orth. Kirche), 25-30 % sind Muslime.
Wirtschaft, Verkehr: Im früheren Jugoslawien war M. die wirtschaftlich am wenigsten entwickelte Republik. Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft; ein Viertel des Landes ist Ackerland, ein Viertel sind Wiesen und Weiden. In den fruchtbaren Beckenlandschaften, bes. in der Pelagonija und den Flussniederungen, meist mit künstl. Bewässerung, werden Weizen, Mais, Roggen, Tabak, Kartoffeln, Zuckerrüben, Baumwolle, Reis und Mohn angebaut; Bedeutung haben auch Obst- und Weinbau sowie extensive Schafzucht, Rinder- und Geflügelhaltung. M. ist reich an Bodenschätzen; es werden Braunkohle, Eisen-, Kupfer-, Blei-, Zink-, ferner Chrom-, Antimon- und Molybdänerz gefördert. Neben der traditionellen Tabak-, Textil- und Nahrungsmittelind. v. a. Metall verarbeitende und chemische Industrie. Wichtigste Ind.standorte sind Skopje, Bitola und Prilep. Exportiert werden v. a. Agrarprodukte und Erze. - M. ist Transitland nach Griechenland (699 km Eisenbahnlinien, u. a. die Strecke Belgrad-Skopje-Saloniki); das Straßennetz umfasst rd. 10 600 km; internat. Flughäfen gibt es in Skopje und Ohrid.
Geschichte: 1945/46-91 war M. Bundesstaat Jugoslawiens. Aus den Parlamentswahlen im Nov./Dez. 1990 ging die IMRO als stärkste Gruppe hervor, gefolgt vom Sozialdemokrat. Bund für M. und der Partei der Demokrat. Prosperität. Im Jan. 1991 wählte das Parlament K. Gligorov zum Staatspräs. (1994 wieder gewählt). Am 8. 9. 1991 stimmte die Bev. in einem Referendum mit 74 % für die staatl. Unabhängigkeit Makedoniens. Mit Wirkung vom 19. 11. 1991 konstituierte sich M. als unabhängiger Staat. Bei den Wahlen 1994 wurde der Sozialdemokrat. Bund für M. stärkste Partei. Diese erlitt jedoch bei den Parlamentswahlen von 1998 eine Niederlage; die bisherige Opposition (IMRO) errang die absolute Mehrheit im Parlament.
Die Errichtung der unabhängigen »Republik M.« führte zu schweren Spannungen mit Griechenland, da dieses in der Verwendung der Bez. »M.« irredentist. Ansprüche auf die gleichnamige grch. Prov. befürchtet; daher wurde M. 1993 unter dem Namen »Frühere Jugoslaw. Republik Mazedonien« in die UNO aufgenommen. Nachdem M. in einem Interimsabkommen mit Griechenland (13. 9. 1995) auf die Verwendung bestimmter Symbole, die an die Dynastie Alexanders des Großen (z. B. der »Stern von Vergina«) erinnern, verzichtet hatte, hob Griechenland das im Febr. 1994 über M. verhängte Wirtschaftsembargo auf. Um ein Übergreifen des Bürgerkrieges in Bosnien und Herzegowina auf M. zu verhindern, wurde dort im Dez. 1992 ein Kontingent UN-Blauhelmsoldaten stationiert (etwa 1 000 Mann). 1995 wurde M. Mitgl. des Europarates. Die internat. Kosovokrise (ab 1998), bes. der Massenzustrom flüchtiger Kosovaren (seit Ende März 1999), destabilisierte das ethn. Gleichgewicht in M. (u. a. Aktualisierung der »alban. Frage«).
▣ Literatur:
Libal, W.: Mazedonien zw. den Fronten. Junger Staat mit alten Konflikten. Wien u. a. 1993.
⃟ Vasič, R.: Die Sicheln im Zentralbalkan (Vojvodina, Serbien, Kosovo u. Mazedonien). Stuttgart 1994.
⃟ Hösch, E.: Geschichte der Balkanländer von der Frühzeit bis zur Gegenwart. München 31995.
II Makedoni|en
(Mazedonien),
1) histor. Großlandschaft in SO-Europa, an der Griechenland, die Rep. M. und Bulgarien Anteil haben; ein Schollenland, in dem bis 2 900 m hohe Gebirgszüge größere Becken voneinander trennen. Die größten Städte sind Saloniki, Skopje, Bitola, Prilep und Serrä.Geschichte: Das antike M. war in histor. Zeit von einem den Griechen verwandten Stamm, den Makedonen, besiedelt und gliederte sich in Nieder-M. (um den Thermaischen Golf), Ober-M. zw. den Flüssen Axios (Vardar) und Halikamon (Aliakmon), das Axiostal und Ost-M. (Gebiet zw. Axios und Strymon und die Philippi-Ebene); Hauptstadt war Aigai, seit dem 5./4. Jh. Pella. Staatsform war die Monarchie mit Heeresversammlung und Adelsgefolgschaft. König Archealos (413 bis 399) legte den Grund zur Großmachtstellung M.s und zog grch. Gelehrte und Künstler an seinen Hof. Die polit. Entwicklung endete mit der makedon. Vorherrschaft in Griechenland unter Philipp II. (359-336) und Alexander d. Gr. (336-323). Von 321 bis 297 unter der Dynastie des Antipater und ab 276 unter der der Antigoniden verlor M. seine Vorrangstellung in den Makedon. Kriegen an Rom. Im 1. Makedon. Krieg 215-205 musste Philipp V. auf ein Bündnis mit Karthago verzichten. Die im 2. Makedon. Krieg 200-197 erworbenen Eroberungen mussten 197 wieder abgetreten werden. Der 3. Makedon. Krieg war ein Präventivkrieg Roms (171 bis 168) und endete mit der Zerschlagung von M. in vier selbstständige Staaten; ab 146 war M. röm. Provinz. 395 n. Chr. kam es an das Oström. Reich (Byzanz; bis 9. Jh. und 11./12. Jh.), im 9./10. Jh. und ab etwa 1230 stand es unter bulgar., Ende des 13. bis Ende des 14. Jh. unter serb. Herrschaft. Nach 1371 (Schlacht an der Maritza) kam es zur schrittweisen Eroberung durch die Türken (1389: Schlacht auf dem Amselfeld; 1392 Besetzung Skopjes), M. wurde Teil des Osman. Reiches. Die Bemühungen der Bulgaren, sich vom Osman. Reich zu lösen, schlossen die Makedonen ein. So sprachen die Großmächte M. im Frieden von San Stefano (1878) zunächst Bulgarien zu, nach dem Berliner Kongress des gleichen Jahres musste es aber beim Osman. Reich verbleiben. Unterstützt von der bulgar. Einheitsbewegung entstand eine nat. Freiheitsbewegung (1893 Gründung der IMRO) und es kam 1903 zum antitürk. Ilindenaufstand (Eliastag-Aufstand). Die makedonische Frage, die zu Auseinandersetzungen mit grch. Bev.teilen im S des Landes und mit serb. im N führte, gab 1912 den Anstoß zum 1. und 2. Balkankrieg. Nach der bulgar. Niederlage fiel 1913 der größte Teil von M. an Serbien (sog. Vardar-M.) und Griechenland (so genanntes Ägäis-M.), Bulgarien erhielt einen kleinen Teil im O. Im Ersten Weltkrieg besetzte es ganz M., verlor aber 1919 (Vertrag von Neuilly-sur-Seine) alle Gebiete bis auf einen kleinen Teil (Pirin-M.). In den 20er-Jahren gab es z. T. blutige Aufstände zur Erlangung der Unabhängigkeit M.s, die von der IMRO getragen wurden. Im Zweiten Weltkrieg besetzte Bulgarien wiederum fast ganz M., ein Teil wurde von dt. Truppen besetzt; bis Ende 1944 hatten jugoslaw. Partisanen M. befreit. Kommunist. Pläne für ein unabhängiges M. nach 1945 scheiterten; Vardar-M. wurde 1945/46 jugoslaw. Bundesstaat.
▣ Literatur:
Errington, M.: Geschichte M.s von den Anfängen bis zum Untergang des Königreiches. München 1986.
⃟ Sfetas, S.: Makedonien u. interbalkanische Beziehungen 1920-1924. München 1992.
2) (ngrch. Makedonia) der grch. Teil von 1), gegliedert in die Verwaltungs- und Planungsregionen Ostmakedonien und Thrakien, Zentralmakedonien und Westmakedonien.
Einwohner: (1997) 2,186 Mio.
Hauptstadt: Skopje
Amtssprache: Makedonisch
Nationalfeiertag: 8. 9.
Währung: 1 Denar (Den) = 100 Deni
Zeitzone: MEZ
(Mazedonien, amtlich makedon. Republika Makedonija; dt. Rep. M.), Binnenstaat in SO-Europa, auf der Balkanhalbinsel, grenzt im N an Jugoslawien, im O an Bulgarien, im S an Griechenland, im W an Albanien.
Staat und Recht: Nach der am 22. 11. 1991 in Kraft getretenen Verf. ist M. eine souveräne Republik. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der für fünf Jahre direkt gewählte Präs.; die Exekutive liegt bei der Reg. unter Vorsitz des MinPräs., die Legislative beim Einkammerparlament (Sobranje; 120 Abg., auf vier Jahre gewählt). Einflussreichste Parteien sind Innere Makedon. Revolutionäre Organisation - Demokrat. Partei der makedon. Nationalen Einheit (IMRO-DPMNE), Sozialdemokrat. Bund M.s (SDSM), Demokrat. Alternative (DA), Partei für Demokrat. Prosperität (PDP) und Demokrat. Partei der Albaner (DPA).
Landesnatur: M. ist ein im Einzugsbereich des Vardar liegendes Gebirgsland zw. den Gebirgssystemen der Dinariden im W und der Rhodopen im O; höchste Erhebungen sind im NW Korab (2 764 m ü. M.) und Šar planina (2 747 m ü. M.); dazwischen liegen das Becken von Skopje, die Pelagonija und das Strumicabecken. Im SW sind die Einbruchsbecken von Ohrid- und Prespasee erfüllt, die nur z. T. zum Staat M. gehören. Das Land ist stark erdbebengefährdet. Das Klima ist kontinental mit heißen, trockenen Sommern, im S mediterran beeinflusst. In den Beckenlandschaften fallen meist weniger als 500 mm Niederschlag im Jahr. Über ein Drittel der Fläche M.s ist bewaldet; die natürl. Steppe der Beckenlandschaften wurde weitgehend in Ackerland umgewandelt.
Bevölkerung: Trotz seiner geringen Größe ist M. ein Vielvölkerstaat. 66,5 % (1994) der Bev. sind Makedonier, 22,9 % Albaner, 4 % Türken, 2,3 % Zigeuner und 2 % Serben; die restl. 2,3 % sind Kroaten, Montenegriner, Bulgaren, Aromunen u. a.). Die alban. Minderheit im W des Landes fordert mehr Rechte. - Es besteht Schulpflicht vom 8. bis 16. Lebensjahr. Univ. bestehen in Skopje und Bitola; 1994 wurde in Tetovo eine (nicht anerkannte) alban. Univ. gegründet. - Zwei Drittel der Gläubigen sind Christen (Mitgl. der makedon. orth. Kirche), 25-30 % sind Muslime.
Wirtschaft, Verkehr: Im früheren Jugoslawien war M. die wirtschaftlich am wenigsten entwickelte Republik. Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft; ein Viertel des Landes ist Ackerland, ein Viertel sind Wiesen und Weiden. In den fruchtbaren Beckenlandschaften, bes. in der Pelagonija und den Flussniederungen, meist mit künstl. Bewässerung, werden Weizen, Mais, Roggen, Tabak, Kartoffeln, Zuckerrüben, Baumwolle, Reis und Mohn angebaut; Bedeutung haben auch Obst- und Weinbau sowie extensive Schafzucht, Rinder- und Geflügelhaltung. M. ist reich an Bodenschätzen; es werden Braunkohle, Eisen-, Kupfer-, Blei-, Zink-, ferner Chrom-, Antimon- und Molybdänerz gefördert. Neben der traditionellen Tabak-, Textil- und Nahrungsmittelind. v. a. Metall verarbeitende und chemische Industrie. Wichtigste Ind.standorte sind Skopje, Bitola und Prilep. Exportiert werden v. a. Agrarprodukte und Erze. - M. ist Transitland nach Griechenland (699 km Eisenbahnlinien, u. a. die Strecke Belgrad-Skopje-Saloniki); das Straßennetz umfasst rd. 10 600 km; internat. Flughäfen gibt es in Skopje und Ohrid.
Geschichte: 1945/46-91 war M. Bundesstaat Jugoslawiens. Aus den Parlamentswahlen im Nov./Dez. 1990 ging die IMRO als stärkste Gruppe hervor, gefolgt vom Sozialdemokrat. Bund für M. und der Partei der Demokrat. Prosperität. Im Jan. 1991 wählte das Parlament K. Gligorov zum Staatspräs. (1994 wieder gewählt). Am 8. 9. 1991 stimmte die Bev. in einem Referendum mit 74 % für die staatl. Unabhängigkeit Makedoniens. Mit Wirkung vom 19. 11. 1991 konstituierte sich M. als unabhängiger Staat. Bei den Wahlen 1994 wurde der Sozialdemokrat. Bund für M. stärkste Partei. Diese erlitt jedoch bei den Parlamentswahlen von 1998 eine Niederlage; die bisherige Opposition (IMRO) errang die absolute Mehrheit im Parlament.
Die Errichtung der unabhängigen »Republik M.« führte zu schweren Spannungen mit Griechenland, da dieses in der Verwendung der Bez. »M.« irredentist. Ansprüche auf die gleichnamige grch. Prov. befürchtet; daher wurde M. 1993 unter dem Namen »Frühere Jugoslaw. Republik Mazedonien« in die UNO aufgenommen. Nachdem M. in einem Interimsabkommen mit Griechenland (13. 9. 1995) auf die Verwendung bestimmter Symbole, die an die Dynastie Alexanders des Großen (z. B. der »Stern von Vergina«) erinnern, verzichtet hatte, hob Griechenland das im Febr. 1994 über M. verhängte Wirtschaftsembargo auf. Um ein Übergreifen des Bürgerkrieges in Bosnien und Herzegowina auf M. zu verhindern, wurde dort im Dez. 1992 ein Kontingent UN-Blauhelmsoldaten stationiert (etwa 1 000 Mann). 1995 wurde M. Mitgl. des Europarates. Die internat. Kosovokrise (ab 1998), bes. der Massenzustrom flüchtiger Kosovaren (seit Ende März 1999), destabilisierte das ethn. Gleichgewicht in M. (u. a. Aktualisierung der »alban. Frage«).
▣ Literatur:
Libal, W.: Mazedonien zw. den Fronten. Junger Staat mit alten Konflikten. Wien u. a. 1993.
⃟ Vasič, R.: Die Sicheln im Zentralbalkan (Vojvodina, Serbien, Kosovo u. Mazedonien). Stuttgart 1994.
⃟ Hösch, E.: Geschichte der Balkanländer von der Frühzeit bis zur Gegenwart. München 31995.
II Makedoni|en
(Mazedonien),
1) histor. Großlandschaft in SO-Europa, an der Griechenland, die Rep. M. und Bulgarien Anteil haben; ein Schollenland, in dem bis 2 900 m hohe Gebirgszüge größere Becken voneinander trennen. Die größten Städte sind Saloniki, Skopje, Bitola, Prilep und Serrä.Geschichte: Das antike M. war in histor. Zeit von einem den Griechen verwandten Stamm, den Makedonen, besiedelt und gliederte sich in Nieder-M. (um den Thermaischen Golf), Ober-M. zw. den Flüssen Axios (Vardar) und Halikamon (Aliakmon), das Axiostal und Ost-M. (Gebiet zw. Axios und Strymon und die Philippi-Ebene); Hauptstadt war Aigai, seit dem 5./4. Jh. Pella. Staatsform war die Monarchie mit Heeresversammlung und Adelsgefolgschaft. König Archealos (413 bis 399) legte den Grund zur Großmachtstellung M.s und zog grch. Gelehrte und Künstler an seinen Hof. Die polit. Entwicklung endete mit der makedon. Vorherrschaft in Griechenland unter Philipp II. (359-336) und Alexander d. Gr. (336-323). Von 321 bis 297 unter der Dynastie des Antipater und ab 276 unter der der Antigoniden verlor M. seine Vorrangstellung in den Makedon. Kriegen an Rom. Im 1. Makedon. Krieg 215-205 musste Philipp V. auf ein Bündnis mit Karthago verzichten. Die im 2. Makedon. Krieg 200-197 erworbenen Eroberungen mussten 197 wieder abgetreten werden. Der 3. Makedon. Krieg war ein Präventivkrieg Roms (171 bis 168) und endete mit der Zerschlagung von M. in vier selbstständige Staaten; ab 146 war M. röm. Provinz. 395 n. Chr. kam es an das Oström. Reich (Byzanz; bis 9. Jh. und 11./12. Jh.), im 9./10. Jh. und ab etwa 1230 stand es unter bulgar., Ende des 13. bis Ende des 14. Jh. unter serb. Herrschaft. Nach 1371 (Schlacht an der Maritza) kam es zur schrittweisen Eroberung durch die Türken (1389: Schlacht auf dem Amselfeld; 1392 Besetzung Skopjes), M. wurde Teil des Osman. Reiches. Die Bemühungen der Bulgaren, sich vom Osman. Reich zu lösen, schlossen die Makedonen ein. So sprachen die Großmächte M. im Frieden von San Stefano (1878) zunächst Bulgarien zu, nach dem Berliner Kongress des gleichen Jahres musste es aber beim Osman. Reich verbleiben. Unterstützt von der bulgar. Einheitsbewegung entstand eine nat. Freiheitsbewegung (1893 Gründung der IMRO) und es kam 1903 zum antitürk. Ilindenaufstand (Eliastag-Aufstand). Die makedonische Frage, die zu Auseinandersetzungen mit grch. Bev.teilen im S des Landes und mit serb. im N führte, gab 1912 den Anstoß zum 1. und 2. Balkankrieg. Nach der bulgar. Niederlage fiel 1913 der größte Teil von M. an Serbien (sog. Vardar-M.) und Griechenland (so genanntes Ägäis-M.), Bulgarien erhielt einen kleinen Teil im O. Im Ersten Weltkrieg besetzte es ganz M., verlor aber 1919 (Vertrag von Neuilly-sur-Seine) alle Gebiete bis auf einen kleinen Teil (Pirin-M.). In den 20er-Jahren gab es z. T. blutige Aufstände zur Erlangung der Unabhängigkeit M.s, die von der IMRO getragen wurden. Im Zweiten Weltkrieg besetzte Bulgarien wiederum fast ganz M., ein Teil wurde von dt. Truppen besetzt; bis Ende 1944 hatten jugoslaw. Partisanen M. befreit. Kommunist. Pläne für ein unabhängiges M. nach 1945 scheiterten; Vardar-M. wurde 1945/46 jugoslaw. Bundesstaat.
▣ Literatur:
Errington, M.: Geschichte M.s von den Anfängen bis zum Untergang des Königreiches. München 1986.
⃟ Sfetas, S.: Makedonien u. interbalkanische Beziehungen 1920-1924. München 1992.
2) (ngrch. Makedonia) der grch. Teil von 1), gegliedert in die Verwaltungs- und Planungsregionen Ostmakedonien und Thrakien, Zentralmakedonien und Westmakedonien.