Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mainz
Mainz, 1) Hauptstadt von Rheinl.-Pf., kreisfreie Stadt am linken Rheinufer gegenüber der Mainmündung, 185 500 Ew.; M. ist Sitz der Landesregierung, des Landtags, des ZDF; kath. Bischofssitz (seit dem 4. Jh.); Johannes-Gutenberg-Univ. (1477 gegr., 1797 erloschen, 1946 wieder eröffnet), Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Max-Planck-Inst. für Chemie (Otto-Hahn-Inst.), Max-Planck-Inst. für Polymerforschung, Priesterseminar, kirchl. Bildungsstätten; Fachhochschulen; Landesmuseum, Römisch-German. Zentralmuseum, Gutenberg-Museum (Weltmuseum der Druckkunst) u. a.; Staatstheater. Die Ind. umfasst Glaserzeugung, Herstellung von elektron. Datenverarbeitungsanlagen, Maschinenbau, chem., feinmechan., Zementind., Druckereien und Verlage, Wein- und Sektkellereien; Rheinhäfen.
Stadtbild: Nach den schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde der Mainzer Dom (St. Martin und Stephan), eine doppelchörige roman. Pfeilerbasilika mit zwei Vierungstürmen und vier Chorflankentürmen, wieder hergestellt. Vom 1009-36 errichteten otton. Bau sind die O-Türme und N-Wand des W-Querschiffs erhalten; um 1100 Neubau von O-Chor und Langhaus unter Kaiser Heinrich IV., 1137 Vollendung der Doppelkapelle St. Gotthard, W-Bau und Einwölbung 1190/95, bis 1319 Anbau der got. Seitenkapellen; westl. Chorturm (1767). Bed. Ausstattung: Willigis-Bronzetüren (vor 1011), Grabmäler der Erzbischöfe (13.-18. Jh.). Im 1410 vollendeten Domkreuzgang und den angrenzenden Kapitelräumen das bischöfl. Dom- und Diözesanmuseum (v. a. Lettnerfragmente des Naumburger Meisters, 1239; Domschatz). Ebenfalls wieder aufgebaut wurden St. Stephan (Hallenkirche, v. a. 1. Hälfte des 14. Jh., im Chor Glasfenster von M. Chagall, 1978 ff.; Kreuzgang 1499 vollendet), St. Quintin (um 1288 bis gegen 1330), Evang. Johanniskirche (um 900, Chor um 1320, spätere Umbauten), Karmeliterkirche (14. Jh.), St. Peter (Neubau 1752-56); St. Ignaz (1763-74) und die Augustinerkirche (1768-72). Die Profanbauten wurden bei der Wiederherstellung im Innern z. T. umgebaut: ehem. kurfürstliches Schloss im Renaissancestil (1627-78 und 1687-1752; heute Römisch-German. Zentralmuseum), ehem. Deutschordenskommende (1730-37; heute Landtag), Schönborner (1668), Jüngerer Dalberger (1715-18), Erthaler (1734-43), Eltzer (1742/43), Osteiner (1747-52) und Bassenheimer Hof (1750-55). Reste der mittelalterl. Stadtbefestigung (Eiserner Turm; Holzturm); modernes Rathaus (Entwurf: A. Jacobsen, Ausführung O. Weitling, 1971-74); Theaterneubau (K. Möbius, 1997). Im Barockpalais »Zum röm. Kaiser« (1653-64) befindet sich das Gutenberg-Museum (Erweiterungsbau 1960-62).
Geschichte: Die urspr. kelt. Siedlung wurde 13 v. Chr. als röm. Militärlager gegründet (44 n. Chr. als Mogontiacum erstmals bezeugt). Der Wiederaufstieg der Stadt nach der Völkerwanderungszeit vollzog sich unter den Bischöfen bzw. Erzbischöfen von M.; 1244-1462 freie Stadt, 1462-1798 kurmainz. Residenz und Landstadt; 1792/93 Mainzer Republik; zw. dem 15. und 18. Jh., später verstärkt unter frz. Herrschaft (1798-1814) zur Festung ausgebaut (1815-66 dt. Bundesfestung); kam 1816 zu Hessen-Darmstadt; seit 1950 Hptst. von Rheinland-Pfalz.
Literatur:
Baumann, H.: Mainzer Daten-Kaleidoskop. Eine Sammlung von über 6 300 bemerkenswerten Ereignissen aus der 2000-jährigen Mainzer Geschichte. Mainz 1992.
2) ehem. Erzbistum und geistl. Kurfürstentum; das seit 346 bezeugte Bistum wurde 746 von Bonifatius übernommen und 781/782 zum Erzbistum erhoben. Der Erzbischof von M. war zugleich Erzkanzler des Hl. Röm. Reiches und später Kurfürst. Bis zur Mitte des 14. Jh. umfasste die größte Kirchenprovinz der Christenheit 14 Bistümer. Als Reichsfürsten besaßen die Erzbischöfe Gebiete am Mittelrhein, in Hessen und Thüringen (v. a. Erfurt, Eichsfeld) sowie das Oberstift (Aschaffenburg). Nach 1803 (Säkularisation) wurde das Erzstift aufgelöst.
3) Bistum, nach der Aufhebung des Erzbistums M. 1821 als Suffragan von Freiburg im Breisgau wieder errichtet.
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