Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mafia
I Mafia,zu Tansania gehörige Koralleninsel im Ind. Ozean, vor der Mündung des Rufuji, 435 km2, 23 000 Ew.; Hauptort: Kilindoni.
II Mạfia
[italien. »Anmaßung, Überheblichkeit«] die, kriminelle Vereinigung, entstanden Anfang des 19. Jh. auf Sizilien als Gegengewalt zur Staatsmacht, hat ihren Ursprung in bewaffneten Gefolgschaften der Grundbesitzer (in Neapel Camorra). Nach Gründung des italien. Staates 1860 entwickelte sich die kriminelle Subkultur der M.; sie war v. a. durch ein bestimmtes Sozialverhalten (v. a. durch Omertà, »Schweigen«) bestimmt, weniger durch straffe Organisation. Mussolini drängte seit 1926 die M. zurück. Nach der amerikan. Besetzung Siziliens konnte sie ihre Macht ausbauen; sie stützt sich - nun als einheitl. Organisation operierend - auf Korruption bei der Vergabe öffentl. Aufträge, auf internat. Drogen- und Waffenschmuggel. Durch Geldwäsche wird die kriminelle Herkunft der Gewinne verschleiert. Die Bekämpfung der M. gehört inzwischen zu den wichtigsten Zielen der italien. Gesellschaft, worauf die M. zunehmend mit Terror reagiert, der z. B. 1992 unter den hohen Justizbeamten drei Todesopfer forderte. - Erstmals reagierte die italien. Reg. mit einer Härte, die zu Ermittlungserfolgen führte: Hochrangige Mafiosi wurden verhaftet und verurteilt, ihre Verbindungen zu bed. Politikern, z. B. G. Andreotti, aufgedeckt und diese angeklagt. - In den Anfängen steckt jedoch der Kampf gegen neue kriminelle Banden, die Stiddari (von »stidda«, sizilianisch für »Stern«, nach dem auf den Arm tätowierten Erkennungszeichen), die im Bereich der Schutzgelderpressung sowie des Drogenzwischenhandels operieren.
Ende des 19. Jh. kam die M. mit der Einwanderung von Italienern auch in die USA (hier zumeist Cosa Nostra oder auch The Syndicate genannt). Unter ihren lokalen Führern (z. B. Al Capone in Chicago, Charles »Lucky« Luciano und Vito Genovese in New York) bildete sie seit etwa 1920 den Kern des dortigen organisierten Verbrechens (u. a. beim Alkoholschmuggel zur Zeit der Prohibition, bei Rauschgifthandel und Prostitution, Wett- und Glücksspielen). Zwischen den einzelnen Gangs (sog. »Familien« unter einem »Don« oder »Paten«) fanden immer wieder blutige Rivalitätskämpfe statt (bekannt v. a. das Massaker am Sankt-Valentins-Tag, 14. 2. 1924 in Chicago). Zum Ausbau ihrer Macht und zur Absicherung ihrer kriminellen Aktivitäten durchsetzte die M. auch zunehmend legale Bereiche (z. B. die Lokalpolitik). Umgangssprachlich werden auch andere Formen der organisierten Kriminalität als M. bezeichnet.
Literatur:
Sterling, C.: Verbrecher kennen keine Grenzen. Die internationale M. übernimmt die Macht. A. d. Engl. Tb.-Ausg. München 1996.
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