Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Luftverschmutzung
Luftverschmutzung,Anreicherung der Luft mit festen, flüssigen oder gasförmigen Fremdstoffen, die die natürl. Zusammensetzung der Luft verändern. Die Quellen der L. sind neben natürl. Vorgängen (biolog. Abbauprozesse, Vulkanausbrüche, Staubstürme, Waldbrände u. a.) die durch den Menschen verursachten Verunreinigungen v. a. durch Verbrennungsvorgänge in Heizungen und Kraftwerken, Kfz-Abgase und Kernwaffenversuche), bes. in Ballungs- und Ind.gebieten. Als Luftschadstoffe spielen gasförmige anorgan. Verbrennungsprodukte wie Schwefeloxide (SOx), bes. Schwefeldioxid (SO2), Kohlenmonoxid (CO), Stickoxide (NOx), Ammoniak (NH3), flüchtige organ. Stoffe wie Kohlenwasserstoffe (u. a. Halogenkohlenwasserstoffe, z. B. Fluorchlorkohlenwasserstoffe [FCKW] und Dioxine), Aldehyde und Ketone sowie partikelförmige Stoffgemische wie Ruß, Flugasche, Kohle- und Zementstaub die Hauptrolle. Andere in nennenswerten Mengen freigesetzte Schadstoffe sind Fluorverbindungen, Chlor, Schwermetalle (Blei, Cadmium, Zink) und Ozon. Ausbreitung und Verdünnung der Emissionen in der Atmosphäre werden von meteorolog. Bedingungen wie Windstärke und -richtung, Luftfeuchtigkeit, Thermik und Luftschichtung (Smog), von der Vertikalentfernung der Emissionsquelle zum Erdboden (Schornsteinhöhe), von der Geländeform sowie (bei Stäuben und Aerosolen) von der Teilchengröße bestimmt.Als Folge der L. können Belastungen und Schäden bei Mensch, Tier, Pflanze und unbelebter Umwelt auftreten. Neben akuten physiolog. Auswirkungen der L. (Geruchsbelästigung, Reizung der Atemwege, enzymhemmende Wirkungen, Störungen des Hormonsystems, kanzerogene Wirkung) spielt bei Lebewesen auch die Aufnahme von Schadstoffen über die Nahrungskette eine wichtige Rolle. Flora und niedere Fauna können durch zahlr. Immissionen direkt oder durch wässrige Lösungsprodukte bereits bei sehr geringen Konzentrationen erheblich geschädigt werden. Der als saurer Regen bezeichnete Niederschlag beeinträchtigt das Grundwasser und den Boden; er gilt als Mitverursacher des Waldsterbens. Materialien der unbelebten Umwelt werden v. a. durch die wässrigen Reaktionsprodukte des Schwefeldioxids (Schwefelsäure, schweflige Säure) angegriffen und schließlich zerstört (Erosion an Bauwerken, Korrosion von Metallen). Bei der Bewertung solcher L. auf die Umwelt wird zw. lokalen, regionalen, überregionalen und globalen Problemen unterschieden. Zu Letzteren gehört der Anstieg des Kohlendioxidgehalts der Atmosphäre und die damit verbundene Erwärmung (Treibhauseffekt) sowie die Abnahme der Ozonschicht (Ozonloch) durch FCKW u. a. Stoffe, die zu einem Anstieg der UV-Strahlung auf der Erde führt. Diese Probleme erfordern eine internat. Zusammenarbeit, etwa zum Klimaschutz. Für Dtl. lässt sich seit Anfang der 1990er-Jahre bei fast allen Luftschadstoffen ein deutl. Rückgang feststellen, wobei diese Entwicklung in den alten und neuen Bundesländern unterschiedlich ausfiel. In den neuen Ländern hat die industrielle L., z. B. durch Schwefeldioxid und Staub, wegen Stilllegungen oder Modernisierungen von Industrieanlagen stark abgenommen und die verkehrsbedingte L., z. B. durch Stickoxide, zugenommen. In den alten Ländern hat sich die Kohlendioxidemission aufgrund eines gestiegenen Energiebedarfs erhöht.
In der Technik wurden zahlreiche Methoden und Verfahren entwickelt, die der Analyse von L. dienen (z. B. Abgasuntersuchung, Lidar) und durch die die Emissionen von Luftschadstoffen verhindert oder verringert werden (Luftreinhaltung).
Literatur:
Kolar, J.: Stickstoffoxide u. Luftreinhaltung. Grundlagen, Emissionen, Transmission, Immissionen, Wirkungen. Berlin u. a. 1990.
Fabian, P.: Atmosphäre u. Umwelt. Chem. Prozesse, menschl. Eingriffe. Ozon-Schicht, L., Smog, saurer Regen. Berlin u. a. 41992.
Was Sie schon immer über Luftreinhaltung wissen wollten, hg. v. V. Möcker u. a. Neuausg. Stuttgart u. a. 51.-70. Tsd. 1992.
Menig, H.: Emissionsminderung u. Recycling. Landsberg a. Lech 31996.
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