Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Literaturkritik
Literaturkritik,Beschäftigung mit literar. Werken, Gattungen, Stilen und Epochen, bei der Interpretation, Vergleich, Reflexion und Wertung im Vordergrund stehen. Während sich die L. im dt. Sprachgebrauch v. a. mit der jeweils zeitgenöss. Literatur und aktuellen literar. Tendenzen auseinander setzt, reichen im Englischen »literary criticism« und im Französischen »critique littéraire« auch in den Bereich der Literaturwissenschaft hinüber. - L. gab es schon in der grch. Antike und in Rom; ihre Maßstäbe waren die Regeln der antiken Rhetorik und Poetik. Im lat. MA. kam die religiös motivierte, in der mittelhochdt. Literatur die ästhet., stilistisch wertende L. auf. Während des Humanismus war die L. durch politisch-religiöse Polemik geprägt; eine krit. Auseinandersetzung mit literar. Traditionen setzte erst mit M. Opitz im 17. Jh. wieder ein; L. auf breiter Basis gab es jedoch erst in der Aufklärung (J. C. Gottsched, F. Nicolai, G. E. Lessing). Die Weimarer Klassik suchte für ihre Kritik nach objektiven Gattungsgesetzen, die Romantik hingegen knüpfte an die alle äußeren Regeln missachtende L. des Sturm und Drang wieder an (Brüder F. und A. W. Schlegel, L. Tieck, Novalis). Eine erste Politisierung der L. wagte das Junge Dtl. (H. Heine u. a.). Bis ins 19. Jh. wurde sie noch weitgehend von Schriftstellern geschrieben; erst im 20. Jh. tritt neben den Schriftsteller auch der berufsmäßige Literaturkritiker (z. B. H. Ihering, H. Karasek, A. Kerr, K. Kraus, A. Polgar, M. Reich-Ranicki, P. Rilla).
▣ Literatur:
Wellek, R.: Grundbegriffe der L. A. d. Amerikan. Stuttgart u. a. 21971.
⃟ Geschichte der dt. L. (1730-1980), hg. v. P. U. Hohendahl. Stuttgart 1985.
⃟ Tadié, J.-Y.: La critique littéraire au XXe siècle. Paris 1987.
⃟ Die dt. L. im europ. Exil (1933-1940), hg. v. M. Grunewald. Bern u. a. 1993.
Literaturkritik,Beschäftigung mit literar. Werken, Gattungen, Stilen und Epochen, bei der Interpretation, Vergleich, Reflexion und Wertung im Vordergrund stehen. Während sich die L. im dt. Sprachgebrauch v. a. mit der jeweils zeitgenöss. Literatur und aktuellen literar. Tendenzen auseinander setzt, reichen im Englischen »literary criticism« und im Französischen »critique littéraire« auch in den Bereich der Literaturwissenschaft hinüber. - L. gab es schon in der grch. Antike und in Rom; ihre Maßstäbe waren die Regeln der antiken Rhetorik und Poetik. Im lat. MA. kam die religiös motivierte, in der mittelhochdt. Literatur die ästhet., stilistisch wertende L. auf. Während des Humanismus war die L. durch politisch-religiöse Polemik geprägt; eine krit. Auseinandersetzung mit literar. Traditionen setzte erst mit M. Opitz im 17. Jh. wieder ein; L. auf breiter Basis gab es jedoch erst in der Aufklärung (J. C. Gottsched, F. Nicolai, G. E. Lessing). Die Weimarer Klassik suchte für ihre Kritik nach objektiven Gattungsgesetzen, die Romantik hingegen knüpfte an die alle äußeren Regeln missachtende L. des Sturm und Drang wieder an (Brüder F. und A. W. Schlegel, L. Tieck, Novalis). Eine erste Politisierung der L. wagte das Junge Dtl. (H. Heine u. a.). Bis ins 19. Jh. wurde sie noch weitgehend von Schriftstellern geschrieben; erst im 20. Jh. tritt neben den Schriftsteller auch der berufsmäßige Literaturkritiker (z. B. H. Ihering, H. Karasek, A. Kerr, K. Kraus, A. Polgar, M. Reich-Ranicki, P. Rilla).
▣ Literatur:
Wellek, R.: Grundbegriffe der L. A. d. Amerikan. Stuttgart u. a. 21971.
⃟ Geschichte der dt. L. (1730-1980), hg. v. P. U. Hohendahl. Stuttgart 1985.
⃟ Tadié, J.-Y.: La critique littéraire au XXe siècle. Paris 1987.
⃟ Die dt. L. im europ. Exil (1933-1940), hg. v. M. Grunewald. Bern u. a. 1993.