Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Lissabon
Lịssabon(portugies. Lisboa), Hptst. Portugals und des Distrikts L., größte Stadt und wichtigster Hafen des Landes, 681 100 Ew., an der W-Küste der Iber. Halbinsel, am Ausgang einer Bucht, die der Tejo kurz vor seiner Mündung in den Atlantik bildet; kultureller und wirtsch. Mittelpunkt des Landes. L. ist Regierungssitz und beherbergt die obersten Staats-, Gerichts- u. a. Behörden; Sitz eines Erzbischofs; sechs Univ. (die älteste gegr. 1290; TU, gegr. 1931; kath. Univ., gegr. 1968; Neue Univ., gegr. 1973; zwei private Univ., gegr. 1986), Akademie der Wiss., histor. Akademie, Veterinärhochschule, Kunstakademie, Konservatorium, Militärakademie, Dt. Archäolog. Inst., Nationalarchiv, Kunstmuseen von Weltrang (u. a. Museu Nacional de Arte Antiga), Nationalbibliothek, Nationaltheater, Oper, botan. und zoolog. Garten; internat. Messen. Die Ind. umfasst Schiff- und Waggonbau, Stahlwerk, Erdölraffinerie, Elektrotechnik, Herstellung von Textilien, Chemikalien, Bier, Zucker, Keramik, Eisenwaren und Pharmazeutika, Tabakverarbeitung. Der Hafen war lange Zeit der größte der Iber. Halbinsel und verfügt über Trockendocks für 300 000-Tonnen-Tanker; heute auch Containerterminal; internat. Flughafen (Lissabon-Portela); U-Bahn (seit 1960). L. war 1994 »Kulturstadt Europas« und 1998 Austragungsort der Weltausstellung »EXPO «.
Stadtbild: Unterhalb vom Kastell São Jorge (maur. Ursprungs, 1938-40 restauriert) liegt die Altstadt (Alfama) mit der romanisch-got. Kathedrale Sé Patriarcal (1147 begonnen, nach 1344 und 1755 erneuert), der 1590 ff. erbauten Spätrenaissancekirche São Vicente de Fora und dem Pantheon (um 1680 ff.). Im Zentrum der Stadt die Kirche São Roque (1566 ff.) mit Johanneskapelle (1748). Die nach dem Erdbeben von 1755 im Rechteckschema angelegte Unterstadt (Cidade Baixa) mit der Praça do Comércio im S und der Praça Dom Pedro IV (gen. Rossio) mit Nationaltheater (1842-46) ist das Geschäfts- und Bankenzentrum; im anschließenden Viertel Chiado vernichtete ein Großbrand 1988 wertvolle Bausubstanz. Ein Wahrzeichen L.s ist der von G. Eiffel erbaute turmartige Aufzug (Elevador), der die Unterstadt mit dem Zentrum verbindet. Im W der Stadt liegen die Basílica da Estrela (1779-90), die Wallfahrtskapelle Santo Amaro (1549 ff.), das Parlamentsgebäude (urspr. Kloster São Bento, 1598) sowie der Ajudapalast (1802 ff.). Im Stadtteil Belém befinden sich das ehem. Hieronymitenkloster (um 1502-72) sowie der Torre de Belém (1515-21; beide UNESCO-Weltkulturerbe) und das »Denkmal der Entdeckungen«. Im NW von L. liegt das ehem. königl. Sommerschloss Queluz (1747 ff.).
Geschichte: Die Stadt ist phönik. Ursprungs (Alis Ubbo, archäologisch bisher nicht nachweisbar), seit 205 v. Chr. röm. (Municipium Felicitas Julia, Hauptort der Provinz Lusitania). Im 5. Jh. stand L. unter alan., 585-713 unter westgot. Herrschaft. 715 wurde es von den Arabern, 1147 durch Alfons I. von Portugal erobert und war seit 1260 Residenz; im 15. Jh. einer der wichtigsten Handelsplätze und (neben Sevilla) eine der reichsten Städte Europas. Um 1600, unter span. Herrschaft, setzte der Niedergang der Stadt ein. Ein Erdbeben zerstörte 1755 einen Großteil der Stadt.
Literatur:
Leslie, J.u. Osang, R.: L. Köln 1994.
Beck, J.: L. u. Umgebung. Erlangen 1996.
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