Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Linde
I Linde(Tilia), Gattung der Lindengewächse mit etwa 45 meist formenreichen Arten in der nördl. gemäßigten Zone; bis 40 m hohe, z. T. bis 1 000 Jahre alt werdende, sommergrüne Bäume; Blüten gelblich oder weißlich, meist in hängenden, kleinen Trugdolden mit flügelartig vergrößertem unterem Vorblatt. Das Holz ist für Schnitz- und Drechslerarbeiten geeignet. In Mitteleuropa verbreitete Arten: Sommer-L. (Großblättrige L., Tilia platyphyllos), mit bis 12 cm langen, unterseits weißlich behaarten Blättern; Winter-L. (Tilia cordata), mit kleineren, herzförmigen, unterseits rotbraun behaarten Blättern.
Geschichte: Bei den Germanen und Slawen spielte die L. in Volksbrauchtum und Sage eine wichtige Rolle. Zahlr. Gerichts-, Feme-, Blut- und Geister-L. waren in Mittel- und O-Europa noch bis in die jüngste Zeit bekannt. Feste, Versammlungen und Trauungen fanden seit der Zeit der Germanen bevorzugt unter Dorf-, Brunnen- und Burg-L. statt. - Seit dem 16./17. Jh. wird der Lindenblütentee als schweißtreibendes und fiebersenkendes Heilmittel bei Erkältungen verwendet.
II Lịnde,
1) Carl Paul Gottfried von (seit 1897), Ingenieur und Unternehmer, * Berndorf (heute zu Thurnau, Kr. Kulmbach) 11. 6. 1842, ✝ München 16. 11. 1934; war 1868-78 und 1892-1910 Prof. der Maschinenlehre an der TH München, entwickelte 1876 die Ammoniakkältemaschine und gründete 1879 die »Gesellschaft für Linde's Eismaschinen AG« (heute Linde AG). 1895 erfand L. ein Verfahren zur Luftverflüssigung mithilfe des Joule-Thomson-Effekts (L.-Verfahren), 1902 eine Methode zur Herstellung reinen Sauerstoffs und 1903 einen Apparat zur Erzeugung reinen Stickstoffs.
2) Otto zur, Schriftsteller, * Essen 26. 4. 1873, ✝ Berlin 16. 2. 1938; strebte eine Verbindung der Dichtung mit einer pantheistisch-idealist. Philosophie an; gründete 1904 zus. mit R. Pannwitz die Literaturztschr. »Charon«. Seine Lyrik weist expressionist. Züge auf.
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