Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Liechtenstein
I Liechtenstein Fläche: 160 km2
Einwohner: (1997) 31 100
Hauptstadt: Vaduz
Amtssprache: Deutsch
Nationalfeiertag: 15. 8.
Währung: 1 Schweizer Franken (sfr) = 100 Rappen (Rp)/Centimes (c)
Zeitzone: MEZ
(amtlich Fürstentum L.), Staat in Mitteleuropa, in den nördl. Alpen rechts des Alpenrheins, zw. der Schweiz (im W Kt. St. Gallen, im S Graubünden) und Österreich (Vorarlberg).
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1921 ist L. eine konstitutionelle Erbmonarchie. Staatsoberhaupt ist der Fürst; die Exekutive liegt bei der von ihm auf Vorschlag des Parlaments ernannten Reg. Die Legislative wird vom Landtag (25 Abg., für vier Jahre gewählt) ausgeübt. Einflussreichste Parteien: Fortschrittl. Bürgerpartei (FBP) und Vaterländ. Union (VU), Freie Liste (FL).
Landesnatur: L. umfasst den äußersten W des Rätikons (Nördl. Kalkalpen), das obere und mittlere Saminatal und den östl. Teil des unteren Alpenrheintals. Höchste Erhebung ist die Grauspitze (2 599 m ü. M.) auf der Grenze zu Graubünden. Das Klima ist mild mit relativ hohen mittleren Temperaturen.
Bevölkerung: Von den (1995) 11 800 Ausländern sind 41,4 % Schweizer, 19,4 % Österreicher, 9,7 % Deutsche und 7,8 % Italiener. 87 % der Ew. sind Katholiken. Es besteht neunjährige Schulpflicht.
Wirtschaft, Verkehr: Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Ind. Hauptwirtschaftszweig: Metallverarbeitung und Apparatebau, elektrotechn., opt., Kunststoff-, keram., Holz-, Textil-, chem. und pharmazeut. Industrie. In der Landwirtschaft ist die Viehzucht (Milchwirtschaft) dominierend; ferner Anbau von Obst, Wein, Gemüse u. a. Infolge niedriger Steuern ist L. Sitz vieler ausländ. Unternehmen und Banken; bed. Erlöse ergeben sich auch aus dem Briefmarkenverkauf. Das Pro-Kopf-Einkommen ist eines der höchsten der Erde. Das sehr gut ausgebaute Straßennetz hat eine Länge von 250 km. Die Eisenbahnlinie von Buchs nach Feldkirch wird von der österr. Bundesbahn betrieben.
Geschichte: Das Gebiet von L., das im Altertum von Rätern bewohnt war, kam 15 v. Chr. unter röm. Herrschaft; während der Völkerwanderung im 5. Jh. wurde es durch Alemannen besiedelt. 1342 wurde Vaduz, das Schloss wurde 1322 erstmals urkundlich erwähnt, eine eigene Grafschaft unter Graf Hartmann I. von Werdenberg. Das österr. Adelsgeschlecht L. erwarb neben Besitzungen in Österreich und Mähren unter Fürst Hans Adam von L. 1699 die Herrschaft Schellenberg und 1712 die Grafschaft Vaduz (1719 zum Reichsfürstentum L. erhoben). 1806 schloss es sich an den Rheinbund an; nach dessen Zerfall 1815-66 war es Mitgl. des Dt. Bundes. Der danach selbstständige Staat bildete 1852-1918 eine Zollunion mit Österreich und ging danach eine enge Bindung mit der Schweiz ein (u. a. 1923 Abschluss eines Zollvertrages). 1938 wurde Franz Joseph II. regierender Fürst. 1978 trat L. dem Europarat bei. Nach dem Tod Franz Josephs II. (1989) wurde sein Sohn Hans Adam II. Staatsoberhaupt. 1990 wurde L. Mitgl. der Vereinten Nationen. 1992 beschloss der Landtag die verfassungsmäßige Verankerung der Gleichstellung von Mann und Frau. Im Dez. 1997 wurde das kath. Bistum L. eingeweiht.
Literatur:
Wanger, H.: Die regierenden Fürsten v. L. Neustadt a. d. Aisch 1995.
Kellenberger, R.: Kultur u. Identität im kleinen Staat. Das Beispiel L. Bonn 1996.
Schöpfer, G.: Klar u. fest. Geschichte des Hauses L. Graz 21996.
Bellasi, A. u. Riederer, U.: Alsleben, alias Sommerlad. L., die Schweiz u. das Reich. Zürich 1997.
Wilhelm, A.: Bau- u. Kunstdenkmäler im Fürstentum L. Lauterach 1997.
Korfmacher, N.: Der Landtag des Fürstentums L. 1922 - 1945. Münster 1999.
II Liechtenstein,
Karl I., Fürst von L. (seit 1608), Staatsmann, * Feldsberg (tschech. Valtice) 30. 7. 1569, ✝ Prag 12. 2. 1627; bis 1604 bzw. 1607 Leiter der Außenpolitik Kaiser Rudolfs II. (1612 endgültig von M. Klesl verdrängt); war ab 1620 Statthalter sowie 1622-27 Vizekönig in Böhmen und erhielt die Herzogtümer Troppau (1614), Jägerndorf (1622) sowie weiteren Besitz in Mähren. Er begründete den Aufstieg seines Hauses.
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