Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Lenin
I Lenin,Wladimir Iljitsch, seit etwa 1901 polit. Deckname von W. I. Uljanow, russ. Revolutionär und Politiker, Begründer der Sowjetunion, * Simbirsk 22. 4. 1870, ✝ Gorki (bei Moskau) 21. 1. 1924; Sohn eines in den Dienstadel aufgestiegenen Schulinspektors. Veranlasst durch die Hinrichtung seines Bruders Alexander (1887 wegen Beteiligung an der Vorbereitung eines Attentats auf Zar Alexander III.), nahm L. bereits während seines Jurastudiums (1887-91) in Kasan und Samara Verbindung zur revolutionären Bewegung auf. Nach kurzer Anwaltstätigkeit organisierte er in Sankt Petersburg, wo er 1894 seine spätere Frau und enge Mitarbeiterin N. K. Krupskaja kennen lernte, 1895 den »Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse«. 1895 verhaftet und 1897-1900 nach O-Sibirien (Dorf Schuschenskoje) verbannt, wo sein Werk »Die Entwicklung des Kapitalismus in Rußland« (1899) entstand. Seit 1900 in der Emigration (Dtl., Großbritannien, Schweiz), gründete L. mit G. W. Plechanow und L. Martow die Zeitung »Iskra« (»Der Funke«); ihre erste Nummer erschien im Dez. 1900 in Leipzig. In dieser Zeitung, v. a. aber in seiner theoret. Schrift »Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung« (1902), entwickelte er sein Konzept einer revolutionären Kaderpartei, das 1903 die Spaltung der russ. Sozialdemokratie in Menschewiki und die von ihm geführten Bolschewiki hervorrief. Während der Revolution von 1905-07 wieder in Russland, ging er nach deren Scheitern erneut in die Emigration (bis 1917; Hauptstationen: Genf, Paris, Krakau, Bern, Zürich). In seinen wichtigsten Schriften aus dieser Zeit arbeitete er an einer Weiterentwicklung der marxist. Philosophie (»Materialismus und Empiriokritizismus«, 1909) und der Imperialismustheorie (»Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus«, 1916). 1912 setzte er die Konstituierung der Bolschewiki als eigenständige Partei durch und begann mit der Herausgabe der Parteizeitung »Prawda« (»Wahrheit«). L. agitierte seit 1914 unablässig gegen den Ersten Weltkrieg, den er als Beginn der allgemeinen Krise des Kapitalismus deutete. In der russ. Februarrevolution 1917 sah er die Möglichkeit, den »Krieg in einen Bürgerkrieg« umzuwandeln, um so die proletar. Revolution herbeizuführen. Mithilfe der dt. Regierung gelangte L. von der Schweiz über Dtl., Schweden und Finnland im April 1917 nach Petrograd, wo er in seinen »Aprilthesen« ein radikales Aktionsprogramm mit massenwirksamen Parolen (»Frieden um jeden Preis!«, »Alles Land den Bauern!«, »Alle Macht den Sowjets!«) verkündete. Im Juli 1917 flüchtete er nach Finnland, nachdem ein von den Bolschewiki getragener Aufstand gescheitert war; dort entwickelte er in »Staat und Revolution« (1917) eine kommunist. Staatstheorie (»Diktatur des Proletariats«). Nachdem die Bolschewiki in einem von Trotzki vorbereiteten Aufstand (Oktoberrevolution) am 25. 10. (7. 11. n. St.) 1917 die Macht erobert hatten, wurde L. als Vors. des Rates der Volkskommissare (1917-24) Reg.chef Sowjetrusslands bzw. (nach ihrer Gründung 1922) der UdSSR. 1918 setzte er gegen starken innerparteil. Widerstand den mit großen Gebietsverlusten verbundenen Frieden von Brest-Litowsk durch, um Sowjetrussland eine Atempause zu verschaffen. 1919 gründete er die Komintern, mit deren Hilfe er die »Weltrevolution« voranzutreiben suchte. Die während des Bürgerkrieges eingeführte Politik des »Kriegskommunismus« ersetzte L. 1921 durch die »Neue Ökonom. Politik«. Er unterdrückte gewaltsam (»roter Terror«, 1917 Gründung der Tscheka) die Opposition. Darüber hinaus schuf er die Grundlagen für die Zentralisierung der Macht in einer kleinen Führungsgruppe der KP (Bildung des Politbüros und des Sekretariats des ZK 1919, Verbot der Fraktionsbildung 1921). Bereits 1918 bei einem Attentat verletzt, musste er sich wegen schwerer Krankheit ab 1922 zunehmend aus der Reg.arbeit zurückziehen und konnte den Aufstieg des von ihm kritisierten Stalin (seit 1922 Gen.Sekr. der KP) zum mächtigsten sowjet. Politiker nicht mehr verhindern. Nach seinem Tod wurde L. in einem Mausoleum in Moskau beigesetzt. - Die aus seinen Schriften entwickelte Lehre erhoben seine Nachfolger als Leninismus oder Marxismus-Leninismus zur Staats- und Parteidoktrin des Kommunismus.
Literatur:
Weber, G.u. Weber, H.: L.-Chronik. München 1983.
Wolkogonow, D.: L. Utopie u. Terror. A. d. Russ. 1994.
Weber, H.: L. mit Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten dargest. Reinbek 73.-74. Tsd. 151995.
II Lenin,
Pik, mit 7 134 m ü. M. der höchste Gipfel im Transalai, auf der Grenze Tadschikistan/Kirgistan.
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