Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Leid
Leid,Sammelbegriff für alles, was den Menschen körperlich und seelisch belastet, Schmerzempfindungen in ihm hervorruft und ihn den (unwiederbringl.) Verlust von für sein Leben wesentl. Personen, Beziehungen und Dingen bewusst werden lässt.
Religionsgeschichte: In den Religionen ist die Frage nach Ursprung, Zweck und Überwindung des L. sehr unterschiedlich beantwortet worden. Die Naturreligionen erkennen im L. häufig eine Einwirkung dämon. Kräfte oder mag. Mittel. Der Konfuzianismus setzt Glück und L. in einen Kausalzusammenhang zum moral. Verhalten des Menschen, ähnlich auch die ind. Lehre vom Karma. Der frühe Buddhismus sah im L. die beherrschende Qualität des individuellen Seins, das mit dem Eingang ins Nirvana überwunden wird, die Gnosis die Gefangenschaft der Seele im Gefängnis des Körpers. Für den Islam ist L. eine Prüfung, die zu Allah führen und das Vertrauen auf ihn festigen soll. Das Judentum sieht im L. die Strafe für menschl. Schuld (den Missbrauch der ihm gegebenen Freiheit) und die Prüfung seines Glaubens (Hiob) durch Gott. Im Christentum fließen beide Elemente exemplarisch im stellvertretenden Leiden Jesu Christi am Kreuz zusammen. Zum Widerspruch zw. der postulierten Allmacht Gottes und dem realen L. in der Welt Theodizee.
Literatur:
A. T. Koury Warum leiden? Die Antwort der Weltreligionen, hg. v. u. P. Hünermann. Freiburg im Breisgau u. a. 1987.
Kreiner, A.: Gott u. das L. Paderborn 31995.
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