Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Leibniz
Leibniz,Gottfried Wilhelm, Universalgelehrter, v. a. Philosoph und Mathematiker, * Leipzig 1. 7. 1646, ✝ Hannover 14. 11. 1716; wurde 1676 Bibliothekar und Rat des Herzogs Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg in Hannover, später Hofgeschichtsschreiber, regte die Gründung der »Societät der Wissenschaften« (später »Preuß. Akademie der Wissenschaften«) in Berlin (1700) an. L. war ein bed. Mathematiker (u. a. trug er unabhängig von Newton entscheidend zur Entwicklung der Infinitesimalrechnung bei, führte den Funktionsbegriff ein und entwickelte das Dualsystem), Rechtsgelehrter, Physiker und Techniker (konstruierte die erste Rechenmaschine mit Staffelwalzen 1675), polit. Schriftsteller, Geschichts- und Sprachforscher. Mit fast allen bed. Gelehrten Europas stand er in regem Briefwechsel. Als Philosoph hat L. ein nichtmechanist., rationalistisch-idealist. Denkgebäude entworfen, das die mechanist. Naturerklärung des Descartes durch die Einführung des Begriffs der Zweckursachen mit dem religiösen Glauben zu versöhnen suchte. An die Stelle der toten Atome setzte L. individuelle, beseelte oder »nackte«, nicht ausgedehnte, äußeren mechan. Einwirkungen unzugängl. Substanzen bzw. Einheiten (Monaden), deren Lebensgrund die unendl. Urmonade der Welt, die Gottheit, bilde (Conway). In jeder dieser Monaden spiegele sich das Weltgeschehen mit versch. bewussten bis unbewussten Graden der Wahrnehmung (Perzeption), in den nackten Monaden als Bausteinen der Materie in unbewusster Weise. Die Weltvorgänge in den einzelnen »fensterlosen« Monaden sollen durch einen von vornherein von Gott angelegten Gleichklang aufeinander abgestimmt sein (»prästabilierte Harmonie«). Die Lehre L.' ist weltbejahend; die Ansicht, dass die Welt die vollkommenste unter allen mögl. Welten sei, benutzt L. zur Rechtfertigung Gottes.
Werke: Système nouveau de la nature et de la communication des substances (1695); Theodizee (frz., 1710); Monadologie (frz., 1839).
▣ Literatur:
MacDonald Ross, G.: G. W. L. Leben u. Denken. A. d. Engl. Bad Münder am Deister 1990.
⃟ Holz, H. H.: G. W. L. Frankfurt am Main u. a. 1992.
⃟ Zingari, G.: L., Hegel u. der dt. Idealismus. A. d. Italien. Dettelbach 1993.
Leibniz,Gottfried Wilhelm, Universalgelehrter, v. a. Philosoph und Mathematiker, * Leipzig 1. 7. 1646, ✝ Hannover 14. 11. 1716; wurde 1676 Bibliothekar und Rat des Herzogs Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg in Hannover, später Hofgeschichtsschreiber, regte die Gründung der »Societät der Wissenschaften« (später »Preuß. Akademie der Wissenschaften«) in Berlin (1700) an. L. war ein bed. Mathematiker (u. a. trug er unabhängig von Newton entscheidend zur Entwicklung der Infinitesimalrechnung bei, führte den Funktionsbegriff ein und entwickelte das Dualsystem), Rechtsgelehrter, Physiker und Techniker (konstruierte die erste Rechenmaschine mit Staffelwalzen 1675), polit. Schriftsteller, Geschichts- und Sprachforscher. Mit fast allen bed. Gelehrten Europas stand er in regem Briefwechsel. Als Philosoph hat L. ein nichtmechanist., rationalistisch-idealist. Denkgebäude entworfen, das die mechanist. Naturerklärung des Descartes durch die Einführung des Begriffs der Zweckursachen mit dem religiösen Glauben zu versöhnen suchte. An die Stelle der toten Atome setzte L. individuelle, beseelte oder »nackte«, nicht ausgedehnte, äußeren mechan. Einwirkungen unzugängl. Substanzen bzw. Einheiten (Monaden), deren Lebensgrund die unendl. Urmonade der Welt, die Gottheit, bilde (Conway). In jeder dieser Monaden spiegele sich das Weltgeschehen mit versch. bewussten bis unbewussten Graden der Wahrnehmung (Perzeption), in den nackten Monaden als Bausteinen der Materie in unbewusster Weise. Die Weltvorgänge in den einzelnen »fensterlosen« Monaden sollen durch einen von vornherein von Gott angelegten Gleichklang aufeinander abgestimmt sein (»prästabilierte Harmonie«). Die Lehre L.' ist weltbejahend; die Ansicht, dass die Welt die vollkommenste unter allen mögl. Welten sei, benutzt L. zur Rechtfertigung Gottes.
Werke: Système nouveau de la nature et de la communication des substances (1695); Theodizee (frz., 1710); Monadologie (frz., 1839).
▣ Literatur:
MacDonald Ross, G.: G. W. L. Leben u. Denken. A. d. Engl. Bad Münder am Deister 1990.
⃟ Holz, H. H.: G. W. L. Frankfurt am Main u. a. 1992.
⃟ Zingari, G.: L., Hegel u. der dt. Idealismus. A. d. Italien. Dettelbach 1993.