Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Lehrdichtung
Lehrdichtung(didaktische Dichtung), Sammelbegriff für Literatur, die Wissen bzw. Belehrung in poet. Form vermittelt. Bei der L. i. e. S. ist die Belehrung Hauptzweck; didakt. Elemente enthalten u. a. auch die Gattungen Fabel, Epigramm, Spruch, Parabel. Bed. Werke der L. entstanden in der Frühzeit der Völker (ind. Veda, babylon. »Gilgamesch-Epos«, Hesiods »Theogonie« u. a.). In hellenist. und röm. Zeit wurden bestimmte Wissensbereiche systematisch in poet. Form vorgetragen, so von Lukrez (»De rerum natura«), Vergil (»Georgica«), Horaz (»Ars poetica«). Reich ist die geistl. und moralisch-prakt. L. des MA. (Freidanks »Bescheidenheit«, 13. Jh.; Hugo von Trimbergs »Der Renner«, 1300, u. a.). Eine neue Blütezeit setzte in Renaissance und Humanismus ein. In der Aufklärung lebte die L. noch einmal auf. Die L. Englands (J. Dryden, A. Pope, J. Thomson, E. Young) wirkte auf gleich gerichtete dt. Bestrebungen bei J. J. Bodmer, B. H. Brockes, A. von Haller. In den philosoph. Gedichten Schillers (»Die Künstler«, »Der Spaziergang«) und Goethes (»Metamorphose der Pflanzen«) gewann die L. hohen Rang. Zur jüngsten L. gehören die Lehrstücke B. Brechts.
Literatur:
Albertsen, L. L.: Das Lehrgedicht. Århus 1967.
Siegrist, C.: Das Lehrgedicht der Aufklärung. Stuttgart 1974.
Boesch, B.: Lehrhafte Lit. Lehre in der Dichtung u. L. im dt. Mittelalter. Berlin 1977.
Effe, B.: Dichtung u. Lehre. München 1977.
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