Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Lebensphilosophie
Lebensphilosophie,eine im 19. Jh. entstandene Sammelbez. für Philosophien, die im Prinzip des Lebens den metaphys. Grund der Wirklichkeit sehen. Sie stellen rationalist. und mechanist. Denkmodellen, aber auch dem Anspruch eines allein vom Geist her allgemein begrifflich deduzierten Weltbildes eine Ganzheitssicht entgegen, die das Dynamische, individuell Einmalige, Schöpferische im Leben für alle Bereiche der Wirklichkeit (ontologisch, ethisch, erkenntnistheoretisch, ästhetisch) als bestimmend ansieht. Der Geist wird als höchste Stufe des Lebens aufgefasst (W. Dilthey) oder als Mittel im Dienst des Lebens (H. Bergson) oder als Widersacher des Lebens, weil er dessen frei strömenden Fluss festlege (L. Klages). - Die L. knüpfte bes. an Gedanken Herders und des jungen Goethe, der Romantik, Schellings, Schopenhauers, v. a. an Nietzsche und Kierkegaard an. Ihre wichtigsten Vertreter im 20. Jh. waren Bergson, M. Blondel und Dilthey. Dilthey, M. Scheler und G. Simmel haben die L. v. a. nach der Seite einer Theorie der Geisteswiss., einer materialen Wertethik und eines dialekt. Pluralismus hin entwickelt. Vertreter fand die L. außerdem in der Soziologie, Kulturphilosophie, Psychologie und Ästhetik; ihre Auswirkungen reichten bis zu M. Heidegger und E. Husserl. Vielfach wurde die L. in der Form eines dichterisch oder gedanklich ausgestalteten Weltbildes entfaltet (H. Keyserling, Klages).
▣ Literatur:
Kühne-Bertram, G.: Aus dem Leben - zum Leben. Entstehung, Wesen u. Bedeutung populärer L. in der Geistesgeschichte des 19. Jh. Frankfurt am Main u. a. 1987.
Lebensphilosophie,eine im 19. Jh. entstandene Sammelbez. für Philosophien, die im Prinzip des Lebens den metaphys. Grund der Wirklichkeit sehen. Sie stellen rationalist. und mechanist. Denkmodellen, aber auch dem Anspruch eines allein vom Geist her allgemein begrifflich deduzierten Weltbildes eine Ganzheitssicht entgegen, die das Dynamische, individuell Einmalige, Schöpferische im Leben für alle Bereiche der Wirklichkeit (ontologisch, ethisch, erkenntnistheoretisch, ästhetisch) als bestimmend ansieht. Der Geist wird als höchste Stufe des Lebens aufgefasst (W. Dilthey) oder als Mittel im Dienst des Lebens (H. Bergson) oder als Widersacher des Lebens, weil er dessen frei strömenden Fluss festlege (L. Klages). - Die L. knüpfte bes. an Gedanken Herders und des jungen Goethe, der Romantik, Schellings, Schopenhauers, v. a. an Nietzsche und Kierkegaard an. Ihre wichtigsten Vertreter im 20. Jh. waren Bergson, M. Blondel und Dilthey. Dilthey, M. Scheler und G. Simmel haben die L. v. a. nach der Seite einer Theorie der Geisteswiss., einer materialen Wertethik und eines dialekt. Pluralismus hin entwickelt. Vertreter fand die L. außerdem in der Soziologie, Kulturphilosophie, Psychologie und Ästhetik; ihre Auswirkungen reichten bis zu M. Heidegger und E. Husserl. Vielfach wurde die L. in der Form eines dichterisch oder gedanklich ausgestalteten Weltbildes entfaltet (H. Keyserling, Klages).
▣ Literatur:
Kühne-Bertram, G.: Aus dem Leben - zum Leben. Entstehung, Wesen u. Bedeutung populärer L. in der Geistesgeschichte des 19. Jh. Frankfurt am Main u. a. 1987.