Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Leben-Jesu-Forschung
Leben-Jesu-Forschung,in der Theologie Bez. für die von der Aufklärung inspirierte, seit dem Ausgang des 18. Jh. zunächst von evang. Theologen betriebene wiss. Untersuchung des Lebens Jesu anhand der bibl. und außerbibl. Quellen. Die Klärung der Frage, inwieweit die Evangelien des N. T. eine Rekonstruktion des Lebens des histor. Jesus erlauben, war dabei von grundsätzl. Bedeutung und führte in der Folge zur Entwicklung der Methoden der historisch-krit. Exegese. Am Anfang der L.-J.-F. steht die Evangelienkritik H. S. Reimarus' (1778). Ausgehend von den Positionen eines krit. Rationalismus, wird zw. der Lehre Jesu selbst und der Lehre der Apostel als den Verfassern der neutestamentl. Schriften unterschieden. Die L.-J.-F. des 19. Jh. ist v. a. mit den Arbeiten D. F. Strauß' und B. Bauers verbunden. Strauß führte die Unterscheidung zw. dem »histor. Jesus« und dem (myth.) »Christus des Glaubens« ein (wogegen sich vonseiten der bibl. Theologie v. a. Martin Kähler [* 1835, ✝ 1912] wandte), Bauer sprach der Person Jesu jede Historizität ab. In populärer Form zusammengefasst hat E. Renan die Ergebnisse der L.-J.-F. des 19. Jh. (»Das Leben Jesu«, 1863). A. Schweitzer kam in seiner Geschichte der L.-J.-F. (1906) zu dem Schluss, dass eine Darstellung des histor. Jesus unmöglich sei. Die moderne (auch kath. und jüd.) Jesusforschung sieht zu solcher Skepsis keinen Anlass und betrachtet Quellenlage und method. Instrumentarium als für die wiss. Erforschung der Person Jesu grundsätzlich ausreichend.
Literatur:
Schweizer, E.: Jesus, das Gleichnis Gottes. Was wissen wir wirklich vom Leben Jesu? Göttingen 21996.
Theissen, G.: Der histor. Jesus. Ein Lb. Göttingen 1996.
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