Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Lawine
Lawine[ladin. lavina, von mlat. labina »Erdfall«, zu lat. labi »gleiten«] die, in der Schweiz Laui, in Tirol und Bayern Lahn, rasch abgleitendes oder abstürzendes Material, i. Allg. Schnee-L., seltener Eis-, Schutt-, Steinlawine. Voraussetzungen von Schnee-L. sind steile, i. Allg. waldfreie Hänge von mindestens 20º Neigung und eine schichtweise ungenügend verfestigte oder am Boden schlecht haftende Schneedecke. Erhöhte L.-Gefahr besteht bei großen Schneefällen, bei Tauwetter und tief greifender Erwärmung oder durch Schneeumlagerung (Triebschnee) verursachenden Wind. L. können auch durch Betreten oder Befahren lawinengefährdeter Hänge ausgelöst werden.
Nach der Anrissform unterscheidet man Schneebrett-L. und Lockerschnee-L. (beide Formen trocken oder nass). Schneebrett-L.: plötzl. Ablösung einer Schneetafel, die im Abgleiten in Schollen zerfällt; oft durch Skifahrer ausgelöst. Lockerschnee-L.: Entwicklung der Bewegung in lockerem Schnee von einem Punkt der Oberfläche ausgehend unter Zunahme an Breite und Tiefe. Bezüglich der Bewegungsform unterscheidet man Fließ- und Staublawinen. Fließ-L.: vorwiegend fließende Bewegung, dem Boden folgend, trocken oder nass bei Geschwindigkeiten von bis zu 40 m/s. Staub-L.: vorwiegend stiebende Bewegung durch die Luft infolge zunehmender Aufwirbelung des Schnees, trocken (Geschwindigkeit 15-70 m/s). Der Druck erreicht bei großen Fließ-L. häufig 500 kN/m2 = etwa 50 t/m2. Staub-L. erreichen große Geschwindigkeiten, haben aber wegen geringerer Schneedichte oft weniger zerstörende Wirkung als Fließ-L.; die Grund-L. ist eine große, nasse Fließ-L., oft vermischt mit Erde und Geröll. Sie entsteht bes. im Frühjahr bei Durchnässung der Schneedecke und fährt meist als geschlossene, sich verdichtende Schneemasse zu Tal. Viele größere L. haben bekannte Bahnen (L.-Züge, L.-Tobel, L.-Gassen, Lahngänge). Den besten natürl. L.-Schutz bietet geschlossener Hochwald im Anrissgebiet (Bannwald) oder ablenkende Geländeformen. Wo diese fehlen, sucht man Dörfer, Straßen usw. durch L.-Verbauung (Galerien, Lenkmauern, Bremshöcker, Fangdämme) zu sichern. Durch künstl. Auslösen der L. (Sprengung, Beschuss) kann die L.-Gefahr verringert werden.
▣ Literatur:
Munter, W.: Neue Lawinenkunde. Bern 21992.
⃟ Lawinenhandbuch, bearb. v. K. Gabl u. B. Lackinger. Innsbruck u. a. 61996.
⃟ W. Ammann u. a.: Lawinen. Basel, Berlin 1997.
Lawine[ladin. lavina, von mlat. labina »Erdfall«, zu lat. labi »gleiten«] die, in der Schweiz Laui, in Tirol und Bayern Lahn, rasch abgleitendes oder abstürzendes Material, i. Allg. Schnee-L., seltener Eis-, Schutt-, Steinlawine. Voraussetzungen von Schnee-L. sind steile, i. Allg. waldfreie Hänge von mindestens 20º Neigung und eine schichtweise ungenügend verfestigte oder am Boden schlecht haftende Schneedecke. Erhöhte L.-Gefahr besteht bei großen Schneefällen, bei Tauwetter und tief greifender Erwärmung oder durch Schneeumlagerung (Triebschnee) verursachenden Wind. L. können auch durch Betreten oder Befahren lawinengefährdeter Hänge ausgelöst werden.
Nach der Anrissform unterscheidet man Schneebrett-L. und Lockerschnee-L. (beide Formen trocken oder nass). Schneebrett-L.: plötzl. Ablösung einer Schneetafel, die im Abgleiten in Schollen zerfällt; oft durch Skifahrer ausgelöst. Lockerschnee-L.: Entwicklung der Bewegung in lockerem Schnee von einem Punkt der Oberfläche ausgehend unter Zunahme an Breite und Tiefe. Bezüglich der Bewegungsform unterscheidet man Fließ- und Staublawinen. Fließ-L.: vorwiegend fließende Bewegung, dem Boden folgend, trocken oder nass bei Geschwindigkeiten von bis zu 40 m/s. Staub-L.: vorwiegend stiebende Bewegung durch die Luft infolge zunehmender Aufwirbelung des Schnees, trocken (Geschwindigkeit 15-70 m/s). Der Druck erreicht bei großen Fließ-L. häufig 500 kN/m2 = etwa 50 t/m2. Staub-L. erreichen große Geschwindigkeiten, haben aber wegen geringerer Schneedichte oft weniger zerstörende Wirkung als Fließ-L.; die Grund-L. ist eine große, nasse Fließ-L., oft vermischt mit Erde und Geröll. Sie entsteht bes. im Frühjahr bei Durchnässung der Schneedecke und fährt meist als geschlossene, sich verdichtende Schneemasse zu Tal. Viele größere L. haben bekannte Bahnen (L.-Züge, L.-Tobel, L.-Gassen, Lahngänge). Den besten natürl. L.-Schutz bietet geschlossener Hochwald im Anrissgebiet (Bannwald) oder ablenkende Geländeformen. Wo diese fehlen, sucht man Dörfer, Straßen usw. durch L.-Verbauung (Galerien, Lenkmauern, Bremshöcker, Fangdämme) zu sichern. Durch künstl. Auslösen der L. (Sprengung, Beschuss) kann die L.-Gefahr verringert werden.
▣ Literatur:
Munter, W.: Neue Lawinenkunde. Bern 21992.
⃟ Lawinenhandbuch, bearb. v. K. Gabl u. B. Lackinger. Innsbruck u. a. 61996.
⃟ W. Ammann u. a.: Lawinen. Basel, Berlin 1997.