Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Lautverschiebung
Lautverschiebung,gleichartige Veränderung größerer Teile des Lautsystems einer Sprache, bes. der Konsonanten. Die erste oder germanische L. unterscheidet alle german. von allen anderen indogermanischen Sprachen. Sie besteht darin, dass 1) die stimmlosen Verschlusslaute (p, t, k) zu stimmlosen Reibelauten werden (f, þ, χ) im Anlaut und im Inlaut unmittelbar hinter dem alten Wortton, zu stimmhaften (β, ȓ, ɣ) in allen anderen Stellungen (Verner), z. B. lat. pater, altnord. faȓir »Vater«; 2) die behauchten stimmhaften Verschlusslaute (bh, dh, gh) zu stimmhaften Reibelauten (β, ȓ, ɣ) werden, schließlich zu stimmhaften Verschlusslauten (b, d, g), z. B. indogerman. ghostis, ahd. Gast; 3) die stimmhaften Verschlusslaute (b, d, g) zu stimmlosen (p, t, k), z. B. lat. genu, got. kniu »Knie«.
Die zweite oder hochdeutsche L. unterscheidet die hochdt. Mundarten einschl. des Langobardischen von allen anderen german. Sprachen. Dabei werden 1) die german. stimmlosen Verschlusslaute (p, t, k) im Anlaut und im Inlaut nach Konsonant sowie bei Verdoppelung zu Affrikaten (pf, ts, kch): z. B. niederdt. pund, hochdt. Pfund, sonst zu doppelten stimmlosen Reibelauten (ff, ss, hh/chch): z. B. niederdt. water, maken, hochdt. Wasser, machen; 2) die german. stimmhaften Verschlusslaute (b, d, g) zu stimmlosen (p, t, k): z. B. niederdt. dag, hochdt. Tag; 3) die german. stimmhaften Reibelaute (β, ȓ, ɣ) zu stimmhaften Verschlusslauten (b, d, g): z. B. niederdt. geven, hochdt. geben. Im Ggs. zur ersten L. ist aber die Verbreitung dieser einzelnen Erscheinungen innerhalb des hochdt. Gebiets sehr verschieden, sodass sich zw. den niederdt. Mundarten, die die zweite L. nicht zeigen, und den schweizerischen, die sie vollständig durchführen, ein breites Übergangsgebiet findet. Die erste L. wird sehr verschieden datiert (500 v. Chr. bis 3. Jh. n. Chr.), die zweite hat sich in ihrem Kerngebiet im 7. Jh. n. Chr. durchgesetzt.
Lautverschiebung,gleichartige Veränderung größerer Teile des Lautsystems einer Sprache, bes. der Konsonanten. Die erste oder germanische L. unterscheidet alle german. von allen anderen indogermanischen Sprachen. Sie besteht darin, dass 1) die stimmlosen Verschlusslaute (p, t, k) zu stimmlosen Reibelauten werden (f, þ, χ) im Anlaut und im Inlaut unmittelbar hinter dem alten Wortton, zu stimmhaften (β, ȓ, ɣ) in allen anderen Stellungen (Verner), z. B. lat. pater, altnord. faȓir »Vater«; 2) die behauchten stimmhaften Verschlusslaute (bh, dh, gh) zu stimmhaften Reibelauten (β, ȓ, ɣ) werden, schließlich zu stimmhaften Verschlusslauten (b, d, g), z. B. indogerman. ghostis, ahd. Gast; 3) die stimmhaften Verschlusslaute (b, d, g) zu stimmlosen (p, t, k), z. B. lat. genu, got. kniu »Knie«.
Die zweite oder hochdeutsche L. unterscheidet die hochdt. Mundarten einschl. des Langobardischen von allen anderen german. Sprachen. Dabei werden 1) die german. stimmlosen Verschlusslaute (p, t, k) im Anlaut und im Inlaut nach Konsonant sowie bei Verdoppelung zu Affrikaten (pf, ts, kch): z. B. niederdt. pund, hochdt. Pfund, sonst zu doppelten stimmlosen Reibelauten (ff, ss, hh/chch): z. B. niederdt. water, maken, hochdt. Wasser, machen; 2) die german. stimmhaften Verschlusslaute (b, d, g) zu stimmlosen (p, t, k): z. B. niederdt. dag, hochdt. Tag; 3) die german. stimmhaften Reibelaute (β, ȓ, ɣ) zu stimmhaften Verschlusslauten (b, d, g): z. B. niederdt. geven, hochdt. geben. Im Ggs. zur ersten L. ist aber die Verbreitung dieser einzelnen Erscheinungen innerhalb des hochdt. Gebiets sehr verschieden, sodass sich zw. den niederdt. Mundarten, die die zweite L. nicht zeigen, und den schweizerischen, die sie vollständig durchführen, ein breites Übergangsgebiet findet. Die erste L. wird sehr verschieden datiert (500 v. Chr. bis 3. Jh. n. Chr.), die zweite hat sich in ihrem Kerngebiet im 7. Jh. n. Chr. durchgesetzt.