Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Laos
Laos Fläche: 236 800 km2
Einwohner: (1995) 4,882 Mio.
Hauptstadt: Vientiane
Verwaltungsgliederung: 16 Provinzen, Hauptstadtpräfektur
Amtssprache: Laotisch
Nationalfeiertag: 2. 12.
Währung: Kip
Zeitzone: MEZ + 6 Std.
(amtlich laot. Sathalanalath Paxathipatai Paxaxon Lao; dt.: Demokrat. Volksrepublik L.), Staat in SO-Asien, grenzt im N an China, im NO und O an Vietnam, im S an Kambodscha, im W an Birma und Thailand.
Staat und Recht: Nach der Verf. vom 14. 8. 1991 ist L. Volksrepublik. Staatsoberhaupt ist der auf fünf Jahre vom Parlament gewählte Präs.; die Exekutive liegt beim Min.rat unter Vorsitz des MinPräs. Als Legislativorgan fungiert die Nationalversammlung (99 Abg., für fünf Jahre gewählt). Das neue Grundgesetz fixiert die Existenz unterschiedl. Eigentumsformen und den Übergang zu marktwirtsch. Strukturen, schreibt aber zugleich die Monopolstellung der Laot. Revolutionären Volkspartei (LRVP) fest.
Landesnatur: Der Binnenstaat L. erstreckt sich auf der Halbinsel Hinterindien in NW-SO-Richtung am Mekong. L. ist größtenteils gebirgig (Phou Bia; 2 817 m ü. M.), mit eingelagerten Hochebenen und Becken, u. a. das ehem. strategisch wichtige Tranninhplateau (Ebene der Tonkrüge). Fruchtbare, dicht besiedelte Ebenen finden sich längs des Mekong unterhalb von Vientiane. Inselhaft ragt im S das Bolovenplateau bis 1 702 m auf. Das Klima ist tropisch; Monsunregen von Mai bis September. Vorherrschend ist ein in der Trockenzeit das Laub abwerfender Wald, in feuchteren Höhenlagen immergrüner trop. Regenwald.
Bevölkerung: L. ist relativ dünn besiedelt, der Verstädterungsgrad ist gering (über 20 %). Etwa 55 % der Bev. sind Lao-Lum (Tal-Lao, die Lao i. e. S.), 3 % Lao-Thai (Stammes-Lao), 27 % Lao-Theung (Lao der Berghänge, auch Kha gen.) und 15 % Lao-Sung (Lao der Berggipfel, einschl. Yao und Miao). - Das Schulsystem befindet sich noch im Ausbau (Einschulung ab 7. Lebensjahr); Analphabetenquote 43 %. Neben Lehrerausbildungsanstalten gibt es eine Univ. in Vientiane (gegr. 1958) und drei techn. Hochschulen in anderen Städten. - Der Hinajana-Buddhismus ist die am weitesten verbreitete Religion (rd. 60 % der Bev., bis 1975 Staatsreligion; 16 000 Mönche, 1 000 Nonnen).
Wirtschaft, Verkehr: L. gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Erde; es bestehen jedoch kaum Ernährungsengpässe. Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft. Die 1978 eingeleitete Kollektivierung führte zur Bildung von 4 000 Genossenschaften, in denen 74 % der in der Landwirtschaft Erwerbstätigen beschäftigt sind. Hauptanbauprodukt ist Reis, gefolgt von Mais, Bataten, Maniok, Gemüse, Kaffee, Zuckerrohr und Tabak. Der Reichtum an Hölzern (etwa 40 % des Landes sind bewaldet), v. a. Teak, wird nur sehr wenig genutzt. Unkontrollierter Brennholzeinschlag und Brandrodungsfeldbau verursachen aber erhebl. ökolog. Schäden. Im Goldenen Dreieck erfolgt der Anbau von Schlafmohn zur Opiumgewinnung (unter staatl. Kontrolle). Die z. T. umfangreichen Bodenschätze (Eisen-, Zinn-, Blei-, Kupfererz, Gold u. a.) werden kaum abgebaut. Das gewaltige Wasserkraftpotenzial wird bisher nur durch die Kraftwerke Nam Ngum (150 MW) und Xeset genutzt; der Strom wird z. T. nach Thailand exportiert. Die Ind. ist wenig entwickelt (v. a. Weiterverarbeitung von Agrarprodukten); L. ist auf Wirtschaftshilfe angewiesen. Exportiert werden u. a. Textilien, Holz, Kaffee, Zinn. - Wichtigste Wasserstraße ist der Mekong, doch ist er nicht durchgehend schiffbar (Stromschnellen). 1994 wurde die erste Brücke über den Mekong eröffnet (bei Tha Naleng). Nur etwas mehr als die Hälfte des über 14 000 km langen Straßennetzes ist auch in der Regenzeit befahrbar. Ein internat. Flughafen liegt bei Vientiane.
Geschichte: Die aus S-China eingewanderten Lao errichteten im 14. Jh. das Königreich Lan Chang (»Land der Millionen Elefanten«), dessen erster Herrscher Fa Ngum (1353-73) war. 1563 wurde die Hptst. von Luang Prabang nach Vientiane verlegt. In der Reg.zeit von König Souligna Vongsa (1637-94), unter dem das Land eine Blütezeit erlebte, kamen die ersten Europäer nach Laos. Nach seinem Tod zerfiel Lan Chang in die miteinander rivalisierenden Reiche Luang Prabang, Vieng Chiang (Vientiane) und Champassak, die in der 2. Hälfte des 18. Jh. in Abhängigkeit von Siam (Thailand) gerieten. Im Krieg des Königs Anou Vong (1804-27) von Vientiane gegen die Thai wurde sein Reich weitgehend zerstört und danach eine Provinz Siams. Das seit 1893 unter dem Protektorat Frankreichs stehende L. gehörte zu Frz.-Indochina (mit Ausnahme des formal weiterbestehenden Königreichs Luang Prabang). Mehrere Aufstände, u. a. der Kha (1901-07) und der Miao (1918-22), richteten sich gegen die frz. Herrschaft. Im März 1945 eroberten die Japaner das Land; nach der japan. Kriegskapitulation proklamierte der laot. Prinz Phetsarat im Sept. 1945 die Unabhängigkeit des Landes; am 12. 10. 1945 wurde die provisor. Reg. des »Pathet Lao« (Land Lao) geschaffen. Im Frühjahr 1946 besetzten die Franzosen jedoch erneut das Land und setzten den Monarchen von Luang Prabang, Sisavang Vong, als König von ganz L. ein. 1949 wurde L. im Rahmen der Französischen Union unabhängig; nach der frz. Niederlage im Indochinakrieg erhielt das Land 1954 die volle staatl. Souveränität. In den nachfolgenden Jahren entbrannte ein Machtkampf zw. den von den USA unterstützten prowestl. Kräften (Prinz Boun Oum), den Neutralisten (Souvanna Phouma) und der prokommunist., von Nord-Vietnam unterstützten Pathet-Lao-Bewegung (Souvanna Vong). Souvanna Phouma (1951-54, 1956-58 MinPräs.) nahm im Sinne einer Ausgleichspolitik 1957 Vertreter des Pathet Lao in seine Reg. auf. Als nach dem Sturz von Souvanna Phouma ( 1958) der Pathet Lao durch prowestl. Kräfte aus der Regierungsverantwortung gedrängt und verfolgt wurde, kam es zum Bürgerkrieg. Im Mai 1961 schlossen die laot. Konfliktparteien einen Waffenstillstand. Im Gefolge der Genfer L.-Konferenz (1961/62) wurde 1962 eine neue Koalitionsreg. unter Souvanna Phouma gebildet, die der Pathet Lao jedoch 1963 verließ. Der erneut ausbrechende Bürgerkrieg, in dessen Verlauf der Pathet Lao die Kontrolle über zwei Drittel des Landes gewann (wechselvolle Kämpfe um die »Ebene der Tonkrüge«), verband sich seit Mitte der 60er-Jahre zunehmend mit dem Vietnamkrieg (Einbeziehung des vom Pathet Lao kontrollierten Gebietes in das nordvietnames. Nachschubsystem des Ho-Chi-Minh-Pfades, amerikan. Luftangriffe auf die »Ebene der Tonkrüge«, Vorstöße südvietnames. Truppen). Nach Abschluss eines Friedensvertrags (1973) und der Bildung einer »Regierung der Nat. Einheit« (1974) unter Souvanna Phouma kam es nach dem Sieg der kommunist. Kräfte im Vietnamkrieg 1975 zu einer Machtverschiebung zugunsten des Pathet Lao. Am 2. 12. 1975 erfolgte die Proklamation der »Laot. Demokrat. Volksrepublik« mit Souvanna Vong als Staatspräs. (1975-86); allein regierende Staatspartei wurde die 1955 gegr. LPRP. Diese Veränderungen lösten einen Flüchtlingsstrom nach Thailand aus. 1989, 1992 und 1997 fanden Parlamentswahlen statt, bei denen die Bewerber um ein Mandat von der kommunistisch gelenkten Dachorganisation »Nationale Aufbaufront« bestätigt werden mussten. Nachdem 1992-98 Nouhak Phoumsavanh Staatspräs. war, übernahm der ab 1991 als MinPräs. amtierende Khamtay Siphandone (seit 1992 auch Vors. der LPRP) dieses Amt; er wurde 1998 als Reg.-Chef von Sisavath Keobounphanh abgelöst. 1995 ratifizierten L., Birma und China die Verträge über die Grenzfestlegung im Dreiländereck. Im Juli 1997 wurde L. Mitgl. der ASEAN.
Literatur:
Schultze, Michael: Die Geschichte von L. Von den Anfängen bis zum Beginn der neunziger Jahre. Hamburg 1994.
Schultze, Michael: L.-Handbuch. Bielefeld 1995.
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